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Nach Vergiftung: Nawalny richtet emotionale Botschaft an seine Frau - Kreml erhebt schwere Vorwürfe

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Von: Franziska Schwarz, Fabian Müller

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Der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny hat auf Instagram eine emotionale Botschaft an seine Frau Julia gerichtet. Sie habe ihm durch die Vergiftung und das Koma geholfen.

Update vom 23. September, 9.17 Uhr: Einen Monat nach seiner Einlieferung in die Berliner Charité ist der vergiftete russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny aus der stationären Behandlung entlassen worden. Der Gesundheitszustand des 44-Jährigen habe sich bis zu seiner Entlassung am Dienstag „soweit gebessert, dass die akutmedizinische Behandlung beendet werden konnte“, teilte das Universitätskrankenhaus am Mittwoch mit.

Nawalny war am 22. August in die Charité eingeliefert worden, nachdem er zwei Tage zuvor während eines Flugs in Russland zusammengebrochen war - nach Angaben der Bundesregierung wurde Nawalny „zweifelsfrei“ mit einem chemischen Nervenkampfstoff aus der sogenannten Nowitschok-Gruppe vergiftet.

Nach Vergiftung: Nawalny richtet emotionale Botschaft an seine Frau - Kreml erhebt schwere Vorwürfe

Update vom 22. September, 22.25 Uhr: Russlands Botschafter in Deutschland hat im Fall des vergifteten Kremlkritikers Alexej Nawalny vor Schuldzuweisungen gegen sein Land gewarnt. Es sei künstlich eine „antirussische Hysterie“ entfacht worden, sagte Sergej Netschajew der „Berliner Zeitung“ (Mittwoch). „Was wir überhaupt nicht hinnehmen können, ist die ultimative Feststellung, dass die russische Regierung etwas mit dem Fall zu tun hat. Wir können Ultimaten und Drohungen mit Sanktionen nicht hinnehmen.“ Der Botschafter forderte die deutschen Behörden auf, russischen Fahndern Beweise vorzulegen, damit diese offiziell Ermittlungen einleiten könnten. Bislang gibt es lediglich Vorermittlungen in Russland.

Nach Vergiftung: Russlands Botschafter kritisiert Deutschland - „Bereitschaft zur Kooperation fehlt“

Weiter kritisierter der russische Botschafter, dass Russland weder Biomaterial von Nawalny noch Beweise für eine Vergiftung übergeben wurden. Nawalnys Team hatte erklärt, dass der russische Staat verantwortlich für das Verbrechen sei und kein Interesse an einer Aufklärung habe. „Wir nehmen den Fall absolut ernst“, so Netschajew. Die Zusammenarbeit mit Deutschland sei jedoch nicht einfach. „Die Bereitschaft zur Kooperation von der deutschen Seite fehlt uns momentan“, sagte Netschajew. So würden Antworten auf russische Rechtshilfeersuchen verzögert. Des Weiteren sei ein Vorschlag der russischen Ärztekammer zur Zusammenarbeit mit deutschen Kollegen abgelehnt worden. Auch ein Gesuch, Nawalny als russischen Staatsbürger konsularisch zu betreuen, sei bisher nicht beantwortet worden, sagte Netschajew.

Indes forderte Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron bei der Generaldebatte der Vereinigten Nationen von Russland erneut die Aufklärung des Falls. „Dieser Klärungsprozess muss schnell und ohne Mängel passieren“, äußerte sich Macron am Dienstag bei einer vorab aufgenommenen Video-Botschaft, die auf Bildschirmen in den Sitzungssaal der UN-Vollversammlung übertragen wurde. Alles müsse ans Licht gebracht werden, sagte Macron.

Nawalny soll Ziel eines Mordanschlags mit einem laut Chemiewaffenverbot geächteten Nervengift der Nowitschok-Gruppe gewesen sein. Insgesamt hatten drei Speziallabore - eines der Bundeswehr sowie zwei weitere in Frankreich und Schweden - die Kampfstofffunde bestätigt.

Nach Vergiftung: Nawalny richtet emotionale Botschaft an seine Frau - Kreml erhebt schwere Vorwürfe

Update vom 22. September, 15.29 Uhr: Im Fall des vergifteten Kremlkritikers Alexej Nawalny hat Russland Schwierigkeiten bei den Untersuchungen beklagt. Die Mitarbeiter Nawalnys hätten viele Beweise beiseite geschafft, was die Überprüfungen erschwere, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag der Agentur Interfax zufolge. Zur Forderung Nawalnys, ihm seine im Krankenhaus in Omsk entfernte Kleidung zurückzugeben, sagte Peskow: „Bei aller Wertschätzung für den Patienten, wir beschäftigen uns nicht mit Kleidung. Das ist nicht unser Profil.“ Nawalny vermutet, dass Spuren des Nervengifts der laut Chemiewaffenverbot geächteten Nowitschok-Gruppe an der Kleidung hafteten.

