- 0 Kommentare
- Weitere
Berchtesgaden – Jeden Freitag lesen Sie hier unseren Wander-Tipp. Dieses Mal geht es von der Roßfeldstraße auf den Hohen Göll.
- Aktuell wird die Tour aufgrund starkem Schneefalls nicht empfohlen -
Fährt man in den Berchtesgadener Talkessel hinein, so stehen zwei imposante Gestalten an dessen Ende: Watzmann und Hochkalter. Der Hohe Göll spielt da eher eine untergeordnete Rolle. Anders ist es, wenn man sich ihm von österreichischer Seite nähert: Besonders von Salzburg nach Kuchl erscheint der Göll als wuchtiges Kalkmassiv, das 2.000 Meter über dem Salzachtal thront. Es gibt mehrere Optionen, auf den Berg zu kommen, von sehr lang bis sehr schwierig. Wir wenden uns heute der kürzesten zu, doch die ist auch nicht ohne...
Die Wanderung im Überblick
Berg/Gipfel: Hoher Göll, Berchtesgadener Alpen, 2.522 Meter.
Höhenmeter der Wanderung: Circa 1.100 Höhenmeter.
Wanderparkplatz/Adresse fürs Navi: Parkplatz an der Roßfeldpanoramastraße (Mautgebühr: 8,50 Euro).
Gehzeit: Circa dreieinhalb bis viereinhalb Stunden.
Schwierigkeit: Technisch schwierige Tour, die absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzt und Kletterfertigkeiten im II. Grad erfordert. Bei Schnee Grödel, bzw. Steigeisen bedenken!
Einkehrmöglichkeiten: Purtschellerhaus, 1.692 Meter (noch geöffnet bis zum 11. Oktober)
Wann sollte man aufpassen? Einige Wegabschnitte sind sehr ausgesetzt und erfordern äußerste Konzentration, da Fehler fatal enden könnten. Bei der Vorbereitung auf die Tour ist unbedingt der aktuelle Wetterbericht zu beachten. Starker Schneefall kann hier ebenfalls zur Bedrohung werden.
Grenzgang auf den Göll




Ist die Wanderung für Anfänger geeignet? 0/5 Punkte: Die Kürze täucht: Auch wenn der Hohe Göll vergleichsweise einfach zu erreichen ist, ist die Route über das Purtschellerhaus nur erfahrenen Bergfreunden vorbehalten.
Für Familien mit Kindern geeignet? 1/5: Auch für Familien mit Kindern wird es schwierig: Nur, wenn schon Touren in vergleichbare Höhen unternommen wurden, sollte dieser Gipfel in Angriff genommen werden. Ansonsten lieber ausweichen!
Für Hunde geeignet? 0/5: Auch für Hunde gilt hier: No pasaran! An einigen Stellen geht es so steil bergauf, dass Hundi diese sie erstens nicht erklettern kann und zweitens Herrchen oder Frauchen diesen auch nicht schnell unter den Arm klemmen können.
Lohnt der Gipfel-Ausblick? 4/5: Die Aussicht wird schon schön sein! Auch wenn der Berg bislang zweimal erklommen wurde, herrschte bei beiden Malen reges Wolkentreiben. Bei schönem Wetter hat man aber einen herrlichen Tiefblick auf die Salzach und Salzburg, Watzmann und Hochkalter, Dachstein und den Rest des Salzkammerguts.
Drei Gründe, warum sich die Wanderung lohnt
Abwechslung: Kaum eine Route ist abwechslungsreicher als über Purtschellerhaus und den Kamin, bzw. die Schusterroute: Schon angefangen mit der ewig langen Stiege zum Purtschellerhaus hinauf geht es danach über abwechslungsreiche Kletterei auf dem herrlich hergerichteten Steig weiter nach oben. Auf der Göllleiten wiederum ist es höchst spektakulär, wenn sich die Wolken, die aus dem Salzachtal hinaufziehen, am Gratkamm brechen.
Purtschellerhaus: Das Purtschellerhaus, das im Jahre 1900 eingeweiht wurde, ist schon etwas ganz besonderes: Die nach dem bedeutenden Alpinisten Ludwig Purtscheller benannte Hütte liegt genau auf der Grenze zwischen Bayern und Österreich. Ein interessantes Erlebnis für denjenigen, der dort einkehrt!
Tanz auf der Grenze: Unzählige Male wechselt man beim Aufstieg zwischen deutscher und österreichischer Seite, was die Tour zu einem Grenzgang par excellence macht.
Für wen die Tour nix ist
Nicht nur Anfängern ist die Tour nicht zu empfehlen, sondern auch „Casual Mountaineers“, also Hobbybergsteigern. Wer den Hohen Göll erstürmen will, sollte sich ausreichend im Vorfeld über die Verhältnisse am Berg informieren sowie ausreichend ausgerüstet und erfahren sein.
Andiamo!
