Das Paradies der Muschelsucher

Entlegene Strände und viel Natur, die den Störchen, Löffelreihern und Wasserhunden gehört: Der Naturpark Ria Formosa an der Algarve ist noch ein echter Geheimtipp. Ein Paradies mit türkisgrünem Meer.
Reise-Infos: Algarve & Ria Formosa
REISEZIEL Die Küste der Algarve im Süden Portugals ist 200 Kilometer lang. Hauptstadt der Region ist Faro. Ria Formosa ist eine unter Naturschutz stehende Lagunenlandschaft im Osten der Algarve zwischen Faro und Cacela Velha in der Nähe von Tavira.
ANREISE Zum Beispiel mit TAP. Die portugiesische Airline fliegt täglich zweimal von München nach Lissabon, von dort geht es weiter nach Faro. Flugdauer gesamt: 3,5 Stunden, Kosten: ab 290 Euro. Infos unter www.flytap.com
REISEZEIT An der Algarve herrscht subtropisches Klima, das heißt: heiße Sommer mit angenehm kühlen Nächten. Besonders schön ist es im Mai und im Oktober.
REISETYP Die Algarve gefällt Strandurlaubern und ist ideales Reiseziel für Familien. Die Portugiesen sind sehr kinderfreundlich.
WOHNEN Nahe Vilamoura liegt das familienfreundliche Hotel Vila Sol Algarve, das zur Marriott-Gruppe gehört. Es gibt mehrere Pools und Kinderbetreuung mit qualifiziertem Personal. Übernachten kann man in gepflegten Bungalows im mediterranen Stil. Außerdem im Areal: Golfplatz, schöne Wellness-Anlagen, Tennis-Platz und Restaurants. Die Familienpauschale für zwei Zimmer (mit Verbindungstür) kostet ab 194 Euro pro Nacht. Im Internet unter www.marriott.de und www.vilasol.pt. Buchbar ist das Hotel auch über die Veranstalter Dertour, Airtours und Olimar.
WANDERN In den grünen Bergketten hinter den Stränden wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Wanderwege erschlossen, viele davon in Naturschutzgebieten. Mittlerweile hat das Tourismusbüro ein Handbuch samt Karten herausgebracht (erhältlich in jeder Tourist- Info für fünf Euro). Die 33 Touren sind abwechslungsreich und für Familien geeignet. Besonders lohnenswert ist der Rocha da Pena nahe Loulé, wo man nicht nur viele Vögel beobachten, sondern auch Heilpflanzen kennenlernen kann.
NASCHMARKT Spezialität im südlichen Portugal sind die karamellartigen Johannisbrotkekse. Aus der länglichen Frucht wird auch ein leckerer Likör gewonnen. Süßigkeiten sowie selbstgemachte Olivenöle gibt es jeden Samstag bei den Bauern in der Markthalle in der Kreisstadt Loulé.
WASSERPARK Eine Wasser-Achterbahn, Riesen-Wasserrutschen und einen tropischem Garten mit verschiedenen Vögeln gibt’s im Aquapark nahe Vilamoura. In einem kleinen Museumsbereich stehen lebensgroße Puppen, die die portugiesische Geschichte erzählen. Info: www. aquashowpark.com GESCHICHTE Phönizier, Karthager, Römer und Mauren – alle haben ihre Spuren an der Algarve hinterlassen. Der Name stammt übrigens aus dem arabischen Al- Gahrb – „der Westen“. In der Architektur sind die maurischen Einflüsse auch heute noch sehr gut zu sehen. In der Kleinstadt Loulé zeigt das archäologische Museum, das in die Ruinen des Kastells integriert ist, eindrucksvoll die Geschichte des Landes. HEISSE QUELLEN Schon die Römer schätzten die vulkanischen Thermalquellen in der „Serra de Monchique“. Hier sprudelt bis zu 30 Grad warmes Wasser aus dem Gebirgsboden und hilft bei Gelenk- und Hauterkrankungen