Die Mitarbeiter Nawalnys hätten eine große Menge an Beweisen weggeschafft, meinte Peskow. „Wir wissen nicht, was sie noch mitgenommen haben, aber wissen eindeutig, dass sie etwas Wichtiges mitgenommen haben“, sagte Peskow, ohne Einzelheiten zu nennen. Nawalny wiederum hatte den russischen Ermittlern vorgeworfen, sie hätten seine Kleidung als „entscheidendes Beweisstück“ beseitigt.

Russland weist bisher alle Vorwürfe zurück, dass auf Nawalny ein Anschlag mit dem Gift verübt worden sein soll. Drei Labore, darunter eins der Bundeswehr, hatten die Vergiftung allerdings bestätigt. Deutschland fordert Russland zur Aufklärung des Verbrechens auf. Russland verlangt bisher erfolglos die Herausgabe der Laborbefunde.

Nach Vergiftung: Nawalny richtet emotionale Botschaft an seine Frau - „Du hast mich gerettet“

Update vom 21. September, 15.30 Uhr: Auf dem neusten Bild, welches der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny auf seinem Instagram-Account gepostet hat, lässt es sich kaum noch erahnen, dass der 44-Jährige noch vor wenigen Wochen nach einer Vergiftung mit dem Nervengift Nowitschok im Koma lag. Nawalny sitzt auf einem Balkon der Berliner Charité mit einer Tasse in der Hand und lächelt in die Kamera. An seiner Seite sitzt seine Ehefrau Julia. Unter dem Bild schreibt der Politiker auf Russisch einen längeren emotionalen Text über die Frau an seiner Seite.

Am 26. August habe er und seine Frau ihren 20. Hochzeitstag gehabt, schreibt Nawalny. Er habe davon nichts mitbekommen, da er zu diesem Zeitpunkt noch im Koma lag. Doch seitdem er wieder aus dem Koma erwacht ist, wisse er mehr über die Liebe als noch vor einem Monat. Während die Ärzte der Berliner Charité um das Leben des 44-Jährigen kämpften, wachte seine Frau täglich an seinem Krankenbett. Sie „sprach mit mir, sang mir Lieder vor, spielte Musik“, berichtet der russische Politiker weiter.

Nawalny richtet emotionale Botschaft an seine Frau: „Du hast mich gerettet"

Nawalny schreibt weiter, dass er sich in der Zeit, in der er im Koma lag, an nichts erinnere, außer an die Empfindungen und Emotionen, die er empfunden haben will, als seine Frau Julia an seinem Bett saß. „Ich nahm den Klang der Stimme meiner Frau auf, mein Gehirn setzte Dopamin frei, ich fühlte mich besser. Jeder Besuch wirkte buchstäblich heilend.“ Am 7. September ist es dann so weit und die Ärzte wecken Nawalny aus dem Koma auf - nach der Meinung des 44-Jährigen auch wegen seiner Frau.

Zum Abschluss seines Postings schreibt Nawalny: „Jetzt weiß ich es ganz sicher aus eigener Erfahrung: Liebe heilt und erweckt dich wieder zum Leben. Julia, du hast mich gerettet und das sollte man in Lehrbücher über Neurowissenschaften schreiben.“

Nawalny: Nach Video mit brisantem Inhalt schießt Kreml zurück - dramatische Details zu aktuellem Zustand

Update vom 19. September, 15.39 Uhr: Alexej Nawalny hat ein Foto auf Instagram gepostet, das ihn auf einer Treppe in der Berliner Charité zeigt und dazu über seine Genesung schreiben lassen:

Dazu erklärte er, dass es ihm immer besser gehe, dass der Weg aber noch lang sei. Zwar „wird das jedes Mal zu einem Spektakel“, wenn er zum Beispiel trinke. Aber offenbar ist er auch wieder zum Scherzen aufgelegt: „Jetzt bin ich ein Typ, dessen Beine zittern, wenn er die Treppe nimmt“, schrieb er. Aber immerhin sei es ihm überhaupt wieder möglich, eine Treppe zu erkennen. „Vorher hätte ich dumm darauf gestarrt“. Jetzt wisse er, dass er sich besser einen Aufzug suchen sollte. Er dankte den Medizinern, dass er nun wieder „alle Chancen“ habe, bald wieder eigenständig auf Instagram posten zu können.

