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Vergewaltigung an Salzburger Grenze? „In diesem Wald hätte er mich auch umbringen können“

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Von: Xaver Eichstädter

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Mit etlichen Fake-Accounts in den „sozialen Medien“ soll ein Mann aus Bayerisch Gmain Frauen erpresst haben: seine damalige Freundin und eine 29-Jährige, die er im Grenzgebiet angeblich auch vergewaltigt hat. Beide sagten nun vor Gericht aus - und ärgerten sich auch über ihre Naivität...

Traunstein/Bayerisch Gmain - Es war eine dunkle, kalte Nacht am 29. Dezember 2020: ein Waldstück direkt an der bayerisch-österreichischen Grenze zwischen Bayerisch Gmain und Großgmain - dort soll eine heute 29-jährige Frau vergewaltigt worden sein. Vor dem Traunsteiner Landgericht wurde am Dienstag (14. Februar) der Prozess gegen einen jungen Mann aus Bayerisch Gmain fortgesetzt. Für ihre Zeugenaussage musste die Österreicherin ihrem mutmaßlichen Peiniger heute wieder vor die Augen treten.

Hochstapelei, Fake-Accounts - und eine Vergewaltigung bei Großgmain?

Mit einer Mischung aus Hochstapelei, Tricks und Drohungen von mehreren Fake-Accounts in den „sozialen Medien“ habe der Angeklagte sie an den Waldrand bei Großgmain gelockt. „Dann ist ein maskierter, schwarz gekleideter Mann aus dem Gebüsch gesprungen und hat mir mit verstellter Stimme gedroht, dass er bewaffnet ist“, so die 29-Jährige. Handy und Autoschlüssel seien ihr abgenommen worden, auf Gegenwehr verzichtete sie lieber: „Er hätte mich in diesem Wald ja auch umbringen können...“ Es war schon nach 23 Uhr.

Ihre Wertgegenstände hätte der Bayerisch Gmainer dann versteckt und sei kurz danach wieder zurückgekommen. Mehrmals habe er die Österreicherin gegen die Motorhaube ihres Autos geschlagen und sie dabei vergewaltigt. „Ich musste weinen, war total überfordert und wusste nicht mehr, ob ich da noch lebend herauskomme“, so die Frau vor Gericht: „Ich hab es dann einfach über mich ergehen lassen, damit es vorbei ist.“ Auch zum Oralverkehr sei sie noch gezwungen und dabei gefilmt worden. Noch heute befindet sich die Frau in Psychotherapie.

„Er prahlte, wie viel Geld er nicht hat“ - doch dann drehte sich der Spieß um

Kennengelernt hat man sich über die Dating-App „Lovoo“ und später auch öfters getroffen - intim, aber einvernehmlich. „Er prahlte, wie viel Geld er nicht hat und sogar eine Assistentin“, berichtet die Frau von den Sprüchen des Angeklagten. Er habe ihr fünfstellige Summen und ein „schöneres Leben“ geboten, wenn sie immer verfügbar sei. Die 29-Jährige ließ sich darauf ein, doch dann habe sich der Spieß umgedreht - und er forderte Geld. Etwa 4500 Euro habe sie unter Druck an den Bayerisch Gmainer gezahlt. Mit den verschiedensten Fake-Profilen stand er mit ihr in Kontakt: „Erst im Nachhinein wurde mir klar, dass das alles er gewesen sein könnte.“

Auch Ex-Freundin mit Nacktfotos erpresst? „Ich war sehr naiv“

Zum Opfer wurde wohl aber auch die Ex-Freundin des jungen Mannes - sogar während der Zeit, als die beiden noch ein Paar waren. Um sie auszutricksen, war der Bayerisch Gmainer sogar mit zehn Fake-Accounts aktiv. „Er war meine erste Liebe und ich habe ihm vertraut“, so die 23-Jährige nun vor dem Landgericht - und sie gab zu: „Ich bin erst relativ spät auf die Idee gekommen, dass da irgendwas nicht stimmen kann. Ich war sehr naiv.“

Ein „Benni Müller“ habe sich bei der jungen Frau über Instagram gemeldet - „kein Problem“, meinte der Angeklagte damals zu ihr, er kenne ihn. Doch dann forderte der Instagram-User plötzlich Nacktfotos, drohte der Frau, sie zu veröffentlichen - und präsentierte ihr auf einmal echte Nacktfotos von ihr, obwohl sie ihm keine schickte. Andere Fake-Accounts standen plötzlich angeblich vor ihrer Tür, wussten, welche Klamotten sie trug oder „entführten“ einen Bekannten. „Der Angeklagte sicherte mir immer wieder zu, er werde die Probleme aus dem Weg schaffen.“

In Wahrheit steckte aber der Bayerisch Gmainer selbst hinter den Fake-Accounts, das gab er vor Gericht bereits zu. Warum macht man sowas mit der eigenen Partnerin? Richterin Heike Will hielt es für möglich, dass er sich damit immer wieder als Problemlöser und Retter habe aufspielen wollen, um so Vertrauen und Intimitäten von seiner damaligen Freundin zu bekommen. Verteidiger Jürgen Pirkenseer meinte zu der jungen Frau: „Vielleicht wollte Sie mein Mandant mit den Fake-Profilen nur beschäftigen, damit Sie online niemanden anderen kennenlernen?“

Junger Mann aus Bayerisch Gmain zum Teil geständig

Nicht nur das falsche Spiel mit den Fake-Profilen gestand der Angeklagte vor Gericht bereits, sondern auch, dass er der Frau aus Österreich die 4500 Euro abknöpfte. Das Geld wolle er ihr zurückzahlen. Nur: Von einer Vergewaltigung am Waldrand bei Großgmain könne nicht die Rede sein, der Sex dort sei einvernehmlich gewesen. Angeklagt ist er aber nicht nur wegen Vergewaltigung, sondern auch wegen Körperverletzung, Jugendpornographie, Nötigung, Bedrohung und der Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs. Der Prozess wird am 28. Februar in Traunstein fortgesetzt.

xe

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