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Eskalation drohte: Hunderte stürmen den Reichstag - Polizisten zu dritt hoffnungslos unterlegen - Videos schockieren

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Von: Kai Hartwig

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Menschen auf dem Treppenaufgang zum Reichstag in Berlin
Demonstranten auf der Treppe am Reichstag. © Lukas Dubro/dpa/picture alliance

Bei Corona-Protesten in Berlin versucht eine Menschenmenge, den Reichstag zu stürmen. Die Polizei ist zunächst völlig in der Unterzahl - die Situation droht zu eskalieren.

Update vom 30. August, 14.46 Uhr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich zur versuchten Stürmung des Reichstags in Berlin geäußert und diese scharf verurteilt. „Reichsflaggen und rechtsextreme Pöbeleien vor dem Deutschen Bundestag sind ein unerträglicher Angriff auf das Herz unserer Demokratie. Das werden wir niemals hinnehmen“, erklärte Steinmeier am Sonntag in einem Statement.

Er sagte auch, dass jeder sich über die Corona-Maßnahmen ärgern oder ihre Notwendigkeit anzweifeln könne - auch öffentlich oder in Demonstrationen. „Mein Verständnis endet da, wo Demonstranten sich vor den Karren von Demokratiefeinden und politischen Hetzern spannen lassen“, ergänzte der Bundespräsident. Gleichzeitig dankte Steinmeier den Polizistinnen und Polizisten, „die in schwieriger Lage äußerst besonnen gehandelt haben“.

Unterdessen ist bekannt geworden, dass auch ein ehrenamtlicher bayerischer Verfassungsrichter an der Kundgebung vor dem Reichstag teilnahm.

Berlin-Demo: Stürmung des Reichstags: Eskalation drohte - Polizisten zu dritt hoffnungslos unterlegen

Erstmeldung vom 30. August: Berlin - Am Samstagabend ist es am Rande der Proteste gegen die staatliche Corona-Politik zu unfassbaren Szenen gekommen. Mehrere hundert Demonstranten durchbrachen eine Absperrung am Reichstag in Berlin.

Dabei stürmten die Menschen, von denen viele schwarz-weiß-roten Reichsflaggen schwenkten, die auch von Reichsbürgern verwendet werden, die Treppenstufen am Reichtagsgebäude und drängten Richtung Eingang. Auch türkische, russische, US-amerikanische und deutsche Flaggen waren zu sehen.

Versuchte Reichstagsstürmung: Nur drei Polizisten gegen hunderte Demonstranten

Lediglich drei Polizeibeamte bewachten diesen und sahen sich urplötzlich einer Übermacht an Demonstranten entgegen. Die Polizisten versuchten, die pöbelnde Menge zurückzudrängen. Polizeisprecher Thilo Cablitz kommentierte diesen Umstand so: „Wir können nicht immer überall präsent sein, genau diese Lücke wurde genutzt, um hier die Absperrung zu übersteigen, zu durchbrechen, um dann auf die Treppe vor dem Reichstag zu kommen.“

Erst, als den drei Beamten zahlreiche Kollegen von beiden Seitenaufgängen des Reichstags zur Hilfe eilten, konnte die Polizei die Lage wieder unter Kontrolle bringen. Die Demonstranten wurden von der Polizei zurückgedrängt, vereinzelt musste dabei Pfefferspray zum Einsatz kommen.

Anschließend löste die Polizei die Demo auf und räumte den Platz vor dem Reichstag. Laut einer Polizeisprecherin gab es mehrere Festnahmen. Unmittelbar vor der Eskalation hatte es auf dem Platz vor dem Reichstagsgebäude eine Kundgebung gegeben.

Zahlreiche Videos der Aktion kursieren inzwischen in den sozialen Netzwerken. Darauf ist in Einzelfällen auch zu erkennen, wie Demonstranten den Hitlergruß zeigen.

Versuchte Stürmung des Reichstags: Politiker zeigen sich bestürzt

Unterdessen zeigten sich viele Politiker entsetzt und äußerten ihre Bestürzung über die Ereignisse vor dem Reichstag. Gegenüber der Bild am Sonntag erklärte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU*): „Meinungsvielfalt ist ein Markenzeichen einer gesunden Gesellschaft. Die Versammlungsfreiheit hat aber dort ihre Grenzen, wo staatliche Regeln mit Füßen getreten werden.“

Seehofer meinte weiter: „Das Reichstagsgebäude ist die Wirkungsstätte unseres Parlaments und damit das symbolische Zentrum unserer freiheitlichen Demokratie. Dass Chaoten und Extremisten es für ihre Zwecke missbrauchen, ist unerträglich. Ich danke der Polizei, dass sie uns heute schnell und konsequent davor bewahrt hat. Der Staat muss gegenüber solchen Leuten mit null Toleranz und konsequenter Härte durchgreifen.“

Außenminister Heiko Maas (SPD*) twitterte: „Alle haben Recht, über Umgang mit Corona* zu streiten & natürlich für Ihre Meinung zu demonstrieren. Niemand sollte dafür Rechtsextremen hinterherlaufen, PolizistInnen gefährden & viele einem Infektionsrisiko aussetzen. Reichsflaggen vorm Parlament sind beschämend.“

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz schrieb: „Unser Grundgesetz garantiert Meinungsfreiheit und das Demonstrationsrecht. Es ist die Antwort auf das Scheitern der Weimarer Republik und den Schrecken der NS-Zeit. Nazisymbole, Reichsbürger- & Kaiserreichflaggen haben vor dem Deutschen Bundestag rein gar nichts verloren.“ (kh) Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes

Video: 300 Festnahmen in Berlin - auch Attila Hildmann abgeführt

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