Nach Nawalny-Vergiftung: Russland spricht von „eingeschränkten Möglichkeiten“ zur Ermittlung

Update vom 18. September, 17.15 Uhr: Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte, Russland habe lediglich „begrenzte“ Möglichkeiten, die Vergiftung des Oppositionellen Alexej Nawalny zu untersuchen. „Wir sind leider eingeschränkt in unseren Möglichkeiten, irgendeine Ermittlung anzustrengen. Denn wie sich zeigt, wurden Gegenstände aus Russland herausgebracht, und wir haben keinen Zugang zu den angestellten Analysen“, sagte Peskow am Freitag. 

Nawalnys Mitarbeiter hatten am Vortag mitgeteilt, sie hätten eventuelle Beweisstücke nach Deutschland gebracht. Dazu gehört auch die Wasserflasche aus einem Hotel in Tomsk. Nawalny hatte dort vor seiner Vergiftung übernachtet. Ein deutsches Labor hat an der Wasserflasche inzwischen Spuren des Nervengifts Nowitschok festgestellt.

„Wenn diese Flasche tatsächlich existiert, warum wurde sie irgendwo hingebracht?“ Fragte der Kreml-Sprecher. „Vielleicht gibt es Leute, die nicht wollen, dass ermittelt wird?“ Der einzige Weg, um den Fall aufzuklären, sei Austausch von Informationen und Beweisstücken sowie „wenn nötig eine Zusammenarbeit.“

Update vom 18. September, 12.54 Uhr: Der Kreml hat Zweifel an neuen Beweisen (siehe Ursprungsmeldung) für eine Vergiftung des Oppositionellen Alexej Nawalny* bereits in Russland. Sein Team hatte zuvor berichtet, dass an einer Wasserflasche in Nawalnys Hotelzimmer in Sibirien Spuren des Nervengiftes Nowitschok gefunden worden seien. „Die Geschichte enthält zu viel Absurdes, um jemanden aufs Wort zu glauben“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag in Moskau der Agentur Interfax zufolge.

„Wir können das nicht aufklären, weil die Flasche, wenn sie es war, ins Ausland gebracht wurde - nach Deutschland oder woanders“, meinte Peskow. Das, was als Beweise für eine Vergiftung gelten solle, sei mitgenommen worden. „Toxikologen sagen, eine Flasche mit Spuren eines chemischen Kampfstoffes kann man nicht einfach irgendwo hinbringen.“

In Moskau gab es zuletzt immer wieder die Behauptung, Nawalny sei womöglich erst nach seiner Abreise vergiftet worden und nicht in Russland. Russische Ärzte hatten nach eigener Darstellung keine Hinweise auf eine Vergiftung gefunden. Peskow sagte, Aufschluss könne es nur geben, wenn Deutschland die Ergebnisse der Untersuchung Russland zur Verfügung stelle.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am 14. April 2020 in einer Videokonferenz in Moskau mit Russlands Präsident Wladimir Putin.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow (Archivbild) © Alexei Nikolsky/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Russlands Parlamentschef: Fall Nawalny sollte Thema im Bundestag sein

Update vom 18. September, 12.07 Uhr: Russlands Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin hat den Bundestag in Berlin zu einer neuen Debatte über den Fall des vergifteten Kremlkritikers Alexej Nawalny aufgerufen. Es sollte diskutiert werden, inwieweit eigene Geheimdienste und Beamte an dem Geschehen beteiligt gewesen seien, sagte er am Freitag in Moskau. „Es wäre richtig, wenn sich auch Parlamente anderer europäischer Länder mit diesem Thema befassen würden.“ Der Bundestag hatte über den Fall bereits in einer Aktuellen Stunde diskutiert. 

Wolodin behauptete, westliche Geheimdienste hätten den Oppositionellen vergiftet. Die Staatsmedien in Moskau verbreiten die Version eines Komplottes des Westens gegen Russland, um das Land erneut mit Sanktionen zu belegen. Hintergrund der Äußerung Wolodins ist eine Entschließung des EU-Parlaments in Brüssel vom Donnerstag. Darin forderten die Parlamentarier eine sofortige internationale Untersuchung. Außerdem solle die EU ihre Beziehungen zu Russland überdenken und das Land solle bei internationalen Foren weiterhin isoliert bleiben.

