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Nokia trumpft mit Gratis-Navi auf

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Berlin - «Google ist die Handgranate - dies ist die Atombombe.» Nokia-Manager Michael Halbherr schreckte vor  Superlativen nicht zurück, wenn er das neue gratis Navi beschreibt.

Am Donnerstag stellte Halbherr in Berlin die neueste Version des konzerneigenen Ovi-Navigationssystems für Smartphones vor. Die virtuelle Aufrüstung, die vorläufig nur mit dem eigenen Betriebssystem S60 funktioniert, stützt ihre Ortung auf mehrere Systeme. «Ovi Karten» bietet maßgeschneiderte Vorschläge für Fußgänger. Es ist mit vielen Contents vernetzt wie Hotel-, Essen- und Eventsuchdiensten und natürlich mit Facebook.

Und vor allem: Es ist kostenlos. Von Indien, Grönland und Zentralafrika mal abgesehen, ist es weltweit einsetzbar - wobei Indien zum Problem werden könnte. Das Kartensystem umfasst mehr als 180 Länder, die Navigation ist fußgängergerecht für 600 Städte und 74 Länder. Fußgängergerecht heißt, es werden Rolltreppen, Wege in Parks, nahe gelegene Bus- und Bahnstationen - bald vielleicht mit Fahrplan - angezeigt. Oder etwa Fahrradmietstationen.

46 Sprachen beherrscht das System, darüber hinaus aktualisiert sich die Software laufend automatisch, auch kostenlos, und braucht dafür nur ein Zehntel der Datenmenge des Konkurrenten Google, wenn man Halbherr glauben darf. Die Anbindung an Facebook ermöglicht es, eigenes Smart-Publishing sozusagen im Gehen durchzuführen. An einen Facebook-Eintrag kann der User ein eben geknipstes Foto anhängen und verschicken. Oder ein nahe gelegener Laden sendet an sich nähernde Ovi-Nutzer mal eben einen Gutschein. Der Datenschutz sei dabei gewährleistet, versichert Halbherr. Es würden nur Orte und Geschwindigkeiten gespeichert, keine Nutzerprofile mit individualisierten Daten.

Ob die «Atombombe» Google Maps und die angehängten Dienste und Hardware-Lösungen voll trifft, muss offenbleiben. Früher oder später wird es Anwendungen auch für Smartphones der Konkurrenz geben, etwa das iPhone. Ein erheblicher Kollateralschaden dürfte aber auf mittlere Sicht bei den Navigationsgeräten von Tomtom und seinen Verwandten eintreten. Sie werden damit eigentlich überflüssig, denn spätestens in drei bis vier Monaten sollen alle neuen Nokia-Smartphones das Ovi-System ab Werk an Bord haben und dazu gleich auch eine Halterung für die Windschutzscheibe.

Wo liegt jetzt der betriebswirtschaftliche Nutzen? Eine Preiserhöhung im klassischen Sinn wird es nicht geben. Die Lösung habe sehr hohe fixe Kosten, während der variable Teil minimal sei, sagt Halbherr. Das könne sich nur jemand leisten, der einen hohen Marktanteil hat. Am Ende werde es noch zwei, drei Player in diesem Markt geben, «und Nokia wird einer davon sein».

«Wir trennen nicht mehr zwischen Hardware und Service», sagt Halbherr. «Wir machen damit unser Produkt wertiger.» Die Kunden greifen - so das Kalkül - dann eher zu einem größeren, teureren Gerät, das eben wegen seiner Ausstattungsdetails mehr kostet und dem Hersteller dann eine bessere Marge bietet. Außerdem sieht sich Nokia schon jetzt als Marktführer bei Navigationssystemen. Rund 23 Millionen Smartphones hat der finnische Konzern derzeit unter die Leute gebracht. Auf zehn aktuelle Modelle kann die neue Navigation jetzt schon heruntergeladen werden.

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