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Als wäre sie noch da: Zu Besuch bei Astrid Lindgren

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Die Stockholmer Wohnung, in der Astrid Lindgren mehr als 60 Jahre gelebt hat, wirkt, als wäre die Kinderbuchautorin nur kurz unterwegs. Die Zeit ist hier stehen geblieben.

Sie hat die Figur Pippi Langstrumpf in der Fantasie zum Leben erweckt: die Kinderbuchautorin Astrid Lindgren.
1 / 11Sie hat die Figur Pippi Langstrumpf in der Fantasie zum Leben erweckt: die Kinderbuchautorin Astrid Lindgren. © Jacob Forsell
Friedlich und beschaulich sieht die alte Stockholmer Wohnung von Astrid Lindgren aus.
2 / 11Friedlich und beschaulich sieht die alte Stockholmer Wohnung von Astrid Lindgren aus. © Saltkråkan
Astrid Lindgrens Schreibtisch mit Blick auf den Vasapark. Hier tippte sie ihre im Bett geschriebenen Bücher ab und beantwortete Fanpost.
3 / 11Astrid Lindgrens Schreibtisch mit Blick auf den Vasapark. Hier tippte sie ihre im Bett geschriebenen Bücher ab und beantwortete Fanpost. © Christoph Driessen
Astrid Lindgrens Schreibmaschine. Eine elektrische Version oder gar einen Computer besaß sie nie.
4 / 11Astrid Lindgrens Schreibmaschine. Eine elektrische Version oder gar einen Computer besaß sie nie. © Christoph Driessen
Esstisch mit aufgeschlagenem Gästebuch. Alles wirkt, als wäre Astrid Lindgren nur eben aufgestanden und käme gleich zurück.
5 / 11Esstisch mit aufgeschlagenem Gästebuch. Alles wirkt, als wäre Astrid Lindgren nur eben aufgestanden und käme gleich zurück. © Christoph Driessen
Das Bett im Gästezimmer gehörte einst Astrid Lindgrens Tochter Karin: 1941 lag sie krank in diesem Bett und bat ihre Mutter: «Erzähl mir was von Pippi Langstrumpf!».
6 / 11Das Bett im Gästezimmer gehörte einst Astrid Lindgrens Tochter Karin: 1941 lag sie krank in diesem Bett und bat ihre Mutter: «Erzähl mir was von Pippi Langstrumpf!». © Christoph Driessen
Der Vasapark vor Astrid Lindgrens Haus (links), in dem sie oft spazierte.
7 / 11Der Vasapark vor Astrid Lindgrens Haus (links), in dem sie oft spazierte. © Christoph Driessen
Astrid Lindgrens Bett mit der in vielen Jahren ausgetretenen Teppichstelle. Hier schrieb sie morgens und vormittags fast alle ihre Bücher, so auch «Pippi Langstrumpf».
8 / 11Astrid Lindgrens Bett mit der in vielen Jahren ausgetretenen Teppichstelle. Hier schrieb sie morgens und vormittags fast alle ihre Bücher, so auch «Pippi Langstrumpf». © Christoph Driessen
Astrid-Lindgren-Kennerin Cilla Nergårdh mit einem Exemplar der Erstausgabe von «Pippi Langstrumpf», in dem eine Widmung von Astrid Lindgren für ihren Mann steht.
9 / 11Astrid-Lindgren-Kennerin Cilla Nergårdh mit einem Exemplar der Erstausgabe von «Pippi Langstrumpf», in dem eine Widmung von Astrid Lindgren für ihren Mann steht. © Christoph Driessen
Mehr als 60 Jahre lebte Astrid Lindgren in ihrer Stockholmer Wohnung - dort schrieb sie ihre Bücher.
10 / 11Mehr als 60 Jahre lebte Astrid Lindgren in ihrer Stockholmer Wohnung - dort schrieb sie ihre Bücher. © Saltkråkan
Der Klassiker ist auch zu finden: Verschiedene Ausgaben von «Pippi Langstrumpf» stehen im Wohnzimmer im Bücherschrank.
11 / 11Der Klassiker ist auch zu finden: Verschiedene Ausgaben von «Pippi Langstrumpf» stehen im Wohnzimmer im Bücherschrank. © Christoph Driessen

Stockholm - Das aufschlussreichste Detail in der Wohnung von Astrid Lindgren in Stockholm ist ein Stück abgewetzter Teppich. Vor ihrem Bett ist der billige braune Belag an einer Stelle komplett ausgetreten.