ENDE DER WELT Der Cabo de Sao Vicente ist der südwestlichste Punkt Europas. 60 Meter ist die Steilküste tief. In der Nähe gründete Heinrich der Seefahrer im 15. Jahrhundert seine berühmte Navigatorenschule. Heute steht hier noch ein Fort aus jener Zeit. Unmittelbar an der Küste steht ein Leuchtturm. Wenn das Wetter schön und der Wärter gut gelaunt ist, darf man seinen Turm hochsteigen – einfach fragen! WEITERE INFOS Portugiesisches Fremdenverkehrsamt in Berlin (Tel. 030/254 10 60), im Internet unter www.visitalgarve.pt (Englisch) sowie unter www. portugal-aktuell.de
Sanft schlägt das türkisgrüne Wasser gegen das Boot. Es ist so klar, dass man unten auf dem Meeresboden die kleinen Sandkörnchen hinund herdriften sieht. Das Wasser ist badewannenwarm, und im ruhigen Gang der Wellen kann man sich herrlich treiben lassen. Es ist so angenehm still. Schon von weitem sieht man den einzelnen roten Sonnenschirm am Strand. Moment mal – Nur ein einziger Sonnenschirm ?! Ja, tatsächlich: Im Naturpark Ria Formosa liegt man allein im semmelgelben Sand. Ab und zu fährt mal ein Boot vorbei. Ansonsten: Ruhe pur. Die Ria-Formosa-Lagune erstreckt sich an der östlichen Algarve zwischen Ancao und Manta Rota auf einer Länge von rund 60 Kilometern. Das Feuchtgebiet mit kleinen Inseln und Kanälen ist ein kleines Paradies an der ansonsten völlig erschlossenen Küste. Und selbst in der Hochsaison muss man sich auf den weiten Sandbänken nicht um einen Liegeplatz drängeln. Hinkommen ist aber auch etwas schwieriger, das reduziert den Andrang. Die Inselchen erreicht man entweder mit dem eigenen Boot (das man problemlos in der Kleinstadt Olhão mieten kann), in der Gruppe bei einer geführten Bootstour oder bei einer ebenfalls geführten Wattwanderung. An Bord unseres Katamarans steht ein durchsichtiges Plastikregal, unterteilt in viele kleine Schubladen. In jeder sind besondere Muscheln drin. „Schau mal“, sagt Biologin Sónia Manso und legt eine walnussgroße Muschel auf ihre Hand: Sie sieht aus, als würde eine Burg darauf wachsen, umgeben von einer rosa Stadtmauer. „Ist das nicht ein besonders schönes Exemplar ?“ Als zwei Stunden später unser Boot wieder zurück Richtung Festland schippert, ist das Muschelregal um etliche Exemplare reicher. Namenlose Meeresschönheiten, die im Sand schlummerten. Das weite Haffgebiet, das sich fast bis an den portugiesisch-spanischen Grenzfluss Guadiana ausdehnt, eignet sich auch gut für Wanderungen durchs Watt. Vögel, schwarze Enten, Löffelreiher und Störche lassen sich hier gut beobachten. Sandbänke schützen die Lagunen und die Marsch. So können die Tiere in Ruhe brüten und ihre Jungen im abgeschirmten Gebiet aufziehen. Der Naturpark ist so abwechslungsreich, dass eine zweistündige Wanderung wie im Flug vergeht. Seit kurzem gibt es einen Lehrpfad durch das Gebiet. Folgt man ihm, kommt man unter anderem zu einem noch funktionierendem arabischen Bewässerungssystem, einer so genannten Nora. Ganz in der Nähe ist übrigens die Hundezuchtstation Quinta do Marim. Bis vor wenigen Monaten kannte noch keiner die „Cão de Água“, die portugiesischen Wasserhunde, aber seit „Bo“ im Weißen Haus bei Familie Obama lebt, ist die Nachfrage sprunghaft gestiegen. Die kleinen Vierbeiner freuen sich über Besucher. Über Besucher freuen sich allerdings auch die Fischer auf der Insel Culatra. Die 550 Einwohner haben mehr Boote als Autos, eine Kirche, einen Kindergarten und einen Fußballclub. Und natürlich eine Dorfkneipe, in der gerne geschwatzt wird – so lange, bis Biologin und Naturparkführerin Sónia freundlich zur Boots- Rückfahrt auffordert. Mal schauen, welche Muscheln wir noch unterwegs finden. So schnell lässt einen der Ria Formosa nicht ziehen.
Christiane Mühlbauer