Atomkraftwerke bis 2050?
Berlin - Deutsche Atomkraftwerke sollen nach dem Willen der schwarz-gelben Koalition noch länger als geplant am Netz bleiben - möglicherweise bis ins Jahr 2050.
Nach den Wirtschaftspolitikern der Unionsfraktion erklärte auch der oberste Umweltpolitiker der Union im Bundestag, Fraktionsvize Christian Ruck, man werde die Atomenergie “noch einige Jahre brauchen“. Zur Frage, ob er eher für 8 oder 28 Jahre Laufzeiten-Verlängerung sei, sagte er: “Ich bin eher für mehr als weniger. Ich bin kein Gegner der Kernkraft.“ Einen längeren Einsatz der längst abgeschriebenen Reaktoren über die bisherige Atomausstiegs-Marke 2022 hinaus kündigte auch der neue Eon-Chef Johannes Teyssen an. Dabei hatte am Tag zuvor der Sachverständigenrat für Umweltfragen eindringlich vor einer Renaissance der Kernenergie gewarnt und wirtschaftliche Vorteile für einen der Stromversorgung entsprechenden Ausbau von Ökostrom in Aussicht gestellt. Dieser sei bis 2050 zu 100 Prozent erreichbar.
Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) will nach einem Bericht des “Handelsblatts“ (Donnerstag) die Sicherheitsanforderungen an die Atommeiler so verschärfen, dass die Betreiber kein Interesse an längeren Laufzeiten mehr haben können. Der Minister erwarte für den Fall einer Verlängerung um 28 Jahre von den Stromkonzernen Investitionen von rund 50 Milliarden Euro, hieß es. Die Fachleute in den Ministerien für Umwelt und Wirtschaft sowie im Kanzleramt hätten sich für diesen Fall dagegen auf knapp elf Milliarden Euro verständigt. Aus Sicht der Wirtschaftspolitiker in der Union würde die Laufzeit-Verlängerung durch Röttgens Anforderung ins Leere laufen.
Im Energiekonzept müsse mit realistischen Werten gerechnet werden, zitiert das “Handelsblatt“ den energiepolitischen Koordinator der Unionsfraktion, Thomas Bareiß (CDU). Die elf Milliarden Euro, auf die sich die Arbeitsebene der Ministerien bereits verständigt habe, seien eine gute Grundlage. Über das Thema wird derzeit unter anderem in der Regierung im Rahmen ihres nationalen Energiekonzepts diskutiert. Ein erster Bericht soll laut Ruck im Juni dem Kabinett vorliegen, das Konzept selbst im Oktober beschlossen werden. Bisher hatten sich die Entscheidungsträger noch mit Zielnennungen wegen des an diesem Sonntag bevorstehenden Wahlkampfs in Nordrhein-Westfalen weitgehend zurückgehalten.
dpa