Fahr zur Höhle!

Ganz egal, wie sich das Wetter im Urlaub gestaltet, Höhlen bieten das ideale Raumklima. Über 50 sogenannte Schauhöhlen stehen Besuchern in Deutschland offen. Wir stellen hier ein paar vor, die den Einstieg wert sind.
Wendelsteinhöhle Mangfallgebirge, Bayern
Die Lage ist einzigartig: Als höchstgelegene Schauhöhle Deutschlands (1711 Meter über dem Meeresspiegel) durchzieht die Wendelsteinhöhle das Gipfelmassiv des Wendelsteins im Mangfallgebirge. Zu erreichen ist sie bequem mit der Wendelsteinbahn von Brannenburg aus (30 Minuten Fahrzeit). Weil in der Höhle selbst im Hochsommer Minustemperaturen herrschen können, sollte man sich warm anziehen. Der Eintritt beträgt einen Euro.
Von Juni bis November täglich von 9 bis 16 Uhr geöffnet. Info: Wendelsteinbahn, Tel. 08034/30 80 , www.wendelsteinbahn.de
Laichinger Tiefenhöhle, Schwäbische Alb
Der Name kommt nicht von ungefähr: 80 Meter geht es auf der Schwäbischen Alb, 25 Kilometer westlich von Ulm, in die Tiefe. Besucher können allerdings nur bis 55 Meter hinabsteigen. Die Laichinger Tiefenhöhle ist nicht nur die tiefste deutsche Schauhöhle, sie ist auch die einzige so genannte Schachthöhle in Deutschland , die derzeit für Besichtungen ausgebaut ist. Acht Grad Celsius beträgt die Dauertemperatur in der Höhle.
Von April bis Anfang November täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Info: Rasthaus Tiefenhöhle, Tel. 07333/55 86 , www.tiefenhoehle.de
Erdmannshöhle, Südschwarzwald
Der Sage nach sollen früher Zwerge (= Erdmännchen) in der Höhle gewohnt haben. Mit einer Länge von 2000 Metern (rund 350 können besichtigt werden) ist die Erdmannshöhle im Südschwarzwald eine der längsten Schauhöhlen Deutschlands. Der größte Tropfstein der Höhle ist über 100 000 Jahre alt, über vier Meter hoch und zwei Meter dick – also alles andere als zwergenhaft.
Täglich von 10 bis 17 Uhr (außerhalb der Hochsaison andere Öffnungszeiten). Info: Tel. 07762/809901 , www.gemeinde-hasel.de
Die Schauhöhlen auf einen Blick
Eine Übersicht über alle deutschen Schauhöhlen gibt es im Internet beim Verband der Deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. auf der Homepage www.vdhk.de oder über die Internet-Seite www.schauhoehlen.de.
Schellenberger Eishöhle, Berchtesgadener Land
Die größte bekannte Eishöhle ist gleichzeitig auch die einzige als Schauhöhle erschlossene Eishöhle hierzulande. Zu erreichen ist sie entweder über einen dreistündigen Fußmarsch ab Marktschellenberg im Berchtesgadener Land oder mit der Untersbergseilbahn – aber auch dann sind noch 200 Höhenmeter bis zur Höhle zu bewältigen. Im Inneren des eisigen Hohlraums, der auf 1500 Metern über dem Meeresspiegel liegt, erwartet die Wanderer eine ordentliche Abkühlung: Die Temperaturen schwanken stets um den Gefrierpunkt. Zu sehen sind bizarre Eisgebilde, manche geschätzte 3000 Jahre alt und bis zu 30 Meter dick. Der jahreszeitlich bedingte Wechsel zwischen Auftauen und Gefrieren formt das Innere der Höhle immer wieder neu. Warme Kleidung und robustes Schuhwerk ist beim Besuch ein absolutes Muss.
Von Pfingsten bis Ende Oktober täglich von 10 bis 16 Uhr, Touristinfo Marktschellenberg: Tel. 08650/98 88 30 , www.eishoehle.net
Kubacher Kristallhöhle, Weilburg an der LahnHessen Wie der Name schon verrät, ist die Höhle mit unzähligen Kristallen übersät. Schneeweiße Calzitkristalle und mineralische Ablagerungen zaubern ein faszinierendes Glitzern auf die Wände. Es ist die vermutlich einzige derartige Kristallhöhle hierzulande. Auf die Kristallhöhle bei Weilburg an der Lahn stießen Forscher zufällig bei der Suche nach einer Tropfsteinhöhle, die sich nach alten Plänen von Bergleuten ganz in der Nähe der Kristallhöhle befinden soll, Bislang konnte sie nicht ausfindig gemacht werden.