Unser Start befindet sich auf einem kleinen Parkplatz kurz vorm Scheitelpunkt der Roßfeldpanoramastraße, deren Bau von den Nazis begonnen, allerdings erst im Jahre 1955 beendet wurde. Es empfiehlt sich allerdings, per Autostopp nach oben zu fahren und sein Auto unterhalb der Mautstelle zu parken, wenn man vorhat, übers Alpeltal abzusteigen. Vom Parkplatz steigen wir erst einmal ein paar Meter in den Eckersattel hinab. Hier sehen wir einen schwarz-rot-goldenen Pfosten. Es wird nicht das letzte Mal sein, dass wir an die deutsch-österreichische Grenze gelangen werden...
Oben thront das Purtschellerhaus, zu dem wir jetzt aufsteigen. Gut, aufsteigen ist relativ, denn ewig lang anmutende Holzstiegen machen das Weiterkommen durchaus komfortabel. Kurz noch durch einen Urwald und schon sind wir am Eckerfirst mit dem nach Ludwig Purtscheller, einem der bekanntesten Alpinisten seiner Zeit, benannten Haus. Eintreten lohnt sich, denn wo sonst geht die Staatsgrenze mitten durchs Haus?
Nach dem Purtschellerhaus geht’s weiter auf einem schmaleren und ausgesetzteren Pfad in Richtung Wandfuß des Gölls. Eine gute Viertelstunde nach dem Purtschellerhaus ist dieser erreicht und müssen uns erstmalig über Schrofen nach oben kämpfen. Der Weg ist glücklicherweise gut markiert, sodass ein Verlaufen schwierig ist. Immer ausgesetzter werdend schrauben wir uns nun den schmalen Steig hoch, immer wieder müssen wir auch die Hände zu Hilfe nehmen. Unser Weg orientiert sich gen Westen und auf einem Sporn am Ende des Mannlgrats thront majestätisch das Kehlsteinhaus. Es wird noch steiler und bald schon helfen uns die ersten Seile beim Aufstieg. Nicht viel später erreichen wir ein Gedenkkreuz, das an einen hier verstorbenen Bergfreund erinnert. Auch dies wird nicht das letzte auf unserer Tour sein...
Eine Viertelstunde später kommt ein nächstes Gedenkkreuz in Sichtweite. Entweder, wir steigen noch kurz zu diesem auf und genießen eine Rast in spektakulärer Lage oder wir steigen gleich ab und gehen weiter. Über Serpentinen geht’s anschließen wieder hinauf und wiederum helfen uns Seile bei den steilsten Stücken. An dieser Stelle sei die Arbeit der Alpenvereinssektion Sonneberg gelobt, die diesen Weg hervorragend hergerichtet hat! Mit fortschreitender Höhe wird es noch ausgesetzter, also müssen wir noch mehr aufpassen, wo wir hintreten! An wilden Felstürmen und mal auf österreichischer, mal auf deutscher Seite gewinnen wir schnell an Höhe und das Salzachtal erscheint tiefer und tiefer. Irgendwann kommen wir an eine Gabelung, an der wir die Wahl haben: Entweder über den Kamin hinauf, der zwar steiler, aber auch versicherter ist, oder über die Schusterroute, die ausgesetzter ist. Wir entscheiden uns für den Kamin und büßen wiederum erst einmal ein paar Höhenmeter ein. An der Wand entlang und anschließend wieder mit Seilhilfe nach oben gelangen wir eine gute halbe Stunde nach der Abzweigung an die Schlüsselstelle: Über Eisenstifte geht es den berüchtigten Kamin nach oben. Haben wir diese gemeistert, stehen wir am Rauchfang und haben das schwierigste hinter uns.
Dass der Rauchfang seinem Namen alle Ehre macht, verstehen wir, wenn wir über die Göllleiten die letzten Höhenmeter in Richtung Gipfel machen: Dadurch, dass das Salzachtal gut 2.000 Meter tiefer liegt, bilden sich am Göll meist viele Wolken. Ein eindrucksvolles Spektakel, wenn sich diese am Gratkamm brechen! Unschwierig geht es nun auf diesem „Stairway to heaven“ in Richtung Gipfelplateau, der Gipfel selbst versteckt sich allerdings noch. Einmal müssen wir noch an einer Seilversicherung ab- und aufsteigen, dann rückt der höchste Punkt des Berges endlich in Sichtweite! Einmal noch über ein auffallen rötlich gefärbtes Band nach oben und dann sind wir endlich oben. Berg Heil! Abstieg wie Aufstieg (kürzer, aber schwierig) oder über die Südseite und den Alpeltalsteig nach Hinterbrand und von dort wieder zum Ausgangspunkt.
Die passende Bekleidung und Ausrüstung zum Wandern und für andere Outdooraktivitäten, finden Sie bei McTREK im Aicherpark Rosenheim.
Simon Schmalzgruber