Bei ihm lassen Scheichs und Oligarchen ihre Luxus-Yachten planen

Traunstein - Eine Sauna mit Beschneiungsanlage und Polsterbezüge aus vergoldetem Fischleder: die Wünsche der Superreichen für ihre Luxus-Yachten sind oft ausgeflippt. Bei der Planung mischt eine kleine Traunsteiner Firma mit.
Ein indischer Geschäftsmann, ein arabischer Regierungschef oder ein russischer Multimilliardär - wer genau der Kunde ist, weiß auch Markus Faust meist nicht, wenn ein neuer Auftrag ins Büro flattert. Diskretion ist alles. So war es zum Beispiel auch bei einem Konstruktionsauftrag für einen Möbelbau vor einigen Jahren: Es handelte sich schließlich um die damals größte und teuerste Segelyacht der Welt: "Erst als wir später die Fotos in den Medien gesehen haben, war uns klar, dass wir da mitgeplant haben", so Faust. Der Auftraggeber in diesem Fall: Ein russischer Oligarch mit einem geschätzten Privatvermögen von 13 Milliarden US-Dollar.
Die ausgefallenen Wünsche der Auftraggeber
Markus Faust leitet in der Traunsteiner Innenstadt die Firma "AV-Line". Ein kleines, unspektakuläres Büro, ein Dutzend Mitarbeiter. Man plant und konstruiert den Innenausbau von Luxus-Yachten, VIP-Flugzeugen oder exklusiven Häusern. Wenn Faust die Wünsche seiner Kunden aufzählt, kann man schon mal mit den Ohren schlackern:
Wasserfälle oder Aquarien auf den Decks von Yachten. Im Innenraum Kinos oder Beschneiungsanlagen in der Sauna. Ein gläserner Bug einer Yacht zum Hinausschauen. Verkleidungen aus Marmor und Diamanten. Und bei den Sitzbezügen darf es auch mal vergoldetes Fischleder sein.
Um beim Beispiel der XXL-Yacht des russischen Kunden zu bleiben: Speed-Boote oder Jet-Ski sind bei seiner Yacht nur Beiwerk. Das Schiff hat auch ein eigenes U-Boot und ein Raketenabwehrsystem. Wenn der Multi-Milliardär über die Meere schippert, sind dort bis zu 120 Menschen beschäftigt. Seine Yacht hat acht Decks und ist über 140 Meter lang.
Bis zu einem Jahr Planung in Traunstein
An den großen Luxus-Yachten wird im Gesamten oft drei oder vier Jahre lang geplant, bis das Schiff vom Stapel läuft. Markus Faust und seine Mitarbeiter übernehmen die Planung des Innenausbaus, erhalten Materialbeschreibungen, Vorstellungen und Wünsche der Auftraggeber. AV-Line entwirft die Pläne, umgesetzt werde sie schließlich an anderer Stelle.
Richtig kompliziert wird es zum Beispiel bei Lederbezügen oder Möbelstücken auf den Außendecks der mehrstöckigen Yachten: "Da müssen die Materialen allen Temperaturen und jedem Wetter stand halten. Die Konstruktion muss exakt passen. Bei der Abnahme suchen extra eingesetzte Gutachter des Auftraggebers jedes Möbelstück oft vier bis acht Stunden lang mit Lupe und Taschenlampe nach Mängeln ab", so Faust.
"Auf einer dieser Yachten war ich selber noch nie"
Die Mitarbeiter von Markus Faust entstammen dagegen oft dem einfachen Handwerk: Holztechniker, Ingenieure - mit einer Schreinerlehre hat es bei vielen angefangen, bis sie zu AV-Line kamen. Neun bis zwölf Monate arbeiten die Traunsteiner oft an einem der Großprojekte. Zu sehen bekommt Faust aber letztlich nur die fertigen Möbel: "Auf einer dieser Yachten war ich selber leider noch nie."
xe