Regierungskrise in Österreich
Ibiza-Video: Was hat Jan Böhmermann mit dem Fall zu tun?
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Ein heimlich gefilmtes Video hat in Österreich ein politisches Beben verursacht. Heinz-Christian Strache musste als FPÖ-Chef und Vizekanzler zurücktreten. Wer steckt hinter diesem Ibiza-Video?
- Das skandalöse Ibiza-Video wurde am Freitag (17. Mai 2019) von „Spiegel“ und „Süddeutscher Zeitung“ veröffentlicht.
- Das Video hat eine Regierungskrise in Österreich ausgelöst.
- Das Video wurde im Juli 2017 heimlich auf Ibiza aufgezeichnet, wenige Monate vor der Wahl Mitte Oktober aufgezeichnet.
Wer steckt wirklich hinter dem Ibiza-Video?
Wer steckt hinter dem Ibiza-Video? Mögliche Video-Urheber: Jan Böhmermann, Philipp Ruch vom Zentrum für politische Schönheit oder Tal Silberstein? Hier haben wir einige Theorien zusammengestellt:
1. Jan Böhmermann
Der TV-Moderator und Satiriker hat bereits mit ähnlichen Aktionen die
große Politik aufgemischt – solch eine Falle für den FPÖ-Chef wäre ihm durchaus zuzutrauen. Doch Jan Böhmermann dementiert, hinter dem Video zu stehen. Fakt ist, dass er das Video zu einem Zeitpunkt kannte, wo es noch nicht öffentlich war – und dass er mit diesem Wissens-Vorsprung zweimal kokettierte: Das erste Mal, als er Mitte April in einem Video-Grußwort für die Verleihung des österreichischen TV-Preises Romy scherzte, er hänge „gerade ziemlich zugekokst und Red-Bull-betankt mit ein paar FPÖ-Geschäftsfreunden in einer russischen Oligarchen-Villa auf Ibiza rum“. Und er verhandele gerade, wie er die Kronen Zeitung übernehmen könne, dürfe darüber aber nicht reden. Am Vorabend der Enthüllungen sagte er dann auf Youtube: „Kann sein, dass morgen Österreich brennt.“
Der @janboehm hat es gestern angedeutet....#Strachevideo pic.twitter.com/HrBX25rMFv
— Joanie Export ✂️✂️✂️✂️✂️ (@Joanalistin) 17. Mai 2019
2. Das Zentrum für politische Schönheit
Aktivisten des deutschen Künstlerkollektivs um Philipp Ruch haben
zugegeben, mit dem Video zu tun zu haben – aber nicht, in welcher Weise. Offen ist, ob sie das Video nur weitergeleitet oder die Falle selbst gestellt haben. Die Badische Zeitung wies auf eine Verbindung zwischen dem Twitter-Account Kurzschluss14 und dem Video hin. Der Account sei durch Spiegel und SZ eingerichtet worden, kurz bevor die beiden Medien das Skandal-Video veröffentlichten. Interessant ist, dass der Account Original-Auszüge des Videos zeigt. Erster Follower war das Zentrum für politische Schönheit. Es veröffentlichte gestern ein bearbeitetes Foto von Strache in der Art eines Wahlplakats: „Wählen wirkt – Russland statt Mittelstand. Österreich den Oligarchen.“
🛑#Strache hat nen Informant für die Drogengeschichten von #Kurz? Wir kaufen mal Popcorn für den Wahlkampf! Wenn #KanzlerKurz Anstand hat, tritt er ebenfalls zurück, weil er diesem korrupten Typen ins Amt verhalf - oder müssen wir nachhelfen? #Rücktritt #Strachegate #Neuwahlen pic.twitter.com/Oq8BQ6ujDl
— kurzschluss (@kurzschluss14) 18. Mai 2019
3. Tal Silberstein
Nicht nur FPÖ-Chef Strache, auch Kanzler Kurz lenkte den Verdacht auf den israelischen Politikberater, der im Wahlkampf 2017 für die SPÖ gearbeitet hatte: „Ich halte es für möglich, dass Silberstein dahinter steckt“, so Kurz in der Bild. Silberstein hatte für die SPÖ die FPÖ und Kurz mit gefälschten, anonymen Facebook-Seiten ins Zwielicht gerückt: Die Seite Die Wahrheit über Sebastian Kurz suggerierte eine Urheberschaft durch FPÖ-nahe Kräfte und zeigte sich rassistisch und antisemitisch. Silberstein selbst wurde am 14. August 2017, wenige Tage nach Aufnahme des Videos in Israel festgenommen, unter anderem wegen des Verdachts der Geldwäsche, Bestechung und Urkundenfälschung in einer rumänischen Immobilien- und Diamantenaffäre. Mittlerweile ist er wieder auf freiem Fuß. Die Presse vermutet, dass Silberstein damals nicht mehr dazu kam, die Strache-Aufnahmen durchzustechen.
4. Ein Geheimdienst
Die Ibizia-Falle trägt durchaus die Handschrift des russischen Geheimdienstes – nur dass es schwer vorstellbar ist, dass ausgerechnet Wladimir Putin seine rechtspopulistischen Verbündeten in Europa derart schädigen sollte. Deshalb kursieren Theorien, dass vielmehr ein russland-feindlicher Geheimdienst wie die CIA Methoden des KGB-Nachfolgers FSB nutzt, um gegen Russlands „hybride Kriegsführung“ im Europawahlkampf zurückzuschlagen.
Heimliche Aufnahmen belasten Österreichs Vizekanzler schwer https://t.co/kUtxARkPno #strachevideo pic.twitter.com/uzwp8FZrr2
— Süddeutsche Zeitung (@SZ) 17. Mai 2019
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KR