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Das entsteht im Gasthof Kufner in Obing

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Von: Christa Auer

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Der „Kufner“ ist aktuell im Umbau. Schon bald sollen im ehemaligen Gasthof Familien und Senioren einziehen.
Der „Kufner“ ist aktuell im Umbau. © Auer

Die Gastwirtschaft „Kufner“ war eine Institution in Obing. Was nun aus dem Treffpunkt werden soll.

Obing - Über Generationen hinweg war die Gastwirtschaft ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt und unverzichtbarer Teil des gesellschaftlichen Lebens. „Das könnte wieder so werden“, sagt die Obinger Seniorenbeauftragte und Zweite Bürgermeisterin Franziska Mayer. In dem ortsbildprägenden Gebäude in zentraler Lage soll ein Seniorenzentrum entstehen, das es so bisher in der Gemeinde noch nicht gibt. „Der Kufner“ ist ein Glücksfall für Obing“, betont Mayer.

Kombination aus Pflege und Wohnen

Die Kombination aus Tagespflege und selbstständigem Wohnen, zu dem man je nach Bedarf Leistungen hinzubuchen kann, ermögliche den Bewohnern im Alter ein hohes Maß an Selbstständigkeit und Selbstbestimmung. Zudem bringe das angedachte Service-Modell große Entlastung für pflegende Angehörige. Damit werde eine wichtige Versorgungslücke geschlossen. „Ich stehe hinter dem Konzept und bin froh, dass mit dem zusätzlichen Angebot mehr Bürger die Möglichkeit haben, ihren Lebensabend in ihrer Heimatgemeinde zu verbringen“, bekräftigt die Zweite Bürgermeisterin.

Alterungerfordert Konzepte

Das Thema Leben im Alter sei eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen. Bereits jetzt sei jeder fünfte Bürger über 65 Jahre alt. In wenigen Jahren werde es jeder vierte sein.

Die Überalterung der Gesellschaft und ein darauf zugeschnittenes Versorgungsangebot bekomme immer mehr Bedeutung. Obing sei auf einem guten Weg, findet Franziska Mayer. Das bestehende Seniorenheim Josephihof biete 42 Pflegeplätze. In den kommenden Jahren solle auch der Neubau des Seniorenheims in Frabertsham erfolgen. Hier sollen entweder 90 Pflegeplätze oder 60 Pflege- und 40 Tagespflegeplätze entstehen. „Das geplante Seniorenzen trum im Kufner ist ein wichtiger Baustein für das Pflege- und Betreuungsangebot im Bereich Obing und natürlich auch darüber hinaus“, bekräftigt auch Bürgermeister Sepp Huber (FW). Doch es sei eben nur ein Schritt in die richtige Richtung.

Letztlich brauche die Problematik einer immer älter werdenden Gesellschaft einen ganzheitlichen Ansatz. Die Verwaltungsgemeinschaft Obing, Pittenhart, Kienberg habe deshalb bereits vor geraumer Zeit die Einrichtung eines Quartiersmanagements beschlossen und damit wichtige Weichen gestellt. Derzeit laufe der Förderantrag. Das Quartiersmanagement solle künftig als neutrale Anlaufstelle für alle Bürger ortsnahe und kompetente Hilfe rund ums Älterwerden leisten und notwendige Strukturen für die Vernetzung von Betreuungs-, Begegnungs- und Hilfsangebote schaffen. Das Spektrum könne von der Beratung beim Bau einer barrierefreien Wohnung und Hilfe bei behördlichen Anträgen über die Vermittlung von hauswirtschaftlichen Hilfen, Fahr- und Begleitdiensten bis hin zur Integration einer engagierten Nachbarschaftshilfe oder Entlastungsangeboten wie beispielsweise das „Cafè Memory“ reichen, so Huber.

Derzeit beleuchten Vertreter der Ratsfraktionen, die Seniorenbeauftragten und Vereinsvertreter aus dem Bereich der Verwaltungsgemeinschaft mit fachlichen Beratern den Ist-Zustand. Fakt sei, dass Einkaufsmöglichkeiten und Gesundheitsversorgung in Obing selbst außerordentlich gut seien, betont Huber. Im Außenbereich der Flächengemeinde sei das natürlich deutlich schlechter. Deshalb spiele ein Netzwerk mit Fahrdiensten und Nachbarschaftshilfe in den Überlegungen für die künftige Ausrichtung der Seniorenbetreuung eine große Rolle. Schließlich sollen die Bürger so lange wie möglich im gewohnten Umfeld bleiben können, betont Huber. Ein Schritt dahin sei das Betreuungsangebot, das derzeit im „Kufner“ entstehe. Voraussichtlich ab Mitte 2023 soll das barrierefreie Mehrgenerationenhaus mit drei bis vier Wohnungen (80 bis 100 Quadratmeter) für Familien und zwölf Wohnungen (50 bis 65 Quadratmeter), die vorzugsweise an Senioren vergeben werden sollen, bezugsfertig sein, sagt Sepp Schausbreitner von der Inhaberfamilie. Letztlich gehe es um eine gute Mischung aus jungen Menschen, Familien und Senioren. Ein wichtiger Punkt sei, dass das Gebäude auch künftig ein Ort der Begegnung sei und die Bewohner mittendrin im dörflichen Leben blieben. Deshalb werde auch der ehemalige Biergarten als Treffpunkt für Bewohner und Besucher erhalten, betont Schausbreitner.

Im Erdgeschoss ist eine Tagespflegeeinrichtung für 20 Personen geplant. Betreiber wird der Pflegedienst Weber aus Engelsberg sein. Das familiengeführte Unternehmen versorgt derzeit mit 80 Mitarbeitern circa 450 Patienten in der ambulanten Pflege und betreibt seit Juni 2020 das Seniorenzentrum in Engelsberg. „Durch die Kombination von Tagespflege und normalem Wohnen entstehen natürlich Synergieeffekte,“ sagt Markus Weber.

Hilfe beim täglichen Bedarf

So könnten sich die Bewohner über die Tagespflege auf Wunsch beispielsweise frisch gekochte und im Haus zubereitete Mahlzeiten liefern oder Einkäufe erledigen lassen. Das Tagespflegebüro sei täglich mit einer Pflegefachkraft besetzt und nicht nur für Bewohner eine wichtige Anlaufstelle. Der Pflegedienst übernehme bei Bedarf Grundpflege, hauswirtschaftliche Versorgung, Behandlungspflege oder Hausnotruf. Das ermögliche den Bewohnern einen selbstbestimmten Alltag und eine bedarfsorientierte Unterstützung, erläutert Weber. Der zweite Pfeiler der Einrichtung sei die Tagespflege. Hier würden pflegebedürftige Menschen, die noch zu Hause wohnen, umfassend betreut.

Tagesstruktur gibt Sicherheit

Eine an ihre Bedürfnisse orientierte Tagesstruktur gebe Sicherheit und bringe gleichzeitig Abwechslung. „Viele unserer Besucher freuen sich auf die gelebte Gemeinschaft“, sagt Weber. Pflegende Angehörige erhielten so die Möglichkeit, sich ohne schlechtes Gewissen notwendige Auszeiten von der teilweise psychisch wie physisch belasteten Versorgung und Pflege zu nehmen. Anfang nächsten Jahres soll es einen Tag der offenen Tür geben, bei dem die Wohnungen und auch die Tagespflegeeinrichtung besichtigt werden können.

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