Widerstand gegen Geothermieprojekt
Garching - Ineffizient, laut und potenziell gefährlich: Gegen das Geothermieprojekt formiert sich Widerstand. Geo-Energie Bayern jedoch weist alle Vorwürfe von sich.
Es formiert sich Widerstand gegen das Geothermie-Projekt in Garching an der Alz. Eine jüngst ins Leben gerufenen Bürgerinitative mahnt eine hohe Lärmbelastung durch Bohrungen sowie die geringe Energieeffizienz eines möglichen Geothermiekraftwerks an.
"39 Dezibel Tag und Nacht"
"Wir werden 39 Dezibel Tag und Nacht vor unserer Haustüre haben", klagt Heribert Linner von der Bürgerinitiative. Schon dieser in einem Lärmgutachten ermittelte Wert ist dem Garchinger zu hoch, doch er befürchtet, dass die tatsächliche Lärmbelastung weit höher ausfallen könnte. Stutzig mache ihn vor allem, dass der im Gutachten errechnete Wert genau ein Dezibel unter der Obergrenze von 40 Dezibel liegt. Doch solange es kein Gegengutachten gibt, kann Linner kaum beweisen, dass das erste Gutachten fehlerhaft ist. Mit Kosten in Höhe von 7000 bis 8000 Euro ist ein solches Gutachten Linner jedoch einfach zu teuer.
Darüber hinaus machen sich einige Anwohner Gedanken über einen möglichen Kühlmittelaustritt im Kraftwerk oder Mikroerdbeben, fühlen sich mit ihren Sorgen jedoch alleine gelassen: "Es lässt partout keiner mit sich reden", ärgert sich Linner.
"Wirkungsgrad unter aller Sau"
Die Leitung des Garchinger Geothermieprojekts hat das erst 2007 gegründete Unternehmen Geo-Energie Bayern. Insgesamt rund 70 Millionen Euro nimmt das Unternehmen in die Hand, um in Garching zu bohren. In 3500 bis 3700 Metern Tiefe wird Messungen zufolge 127 bis 130 Grad heißes Wasser erwartet. Derzeit laufen noch die Planungen für die Bohrungen, die im Laufe dieses Jahres beginnen sollen. Fernziel ist die Inbetriebnahme eines Geothermiekraftwerks auf Garchinger Grund im Jahre 2015.
Mit Erdwärme kann nicht nur geheizt, sondern auch Strom erzeugt werden. Genau das ist das primäre Ziel von Geo-Energie Bayern - und Linner ein Dorn im Auge: "Der Wirkungsgrad ist unter aller Sau", schimpft der Garchinger. Die Bürgerinitiative sei nicht grundsätzlich gegen Geothermie, Eine Versorgung der Anwohner mit Fernwärme würde sie sogar begrüßen. Die Stromerzeugung mittels Erdwärme diene laut Linner jedoch nur den ausländischen Investoren des Projekts.
"Geothermie interessant für Energiemix"
Dr. Dietfried Brusst, Explorationsgeologe bei Geo-Energie Bayern, räumt ein, dass die Effizienz von Geothermie-Kraftwerken noch nicht optimal ist. "Die Technik ist noch in den Kinderschuhen." Im Laufe der Jahre werde der Wirkungsgrad jedoch erhöht werden. Einen Vorteil von Erdwärme sieht Brusst in der Tatsache, dass die Energie das ganze Jahr über verfügbar ist. "Das macht Geothermie interessant für den Energiemix."
Ob die heißen Quellen im Garchinger Boden auch zur Wärmeversorgung der Garchinger Haushalte genutzt werden, hänge letztlich von der Wirtschaftlichkeit ab - und damit auch von der Nachfrage in der Gemeinde. "Die Gemeinde hat Interesse bekundet", erklärt Brusst. Jetzt müsse ein Wärmenutzungsgutachten die Wirtschaftlichkeit prüfen. "Wenn es wirtschaftlich nicht möglich ist, ergibt es keinen Sinn", räumt Brusst ein.
Positive Gutachten und Messungen
Eine Lärmbelästigung durch die Bohrungen sieht der Geologe nicht. Eine Schallprognose habe ergeben, dass bei den Bohrungen alle Richtwerte eingehalten würden. Daher seien auch keine Schallschutzmaßnahmen geplant. "Wenn die Anwohner trotzdem Bedenken haben, wird man sich zusammentun." Das in Kraftwerken eingesetzte Kühlmittel ist für Brusst keine Gefahrenquelle, "wenn man es sachgemäß benutzt", und Mikroerdbeben seien in Süddeutschland grundsätzlich kein Problem. "Wir haben ein mikroseismisches Monitoring-Netz aufgebaut, überwachts vom bayerischen Erdbebenamt", erklärt der Geologe. Dabei hätten sich keine Daten zu relevanten Mikroerdbeben ergeben.
Klagen die Anwohner?
Die Positionen der Bürgerinitiative und des Geothermie-Unternehmens könnten kaum gegensätzlicher sein. Geo-Energie Bayern jedoch hat zumindest bislang alle Gutachten auf seiner Seite. Einspruch gegen die Bohrungen können die Anwohner übrigens nicht erheben, ihnen bleibt einzig eine Klage gegen das Projekt. Dies schließt Linner allerdings aus. "Wer kann sich das leisten? Ich nicht."