Wolodin kritisierte das in der Staatsduma-Mitteilung scharf: „Wenn es für westliche Länder Konzepte wie Demokratie, Völkerrecht und Recht gibt, müssen sie die Verantwortung für diejenigen übernehmen, die solche Entscheidungen im Europäischen Parlament einleiten.“

Sanktions-Debatte im Fall Nawalny: Ost-Regierungschefs wollen an Nord Stream 2 festhalten

Update vom 18. September, 6.38 Uhr: Die Regierungschefs der ostdeutschen Bundesländer lehnen nach Informationen der Bild einen Stopp der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 als Reaktion auf den Fall Nawalny ab. Die Zeitung zitiert aus einem gemeinsamen Beschlussvorschlag, wonach „ein Baustopp und eine Einstellung des Projektes Nord Stream 2 keine angemessene Reaktion“ seien. Dies solle am Freitag beschlossen werden.

Die Ost-Ministerpräsidenten fordern demnach eine „lückenlose Aufklärung“ im Fall des vergifteten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny und betonen zudem, dies sei „keine alleinige deutsche Angelegenheit“. Untersuchungen in einem Bundeswehr-Labor ergaben, dass er mit einem Nervenkampfstoff der Nowitschok-Gruppe vergiftet wurde. Der Vorgang sorgt für erhebliche Spannungen im deutsch-russischen Verhältnis. Während die Bundesregierung von Moskau Aufklärung verlangt, weist die russische Seite jede Verantwortung zurück. In der Debatte über Sanktionen gegen Russland wird teils auch ein Stopp von Nord Stream 2 gefordert. Durch die Pipeline soll russisches Gas direkt nach Deutschland geliefert werden.

Nawalny-Vergiftung: Team veröffentlicht brisante Details und Video aus Hotel - „Flasche nicht Quelle des Gifts“

Update vom 17. September, 20.24 Uhr: Georgij Alburow und weitere Mitarbeiter des vergifteten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny gehörten zu den Personen, die nach der Tat dessen Hotelzimmer durchsucht hatten. Dort suchten sie nach Beweisen für den Anschlag auf den russischen Oppositionellen. Auf einer Plastikflasche, aus der Nawalny getrunken hatte, konnten später Spuren des Gifts Nowitschok nachgewiesen werden.

Doch nun gelangte das Team Nawalny zu einer neuen Erkenntnis über die genauen Tatumstände. „Die Flasche war wohl nicht die Quelle des Giftes“, schilderte Alburow, der in Nawalnys Antikorruptionsstiftung arbeitet, am Donnerstagabend auf Youtube. „Nawalny hat nur daraus getrunken, später wurden dann Spuren des Giftes auf der Flasche gefunden.“

Nawalny-Vergiftung: Team Kreml-Kritikers wirft russischer Polizei Untätigkeit vor

Trotzdem sei die Plastikflasche der Beweis dafür, dass die Vergiftung Nawalnys im Hotel stattgefunden haben müsse. Um dies beweisen zu können, so Alburow, habe man das Bildmaterial der Aufzeichnungen der Überwachungskameras des Hotels sichten wollen. Allerdings soll die Hotelleitung dies nicht gestattet haben.

Im Zuge dessen warf Alburow den Behörden Untätigkeit vor: „Die Polizei hat jeden Schritt von Aleksei Nawalny überwacht und nun haben sie auch die Videos der Überwachungskameras aus dem Hotel. Und was machen sie damit? Nichts.“

Nawalny-Vergiftung: Team veröffentlicht brisante Details und Video aus Hotel - „So geschah es“

Erstmeldung vom 17. September, 11.22 Uhr: Im Fall des Kremlkritikers Alexej Nawalny* gibt es neue Details: Nach Darstellung seines Teams ist er nachweislich schon in Russland vergiftet worden, und zwar in einem Hotel in der sibirischen Stadt Tomsk. Das Gift soll ihm demnach in einer Flasche mit Mineralwasser verabreicht worden sein. Nawalnys Team betonte am Donnerstag bei Instagram, dass nun erwiesen sei, dass Nawalny bereits auf russischem Gebiet vergiftet wurde.

Moskau hatte zuletzt angesichts der Vorwürfe des Mordschlags aus Deutschland behauptet, Nawalny sei womöglich erst nach seiner Abreise vergiftet worden. Der Kreml betonte mehrfach, dass russische Ärzte keine Vergiftungssymptome* hätten feststellen können. Nawalny wird seit dem 22. August in Berlin behandelt. Er gilt als einer der schärfsten Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin. Der 44-Jährige war vor rund vier Wochen auf einem Flug in Russland zusammengebrochen. Sein Gesundheitszustand hat sich mittlerweile verbessert. Am Dienstag meldete er sich erstmals selbst zu Wort.

