Korruptionsverdacht: Berlusconi-Minister tritt zurück

Rom - Die italienische Regierung von Silvio Berlusconi wird von einem Korruptionsfall erschüttert: Ein Minister ist zurückgetreten. Er soll von einem Bauunternehmer geschmiert worden sein.
Der italienische Industrieminister Claudio Scajola ist am Dienstag zurückgetreten, weil er mit Schwarzgeld ein Luxus- Appartement am Kolosseum erstanden haben soll. 900 000 Euro soll der Minister der konservativen Regierung Silvio Berlusconis schwarz für eine Wohnung mit Blick auf das berühmteste Monument von Rom bezahlt haben, berichteten italienische Medien am Dienstag. Das Geld dafür sei Scajola jedoch zum Großteil aus der Tasche eines römischen Bauunternehmers zugeflossen, der seinerseits im Zentrum von Ermittlungen steht. Tatsächlich sitzt der Unternehmer seit Monaten in Untersuchungshaft wegen Unregelmäßigkeiten bei millionenschweren Bauausschreibungen im Zuge des italienischen G8-Gipfels 2009.
Berlusconi: Kleiner Mann ganz groß
“Wenn ich mich verteidigen will, kann ich nicht mehr Minister sein, so wie ich es in den vergangenen zwei Jahren gewesen bin“, begründete Scajola am Dienstag in einer Pressekonferenz seinen Rücktritt. Er beteuerte allerdings seine Unschuld, er sei “Opfer einer Schmutzkampagne der Medien“. Italienischen Medienberichten zufolge hatte Berlusconi ihm zuvor sein Vertrauen erneuert.
Scajola hatte angegeben, insgesamt 610 000 Euro für besagte Wohnung im Zentrum der italienischen Hauptstadt bezahlt zu haben. Den bisher veröffentlichten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft von Perugia zufolge sind jedoch rund 1,5 Millionen Euro über den Tisch gegangen. Auch die ehemaligen Wohnungsinhaber sollen inzwischen der Staatsanwaltschaft Belege über einen schwarz gezahlten höheren Preis vorgelegt haben. Am kommenden 14. Mai soll Scajola erstmals von der ermittelnden Staatsanwaltschaft in Perugia gehört werden.
dpa