Wie gefährlich ist Chlor im Trinkwasser?

München - Aufgrund der sintflutartigen Regenfälle stehen auch die Münchner Trinkwassergebiete unter Hochwasser. Die Stadtwerke desinfizieren das Trinkwasser jetzt mit Chlor.
„Es handelt sich um eine Vorsorge-Maßnahme“, betonten die Stadtwerke (SWM). Das Wasser könne weiterhin bedenkenlos getrunken werden.
Rund 80 Prozent des Münchner Trinkwassers gewinnen die Stadtwerke im Mangfalltal aus Hangquellwasser und Grundwasser. Von dort fließt es seit dem Jahr 1883 über rund 40 Kilometer in die Stadt. Doch die Böden, die dort sonst als natürlicher Filter wirken, sind durch den starken Niederschlag stark aufgeweicht. Es besteht Gefahr, dass verunreinigtes Oberflächenwasser in den Brunnen dringt. Um das Wasser keimfrei zu halten, wird vorsichtshalber Chlor schon im Mangfalltal beigefügt.
Denn, Trinkwasser darf nach der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) keinen Escherichia coli (E. coli) Keim - 0 auf 100 Milliliter - enthalten. Besteht ein Risiko, dass dieser Wert überschritten wird, ist Chlor ein geeignetes Mittel zur Desinfektion.
Die Trinkwasserverordnung erlaubt 0,3 Milligramm Chlor pro Liter Wasser - deutlich weniger als in anderen Ländern.
Trotz allem verunsichert diese Nachricht viele Verbraucher. Doch der geringe Chlorgehalt sei vollkommen unbedenklich, das Wasser könne weiterhin getrunken und auch für Baby- und Krankennahrung genutzt werden, sagt SWM Sprecher Christian Miehling. Wie lange die Maßnahme andauern wird, ist allerdings noch unbekannt.
Chlor im Hallenbad
Chlor sorgt im Schwimmbeckenwasser für Hygiene. Der fiese typische Hallenbadgeruch - der "Chlorgeruch" stammt vom Trichloramin. Der Stoff ensteht, wenn Kinder ins Wasser pinkeln oder Badegäste ungeduscht untertauchen - Chlor im Beckenwasser mit Harnstoff in Kontakt kommt. Studien haben gezeigt, dass diese Luft im Schwimmbad Asthma auslösen kann. Babyschwimmen ist demnach, laut Umweltbundesamt (UBA), für Kleinkinder unter zwei Jahren nicht immer gesund. Gerade wenn in der Familie gehäuft Allergien vorkommen.
Trinkwasser
Trinkwasser (Leitungswasser) stammt in Deutschland aus Grundwasser und Oberflächenwasser, das aus Seen oder Talsperren entnommen wird. In manchen Fällen ist das Wasser aufbereitet. 50 chemische Zusatzstoffe sind dafür im Rahmen der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) zugelassen. Doch die Qualität wird bei keinem anderen Lebensmittel so streng kontrolliert. Untersuchungen haben gezeigt, dass nur über ungeeignete Armaturen oder Bleirohre Kupfer, Nickel, Kadmium in das Trinkwasser geraten.
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