1. chiemgau24-de
  2. Chiemgau
  3. Region Trostberg
  4. Schnaitsee

Bubentrio „244“: Das sind die Retter des Schnaitseer Wirts - So verlief die spektakuläre Aktion

Erstellt:

Von: Petra Maier

Kommentare

Bürgermeister Thomas Schmidinger (rechts) überreicht den drei Schülern ein Dankeschön der Gemeinde Schnaitsee. Wictor Wojtelewicz (von links), Jonas Oberschmied und Julian Breu hatten den Notruf alarmiert, als beim Schnaitseer Wirt schwarzer Rauch aufstieg.
Bürgermeister Thomas Schmidinger (rechts) überreicht den drei Schülern ein Dankeschön der Gemeinde Schnaitsee. Wictor Wojtelewicz (von links), Jonas Oberschmied und Julian Breu hatten den Notruf alarmiert, als beim Schnaitseer Wirt schwarzer Rauch aufstieg. © Petra Maier

Hin- statt weggeschaut: Drei Buben bewiesen Zivilcourage, als beim Schnaitseer Wirt schwarzer Rauch aus dem Kamin aufstieg. Dafür gab es Lob vom Bürgermeister, der sich genau berichten ließ, wie die Teenager gehandelt haben. So viel steht fest: vorbildlich.

Schnaitsee – „Das nenne ich Zivilcourage“, betonte Bürgermeister Thomas Schmidinger. Er hatte die drei Freunde Wictor Wojtelewicz (15), Jonas Oberschmied (14) und Julian Breu (14) ins Rathaus eingeladen, um sich von ihnen noch einmal die Geschehnisse vom 18. Januar schildern zu lassen und danke zu sagen. Die „244“, wie sich die Buben-Gruppe selbst nach ihren Lieblingszahlen nennt, hatte schwarzen Rauch aus dem Dach beim Schnaitseer Wirt aufsteigen sehen und sich sofort gekümmert. „Das ist toll, dass Ihr nicht weggeschaut habt, sondern ganz im Gegenteil: Ihr habt Euch für andere eingesetzt“, freute sich der Rathauschef.

Wictor wohnt in Schnaitsee. Er schilderte beim Termin im Rathaus, dass die Freunde nach Schulschluss eigentlich auf dem Weg zum Edeka gewesen seien, als sie auf einmal die dicke Rauchwolke über dem Wirtshaus entdeckten. Zugleich hätten sie einen schrillen Signalton gehört, „wie in der Schule beim Feueralarm“, beschrieb Julian. Dann hätten die Drei gesehen, dass sich in der Küche des Wirtshauses Personen befanden. „Wir haben geschrien, dass sie rauskommen sollen“, berichtet Wictor weiter. „Irgendwie hat es auch komisch gerochen“, ergänzte Julian. Die „244“ waren alarmiert. Schnell zückten sie ihr Handy und wählten gerade die Notrufnummer 112, als aus der Küche eine Frau rauskam und rief: „Ja, ruft doch mal die Feuerwehr.“

Julian, der später gern Polizist werden möchte, kommt aus Schambach. Er stellte sich an die Straße, um die Einsatzkräfte zum Ort des Geschehens lotsen zu können. Seine Freunde Wictor und Jonas, der in Penzing zuhause ist, machten sich auf den Weg zum Wohnhaus, das an den Wirt anschließt, und klingelten dort Sturm, um die Bewohner zu warnen. „Es standen viele Namen an der Tür, aber nicht alle Bewohner kamen raus“, erinnerte sich Wictor. Einige „Sturköpfe“ seien zunächst drin geblieben, wunderte sich Julian.

Überrascht waren sie von dem Großaufgebot der Rettungskräfte. „Wir dachten, da kommt vielleicht ein Feuerwehrauto, aber dann waren da Sanitäter, Polizei und viele Feuerwehrfahrzeuge in allen Größen“, erinnerte sich Julian.

Schmidinger erklärte dazu: „Wenn in der Rosenheimer Einsatzzentrale ein Brand mitten in Schnaitsee beim Wirt gemeldet wird, dann schrillen auch dort die Alarmglocken und man geht auf Nummer sicher und schickt ein Großaufgebot.“ Erstaunlich finde er, wie schnell die Einsatzkräfte vor Ort waren, und dass, obwohl doch die meisten Feuerwehrler von ihren bezahlten Arbeitsplätzen weggerufen werden, sich dann erst umziehen und an den Ort des Geschehens gelangen müssen. Zum Glück habe es „nicht richtig gebrannt“, aber Kühlflüssigkeit sei ausgelaufen, und das hätte auch einen Schaden verursacht, so der Bürgermeister.

Er selbst habe per Handy von dem Einsatz in Schnaitsee erfahren. „Der Wirt ist ja gleich hier um die Ecke, aber mir war nichts aufgefallen und auch vom Fenster aus konnte ich nichts erkennen, was auf einen Brand hindeutete“, berichtete Schmidinger weiter. Lediglich ein paar Passanten hätten sich beim Vorbeigehen am Rathaus die Nase zugehalten. Das sei sonderbar gewesen, so der Bürgermeister. Und dann wären auch schon die Rettungskräfte gekommen. „Ich bin so dankbar, dass die Feuerwehrler die hier ehrenamtlich Arbeit leisten“, betonte er. „Unsere Gemeinde hat drei Wehren: in Schnaitsee, Kirchstätt und Waldhausen. Damit wir auch immer einen Fahrer für die großen Löschfahrzeuge haben, zahlen wir den Feuerwehrlern, die den erforderlichen Führerschein Klasse C machen, die Fahrschulkosten für diesen speziellen Führerschein. Das kann zwischen 3.500 und 4.000 Euro kosten, aber das ist uns die Einsatzkraft unserer Feuerwehr wert.“

Lob auch von der Klassenlehrerin

„Wir haben dann noch bei dem Einsatz zugeschaut, aber an der Seite, wir wollten ja niemandem im Weg stehen“, beschrieb Julian die weitere Vorgehensweise. „Als wir heimkamen, hat meine Mutter erst gar nicht glauben können, dass wir den Notruf abgesetzt haben“, erklärt Wictor, aber dann sei sie sehr stolz auf ihren Sohn gewesen. In der Schnaitseer Schule, wo die drei Freunde die 9. Klasse besuchen, hätten sie auch viel Lob bekommen. Ein Lehrer habe gefragt „Seid ihr die kleinen Retter von Schnaitsee?“Auch Klassenlehrerin Katharina Dachauer habe ihren Einsatz gewürdigt, freuen sich die „244“. Sie wollen auf alle Fälle nach ihrem Schulabschluss in diesem Jahr weiterhin zusammen bleiben und in Wasserburg mit dem „9+2“-Abschluss die mittlere Reife machen.

Ob sie selbst einmal zur Freiwilligen Feuerwehr gehen möchten, wissen sie noch nicht. „Wir überlegen schon, aber eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Dafür müssen wir uns noch besser informieren“, erklärte Wictor.

Auch interessant

Kommentare