Fall Nawalny: Merkel-Regierung verkündet Vergiftung - Beziehung zu Putin belastet

Die Bundesregierung sieht es nach Untersuchungen in einem Spezial-Labor der Bundeswehr als zweifelsfrei erwiesen an, dass der 44-Jährige mit dem Kampfstoff Nowitschok vergiftet wurde. Zwei weitere Labore in Frankreich und Schweden bestätigten dies. Der Fall belastet die Beziehungen zwischen Berlin und Moskau* inzwischen erheblich.

Deutschland hat das Endergebnis der Untersuchung inzwischen an die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) übergeben. Dies sollte aber kein Hindernis für den Aufbau einer bilateralen Zusammenarbeit sein, so das russische Außenministerium und erklärte weiter: „Die russische Seite bestätigte ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit.“ Allerdings warte Moskau weiterhin auf eine Reaktion der zuständigen Behörden in Deutschland.

Im Folgenden der Instagram-Post aus dem Russischen ins Deutsche übersetzt:

 „Es folgt nun eine Aufklärung zu den Fragen, die uns in den vergangenen Tagen ständig gestellt wurden. Besonders zu der Flasche mit ‚Nowitschok‘, einer gewöhnlichen Plastikflasche mit Wasser, an der später in einem deutschen Labor Spuren des chemischen Kampfstoffs gefunden wurden. Die Flasche stammt aus einem Zimmer in einem Hotel in Tomsk, in dem Nawalny und sein gesamtes Filmteam übernachtet haben. Es war am 20. August, als ein Teil des Teams zurück nach Moskau flog. Einige blieben zurück in Tomsk, um das Video fertigzustellen. Während des Fluges verlor Nawalny das Bewusstsein und begann zu würgen. Der Pilot versuchte daraufhin, sofort zu landen. Fast gleichzeitig erfuhren die in Tomsk verbliebenen FBK-Mitarbeiter von dem Vorfall. Sie reagierten blitzschnell. Sie riefen einen Anwalt an und gingen in das Hotelzimmer von Nawalny, um dort alles, was sie fanden, aufzuzeichnen, zu beschreiben und zu verpacken – auch die Flasche Wasser. Wie das genau abgelaufen ist, können Sie in dem Video sehen. Die Hoffnung etwas zu finden, war nicht besonders groß. Es war uns aber klar, dass Nawalny nicht ‚leicht erkrankt‘ oder ‚überhitzt‘ war. Auch Rafaelka konnte nicht helfen. Deshalb beschlossen wir hypothetisch, nützliche Dinge an die Ärzte in Deutschland zu übergeben. Uns war sofort klar, dass der Fall in Russland nicht untersucht worden wäre. So kam es dann auch – selbst nach einem Monat erkannte Russland die Vergiftung von Nawalny nicht an. Zwei Wochen nach dem Vorfall fand das deutsche Labor auf der Flasche aus Tomsk Spuren von ‚Nowitschok‘. Anschließend bestätigten drei weitere Labore, dass Alexej dadurch vergiftet wurde. Jetzt ist uns auch klar, dass Nawalny schon vergiftet wurde, bevor er zum Flughafen aufgebrochen war. Heute werden um 20 Uhr im Programm ‚Russland der Zukunft‘ auf dem YouTube-Kanal Navalny LIVE weitere Details verraten.“

Navalny/Instagram

Fall Nawalny: Russland fordert Deutschland zur Zusammenarbeit auf

Russland hat Deutschland unterdessen vor einer weiteren Politisierung des Falls gewarnt. Zugleich forderte Außenminister Sergej Lawrow am Dienstag bei einem Telefonat mit seinem deutschen Kollegen Heiko Maas (SPD) Berlin abermals zu einer direkten Zusammenarbeit auf. „Wir können uns nicht mit Hinweisen auf die „Unabhängigkeit“ der Justiz und die Notwendigkeit der Koordinierung mit A. Nawalny selbst oder seinen Verwandten und Vertrauten zufriedengeben“, teilte das russische Außenministerium in Moskau mit. Es verwies auf entsprechende frühere Abkommen über Rechtshilfe bei Strafsachen. (frs/dpa) *Merkur.de gehört zum Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerk.

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