Astrid Lindgren, der Gewohnheitsmensch

Drei Dinge lassen sich daraus ableiten: Astrid Lindgren lebte sehr lange hier. Sie war ein Gewohnheitsmensch. Und sie war sehr bescheiden - sonst hätte sie den Teppich erneuert. Seit einiger Zeit kann man das Heim der berühmten Kinderbuchautorin besichtigen. An der Wohnungstür ein unscheinbares Schild: «A Lindgren». Kurzes Klingeln, die Tür wird geöffnet. Man tritt ein, hängt den Mantel auf. Auf dem Weg durch den Flur knarren die Dielenbretter. Im Esszimmer steht eine Tasse Tee auf dem Tisch. Ist Astrid Lindgren vielleicht gar nicht...?

Reise in eine andere Zeit

Apfelsinen und ein halb gefülltes Marmeladenglas deuten darauf hin, dass die Küche hin und wieder noch benutzt wird. Zugleich wirkt vieles wie aus einer anderen Zeit: Die Gläschen im Gewürzregal gibt es heute so nicht mehr zu kaufen. In den übrigen Räumen ist dieses Gefühl noch wesentlich stärker: Man wähnt sich 30, 40, 50 Jahre zurückversetzt. Gleichzeitig machen die Zimmer einen belebten Eindruck, weil hier hin und wieder noch die Tochter und die Enkel von Astrid Lindgren zusammenkommen. Die Wohnung hat dadurch überhaupt nichts Museales. Man hat den Eindruck, Astrid Lindgren wäre nur mal eben raus, Milch holen.

Klein anfangen

«Als Astrid 2002 starb, war sich die Familie darüber im Klaren, dass viele Leute gerne sehen würden, wo und wie sie gelebt hat», erzählt Cilla Nergårdh, Sprecherin der Lindgren-Erben. Das Problem war, dass Lindgrens Tochter Karin Nyman - heute ist sie über 80 - den Ort ihrer Kindheit und Jugend nicht in fremde Hände geben wollte. «Schließlich hat die Familie gesagt: «Lasst uns einfach ganz klein anfangen mit Gruppen von maximal zwölf Personen.»» Über eine Website kann man sich anmelden. Und dann eintreten in eine Zeitkapsel.

Die Vierzimmerwohnung im ersten Stock des Altbaus Dalagatan 46 liegt im Stockholmer Vasaviertel, Lindgren-Kennern vertraut aus «Karlsson vom Dach». Astrid Lindgren bezog die Wohnung 1941, gemeinsam mit ihrem Mann Sture, ihrem 15 Jahre alten Sohn Lars und ihrer damals 7 Jahre alten Tochter Karin. Mehr als 60 Jahre lebte sie hier, bis zu ihrem Tod 2002 im Alter von 94 Jahren. 

Die Wohnung ist der Entstehungsort all ihrer Bücher

Astrid Lindgren schrieb ihre Geschichten im Bett - ausschließlich morgens. Ein anderes Bett ist ebenfalls legendär: Es steht im Gästezimmer und gehörte einst ihrer Tochter Karin. 1941 musste sie darin eine Lungenentzündung auskurieren, und weil sie sich langweilte, sagte sie zu ihrer Mutter: «Erzähl mir was von Pippi Langstrumpf!» Damit ging es los. Als Astrid Lindgren 1944 auf einem der vereisten Wege im Vasapark ausrutschte, sich den Fuß verstauchte und selbst das Bett hüten musste, begann sie, die Geschichten aufzuschreiben.

Lindgren liebte die Natur

Den Vasapark, das kleine Stück Natur direkt vor ihrer Haustür, liebte sie, und wenn man ihn besucht, weiß man, warum. Im Winter laufen Kinder Schlittschuh, die großen alten Bäume sind schneebedeckt, und dahinter ragen die stattlichen Altbauten des Vasaviertels auf. Irgendwo dort zwischen den Schornsteinen muss Karlsson wohnen. Die Wege im Park sind immer noch vereist. Wenn man nicht aufpasst, rutscht man aus, genau wie Astrid Lindgren.

Wo Kinder noch Kinder sein durften

Millionen Menschen sind mit den ländlichen Paradiesen Bullerbü, Lönneberga und Birkenlund aufgewachsen - Orten, an denen Kinder noch Kinder sein durften. Sie verbinden den Namen Lindgren vor allem mit ländlicher Idylle. Doch die Autorin selbst hat ihr ganzes langes Erwachsenenleben in der Großstadt verbracht. Mit 18 Jahren verließ sie ihren kleinen Heimatort Vimmerby, weil sie unverheiratet ein Kind erwartete, ging nach Stockholm - und zog dort nie wieder weg.

Ihre Wohnung gibt heute einen Eindruck davon, wie Astrid Lindgren gelebt hat. Aber finden kann man sie nur noch in ihren Büchern.

Service

Den Besuch in Astrid Lindgrens Wohnung kann man buchen auf der Website www.astridlindgrenshem.se/in-english. Hier geht es zur offiziellen Astrid-Lindgren-Website.

dpa/tmn

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