Fallstudie offenbart Corona-Ansteckungen in Flugzeugen: Infektionsrisiko an Bord doch höher?

Eine Studie zeigt nun, dass es trotz Vorsichtsmaßnahmen bei Flugreisen zu Corona-Infektionen kommen kann. Aber wie lässt sich das verhindern?
Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Anzahl an Flugreisen* enorm eingebrochen. Das liegt nicht nur an der Einstufung vieler Urlaubsdestinationen als Risikogebiet, sondern auch daran, dass viele Passagiere sich vor einer Corona-Infektion an Bord fürchten. Viele Flugzeughersteller wie Boeing oder Airbus haben sich bereits dazu geäußert und erklärt, dass die Ansteckungsgefahr im Flugzeug aufgrund des schnellen Luftaustausches und der Filtersysteme sehr gering sei. Trotzdem zeigen immer neue Studien, wie sich vor allem auf Langstreckenflügen Passagiere mit Sars-CoV-2 infiziert haben.
Corona: Infektionsrisiko bei Langsteckenflügen höher als gedacht?
Eine Fallstudie aus Neuseeland, die im März 2021 im Fachblatt „Emerging Infectious Diseases“ erscheinen soll, skizziert das Infektionsrisiko auf einem Langstreckenflug anhand des Emirates-Fluges EK488 vom 29. September 2020. Hier kam es trotz Hygiene- und Abstandsregeln, Corona-Tests vor dem Abflug und Klimaanlagen an Bord zu mehreren Corona-Infektionen. Insgesamt sieben der 86 Passagiere wurden nach dem 18-stündigen Langstreckenflug von Dubai nach Neuseeland mit Tanklandung in Malaysia positiv auf Sars-CoV-2 getestet. Die Passagiere waren mit Abstand und teilweise einer Reihe Zwischenraum über fünf Reihen verteilt im Flugzeug platziert. Fünf der Infizierten hatten sich sogar mit Maske und Handschuhen ausgestattet, obwohl dies keine Vorgabe der Airline war.
Die Analyse des Falls offenbart, dass ein Passagier aus der Schweiz bereits vor dem Flug mit dem Coronavirus infiziert war und eine Begleitung auch noch vor der Abreise angesteckt hat. Beide Betroffenen wurden aber noch weniger als 72 Stunden vor dem Abflug negativ auf das Coronavirus getestet. Zudem trugen beide eine Maske währendes des Fluges. Dennoch kam es offenbar zu vier weiteren Ansteckungen auf dem Flug. Ein siebter Passagier steckte sich wahrscheinlich später in der Quarantäne bei der Reisebegleitung an. Die Studie gibt an, dass während des zweistündigen Tankstopps in Malaysia zudem die Klimaanlage für eine halbe Stunde ausgeschaltet gewesen sei. Ob das der Grund für die Infektionen war, ist jedoch nicht klar. Laut der Studie weisen die Daten allgemein auf eine Ansteckung währende des Fluges hin.
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Infektionsrisiko an Bord eines Flugzeuges: Andere Studie mit ähnlichem Ergebnis
Die Infektionen konnten deshalb so gut nachverfolgt werden, weil sich in Neuseeland schon seit dem März 2020 alle Einreisenden in eine 14-tägige Quarantäne in dafür vorgesehene Einrichtungen begeben müssen. Während der Isolation finden am dritten und am zwölften Tag jeweils ein PCR-Test statt. Diese Daten wurden unter anderem für die Fallstudie verwendet. Schon im November 2020 erschien eine ähnliche Studie, die ebenfalls darauf hinweist, dass das Infektionsrisiko bei Langstreckenflügen erhöht sein könnte.
SPD-Bundestagsabgeordneter Karl Lauterbach hat bereits auf die Ergebnisse der Studie aus Neuseeland reagiert und empfiehlt Flugreisenden, eine FFP2-Maske an Bord zu tragen. Das Gleiche würde er auch Älteren und Risikopatienten bei Bahnfahrten empfehlen. (fk) *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.
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