März bis November, Mo. bis Fr. von 14 bis 16 Uhr, Sa. und So. von 10 bis 17 Uhr. Info: Höhlenverein Kubach , Tel. 06471/940 00 , www.kubacherkristallhoehle.de
Segeberger Kalkberghöhle, Bad Segeberg
Schleswig-Holstein Bad Segeberg ist vor allem wegen der Karl- May-Spiele bekannt. Eine weitere Attraktion dort ist Deutschlands nördlichste Schauhöhle. Außergewöhnlich ist die große Fledermauspopulation der Kalkberghöhle. Im Sommer hängen mehrere hundert Tiere in den Wänden ihres steinernen Wigwams, im Winter einige tausend. Einmalig im wahrsten Sinne ist der Segeberger Höhlenkäfer, der weltweit nur an diesem Ort vorkommt. Öffnungszeiten: 9 bis 18 Uhr, Sa./So. von 10 bis 18 Uhr, im Herbst/Winter eingeschränkt. Touristinfo Bad Segeberg: Tel. 04551/964 90 , www.badsegeberg.de
Harz bei Bad Grund, NiedersachsenDie Höhle bietet nicht nur schöne Einblicke in die Unterwelt, sondern auch faszinierende Erkenntnisse über die Geschichte der Kontinente: Der Berg, in dem sich die Höhle befindet, ist Teil eines Korallenriffs, das vor vielen Millionen Jahren entstanden ist und in etwa auf der Höhe Madagaskars lag. Durch Plattenbewegungen gelangte das Riff ins schöne Harz bei Bad Grund südlich von Goslar. Zum Höhlenerlebniszentrum gehört auch ein Museum, das die „älteste Familie der Welt“ zeigt. Menschenknochenfunde aus der Bronzezeit, die aus einer nahe gelegenen Höhle stammen, wurden gewissermaßen zu einer vorgeschichtlichen Familie zusammengepfriemelt.
Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 17 Uhr (außerhalb der Hochsaison andere Öffnungszeiten). Info: Höhlenerlebniszentrum, Tel. 05327/82 93 91 , www.ibergertropfsteinhoehle.de
Syrauer Drachenhöhle Plauen, Sächsisches Vogtland
Die Drachenhöhle im sächsischen Vogtland nördlich von Plauen besitzt mehrere Seen. Aufgrund des hohen Kalkgehalts schimmern sie zartgrün. Entdeckt wurde die Höhle vor 81 Jahren zufällig bei Bauarbeiten in einem Steinbruch. Obwohl dieser längst stillgelegt war, durfte ein einziger Arbeiter noch weiter werkeln. Dabei stieß er auf die Höhle. Schönstes Gebilde ist das sogenannte Elefantenohr, eine perfekt gewachsene Sinterfahne, also mineralische Ablagerung. Öffnungszeiten: täglich von 9.30 bis 17 Uhr, im Herbst/Winter verkürzt. Info: Gemeinde Syrau, Tel. 037431/37 35 , im Internet www. syrau.de
Atta-Höhle Attendorn, südliches Sauerland
Die Atta-Höhle in Attendorn gilt als Deutschlands größte und schönste Tropfsteinhöhle. Nicht zufällig ist sie auch die meistbesuchte. Rund 350 000 Gäste steigen jährlich in die unterirdische Wunderwelt im südlichen Sauerland hinab. Die Höhle befindet sich rund 90 Kilometer östlich von Köln. Die Besucher erwarten prächtige Stalaktiten, Stalagmiten und Stalagnaten. Eine Besonderheit: In der Höhle lagern auch hunderte Käselaibe. Entwarnung aber für geruchsempfindliche Höhlenentdecker: Ein künstlicher Wasservorhang „dimmt“ den Duft des im kühlfeuchten Klima reifenden Käses auf ein Mindestmaß.
Öffnungszeiten: täglich von 9.30 bis 17.30 Uhr (außerhalb der Sommermonate andere Öffnungszeiten). Info: Attendorner Tropfsteinhöhle, Tel. 02722/937 50 , www.atta-hoehle.de
Hermannshöhle Rübeland, Sachsen-Anhalt
Beeindruckende Tropfsteine und Knochenfunde des Höhlenbären sind längst nicht alles, womit die Hermannshöhle in Rübeland bei Wernigerode punktet: In einem künstlich angelegten See, dem Olmensee, leben 13 Exemplare des ultra-seltenen Grottenolms. Die einzigen in Deutschland übrigens. Die rosa-weißen Lurche sind in den Karstgebieten von Istrien und der dalmatinischen Küste zu Hause. Die Harzer Olme wurden in den dreißiger Jahren aus Slowenien nach Sachsen-Anhalt gebracht. Sie werden mindestens 70 und können sogar bis zu 100 Jahre alt werden. Weil es sich in der Hermannshöhle ausschließlich um männliche Tiere handelt, läuft die Zeit unweigerlich ab, in der Grottenolme in Deutschland zu sehen sind. Die nahe gelegene Baumannshöhle ist ebenfalls einen Abstecher wert. Bereits seit 1646 finden hier Führungen statt. Goethe soll dieses Naturbauwerk drei Mal beehrt haben, weshalb ein Abschnitt der Höhle, der Goethesaal, nach dem Dichter benannt wurde.
Öffnungszeiten: 9 bis 17.30 Uhr (Juli und August), außerhalb der Hochsaison andere Öffnungszeiten. Info: Tel. 039454/491 32, www.harzer-hoehlen.de
Martin Cyris