Seelen-Tankstelle mit Hollersaft

Fuschlsee - Schon der Kaiser wusste, dass man im Salzkammergut besonders glücklich sein kann. Dabei ist es erst jetzt erwiesen, Region vom Wolfgangssee bis zum Dachstein die weltweit die meisten Glücksplätzen gibt.
Wissenschaftlich gesehen sind es nämlich sage und schreibe 212 an der Zahl. Professor muss man keiner sein, um zu erkennen, dass die Almen gerade jetzt zur Hollerzeit ganz oben auf der Liste dieser Glücksplätze stehen.
Holler stammt aus der Familie der Moschuskrautgewächse und soll in Liebesdingen wahre Wunder wirken. Man muss sie nicht verstehen wollen, sondern einfach daran glauben, an solche alten Bauernregeln wie diese: „Schüttelt ein Mädchen die Hollerstaude, dann kommt der Bräutigam aus der Richtung, aus der ein Hund bellt.“
Die Reise-Infos Salzkammergut
REISEZIEL Das Salzkammergut ist die Bundesgrenzen überschreitende österreichische Ferienregion, die sich vom Fuschlund Wolfgangsee bis zum Ausseerland im Osten erstreckt. Das Salzkammergut gehört hauptsächlich zu Oberösterreich, im Süden zur Steiermark und ein kleiner Teil zum Bundesland Salzburg. Zum 150. Mal jährt sich heuer der Todestag von Erzherzog Johann, einer der schillerndsten historischen Figuren der Region.
REISETYP Seen wie gemalt so schön, in denen sich die Berge spiegeln, an ihren Ufern hübsche Hotels, die Nostalgie aus k.u.k.-Zeiten pflegen. Oder wie Gerhard Gössl , der Herr der Trachten, es sagt: „So viel Tradition wie möglich und so viel Neues wie nötig“ – danach leben sie hier im Salzkammergut. HOLLERSAISON Offizieller Start der Almsaison im Salzkammergut ist das Holleralmfest am 21. Juni. Aber schon Ende Mai beginnt die Hollersaison mit dem Pflücken der Blüten. Die Dolden werden, in Teig getaucht, zu Hollerküchl verarbeitet. Sind dann die Beeren reif, geht es weiter mit Holundersaft, Kompott und alkoholischen Genüssen. Für wahre Fans zieht sich die Hollersaison sogar bis in den Winter, zumal der heiße Holundersaft ein gutes Grippemittel ist.
HOLLERALMEN Rund um den Wolfgang- und den Fuschlsee gibt es insgesamt elf ausgewiesene Holleralmen. Sie sind allesamt vom Tal aus in zirka einer halben bis eineinhalb Stunden Fußweg erreichbar, zum Teil gibt es auch PKW-Anfahrtswege. Jede Holleralm muss mindestens zwei Speisen und Getränke aus Holunder auf der Karte haben.
ALMPACKAGE Zum Start der Hollersaison können in der Fuschlseeregion drei Übernachtungen mit Frühstück auf dem Bauernhof inklusive Salzkammergut Erlebnis Card , einer Anwendung mit der Hollereinreibe, einer Wanderkarte und einer Almjause auf einer Holleralm ab 111 Euro pro Person gebucht werden. Am Wolfgangsee kommt eine Tageskarte mit der Seenschiffahrt dazu sowie eine Auffahrt auf den Schafberg und die PKW-Maut auf die Postalm. Das Paket kostet ab 149 Euro pro Person. WANDERATLAS Ein detaillierter Wanderatlas mit Kartenmaterial im Maßstab 1:35 000, der auch den Weg zeigt zu den Holleralmen und den 212 Glücksplätzen im Salzkammergut , ist im Verlag Schubert und Franzke erschienen. Er kostet 14,90 Euro (ISBN 978-3705-6091-50) und ist direkt unter www.salzkammergut.at zu bestellen.
WEITERE INFOS zu den Holleralmen und den Urlaubspaketen über die Verkehrsämter in Fuschl , Tel. 0043/6226-838 40 (im Internet: www.fuschlseeregion.com) bzw. Wolfgangsee, Tel. 0043/6138-80 03 (www.wolfgangsee. at) bzw. über die direkte Homepage www.holleralmen.at. Hier gibt es auch die Hollerzeitung mit vielen Informationen rund um das Thema sowie den Erlebnisplaner mit 130 Attraktionen, für die es mit der Salzkammergut Erlebnis Card Ermäßigungen gibt.
Auch sonst schrieben die Bauern dem Strauch mit den schwarzen Beeren Wunderkräfte zu. Er war die Apotheke der Landbevölkerung, galt als Schutzbaum für Mensch und Tier und wurde deshalb vor jede Tür gepflanzt. Sogar der Riegel der Stalltür sollte aus Holunderholz geschnitzt sein, damit das Vieh gesund blieb. Im Lauf der Jahre hat die Wissenschaft den instinktiven Volksglauben bestätigt und das klingt dann so: Die Wirkstoffe des schwarzen Holunders, die Fruchtsäuren und die im Fruchtextrakt enthaltenen Vitamine B und C, stärken das Immunsystem. Wie schön, wenn Medizin dann auch noch so gut schmeckt wie bei Sennerin Helga auf der Grubenbachhütte, wo es zur Almjause mit selbstgemachtem Käse ein Hollerkracherl gibt, ein köstlich erfrischendes Getränk aus Holundersirup , frischem Quellwasser und einem Spritzer Zitrone. Oder so wie bei Karin und Johannes Kurz auf ihrer Schafbachalm, die ganz köstliche Hollen-Pofesen zubereiten – Holunderbeeren und Weißbrot im Marzipanteig, das Ganze im heißen Öl ausgebraten. Elf Almen rund um den Fuschlsee und den Wolfgangsee haben sich im Sommer ganz dem Holler verschrieben. Im Juni wenn die Blütendolden an den Zweigen hängen, starten sie ihre kulinarische Großoffensive und tischen auf, dass sich die Brotzeittische biegen: Krapfen mit Hollermarmelade, Hollerkompott, Hollerkücherl, -knödel und -schmarrn, dazu Hollersaft und Hollersekt, Holunderlikör und Hollerschnaps, der so gut ist, dass Sepp Rieger vom Primushäusl in Gschwendt auf der hochprozentigen Spirituosenmesse Destillata dafür sogar eine Auszeichnung eingeheimst hat. Auch das legendäre Weiße Rössl am Wolfgangsee hat seine Edelbrände auf der Karte stehen, für alle, die auf die innere Anwendung schwören. Im Spa kommt das Allheilmittel in Form von Seifen, Essenzen und Cremes auch äußerlich zum Einsatz. Geheimtipp für müde Wanderer-Wadl: die Holler-Einreibe, eine Art Franzbranntwein zum Einmassieren. Aber so beschwerlich sind die Aufstiege zu den Holleralmen eigentlich gar nicht. Allesamt sind sie in ungefähr eineinhalb Stunden Fußweg erreichbar. Und wer auf das Vergnügen verzichten will, sich den kulinarischen Genuss erst zu erarbeiten, der findet auch ein paar Adressen, zu denen es mit dem Auto oder der Bergbahn hinaufgeht.
ch