Deutsche fühlen sich immer fitter

Berlin - Die Menschen in Deutschland fühlen sich immer fitter. Drei Viertel der Befragten bezeichnen nach einer Studie ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut.
Der Wert steige seit den 1990er Jahren, teilte das Robert Koch-Institut (RKI) am Montag mit. „Besonders deutlich wird es bei den Älteren“, sagte RKI-Expertin Anke-Christine Saß.
Mehr als jeder zweite über 70 fühle sich gesund - obwohl Menschen in diesem Alter zunehmend Beschwerden haben können. Die Untersuchung ergab aber auch: Wer einen geringen Schulabschluss und weniger Einkommen hat, schätzt seinen allgemeinen gesundheitlichen Zustand schlechter ein und wird auch häufiger krank als bessergestellte Menschen.
„Der Sozialstatus beeinflusst die Gesundheit in nahezu allen Bereichen“, sagte Saß. Beispiel Übergewicht: Jede zweite Frau und zwei von drei Männern bringen zu viele Kilos auf die Waage. Fast jeder Vierte sei stark übergewichtig. Dies betreffe besonders Menschen, die sozial oder wirtschaftlich nicht so gut gestellt sind. „Mit manchen Präventionskampagnen können nicht alle Zielgruppen erreicht werden.“
Insgesamt sehen die Wissenschaftler aber durchaus Effekte der Kampagnen, mit denen etwa Krankenkassen durch Bonuszahlungen zu mehr Bewegung aufrufen. Rund jeder Vierte treibt inzwischen regelmäßig mindestens zwei Stunden pro Woche Sport - Männer etwas mehr als Frauen. „Das ist deutlich mehr als noch vor zehn Jahren“, erklärte Saß. „Es ist überraschend.“ Dennoch: Die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen 2,5 Stunden anstrengender Bewegung pro Woche erreichen vier Fünftel nach wie vor nicht.
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Für die RKI-Studie wurden von 2008 bis 2011 die Gesundheit von 8152 Erwachsenen erfasst - knapp die Hälfte davon war auch schon bei einer früheren Erhebung (Bundes-Gesundheitssurvey 1998) dabei. Das Alter der Teilnehmer lag zwischen 18 und 91 Jahren.
Bereits vor einem Jahr hatten die Forscher erste Ergebnisse vorgelegt, etwa dass in Deutschland ein Drittel mehr Menschen an Diabetes leidet als vor etwa zehn Jahren. Von der Stoffwechselkrankheit sind 7 Prozent der Männer und 7,4 Prozent der Frauen betroffen. 60,5 Prozent der Frauen und 56,6 Prozent der Männer haben einen erhöhten Cholesterinspiegel.
„Aber wenn man mit Diabetes gut eingestellt ist, fühlt man sich dennoch gut“, erklärte Saß das gesteigerte Wohlbefinden. Dies äußere sich auch darin, dass die Bundesbürger laut Studie seltener zum Arzt gingen. Frauen hatten durchschnittlich 10,7 Arztkontakte pro Jahr, Männer 9,1. Ende der 90er Jahre seien es noch ein bis zwei Kontakte mehr gewesen. Allein auf die im Januar wieder abgeschaffte Praxisgebühr sei das nicht zurückzuführen, hieß es beim RKI.
dpa