Starbulls-Vorstand Hötzendorfer erklärt, woher das Geld für die neuen Spieler kommt

Die Starbulls stehen in der Eishockey-Oberliga vor einer sehr wichtigen Saison. Viel Geld wurde in den Kader, das Trainerteam und in die Infrastruktur investiert – das Ziel heißt ganz klar DEL2. Aber woher kommt das Geld für den Etat? Vorstand Christian Hötzendorfer verrät es im OVB-Interview.
Rosenheim – In dieser Saison soll es mit dem Aufstieg für die Starbulls Rosenheim endlich klappen. Dass das nicht einfach wird, weil die Konkurrenz ebenfalls aufgerüstet hat, weiß natürlich auch der 3. Starbulls-Vorstand Christian Hötzendorfer. Er sprach vor dem Saisonstart in Teil eins des Exklusiv-Interviews mit der OVB-Sportredaktion über das Stadion, über Sport und Event, über die drei Säulen der Finanzierung und über die Fans.

Herr Hötzendorfer, die Starbulls haben bei den Verpflichtungen der neuen Spieler viel Geld ausgegeben. Woher kommt dieses Geld und wie finanzieren sich die Starbulls aktuell und in Zukunft?
Christian Hötzendorfer: Grundsätzlich gibt es drei große Säulen in der Finanzierung. Da muss man einen Blick auf das moderne Sportmanagement haben und da steht der Konsument im Vordergrund. Eine Säule ist, dass wir uns durch die Zuschauer finanzieren. Natürlich über die klassischen Ticketeinnahmen, aber auch über das Sortiment am Kiosk. Das wollen wir auch noch weiter ausbauen. Wir haben heuer in der Gastro große Investitionen getätigt, auch da sind wir mit 100.000 Euro noch einmal in die komplette Ausstattung gegangen. Jetzt dürfen wir im Stadion endlich auch Pommes anbieten, was für andere Standorte total normal ist, bei uns aber brandschutzrechtlich immer ein großes Problem war. Da haben wir jetzt auch wieder gemeinsam mit der Stadt nachgeholfen.
Der Pommesverkauf allein reicht aber nicht für einen entsprechenden Etat.
Hötzendorfer: Natürlich nicht. Eine zweite Säule sind die Unternehmen, die in der Finanzierung immer mehr die Oberhand gewinnen. Mittlerweile kommen in etwa doppelt so hohe Einnahmen aus dem Unternehmensbereich, wie aus dem Ticketbereich. Das ist die Finanzierungsgrundlage. Im Merchandising werden wir auch ein komplett neues Angebot vorlegen. Da sind wir viel besser aufgestellt und werden wieder fannäher werden.
Stichwort Fannähe. Die Zuschauer sind also bei der Finanzierung nicht mehr so wichtig oder gibt es bei dieser Säule noch Potenzial?
Hötzendorfer: Unsere Fans sind immer wichtig. Deshalb ist unser wichtigstes Anliegen, dass wir die Ticketsäule wieder stärken. Wir wollen Leute in das Stadion bringen – und zwar egal mit welchen Mitteln. Wir wollen Menschen dafür begeistern, was wir hier tun. Idealerweise nicht nur für das Eishockey. Deshalb ist eine weitere Säule, die wir stärken werden, die Veranstaltungen. Das ist ein Riesenthema.
Die Verhältnisse von Ticketeinnahmen, Sponsoren und Gastroeinnahmen hat sich also grundlegend verschoben.
Hötzendorfer: Definitiv, denn wir hatten vorher auf der Catering-Säule null Euro stehen. Egal was verkauft worden ist, das ist komplett auf die Rechnung des Wirtes gegangen. Da ist es mittlerweile so, dass wir aus null Euro einen sechsstelligen Betrag gemacht haben. Und das werden wir bei einer normal laufenden Saison noch steigern. Das hängt natürlich auch damit zusammen, wie man es in einem Eisstadion so optimieren kann, dass die Leute nicht nur Bier kaufen, sondern dass man auch Essen transportabel macht. An solchen Themen sind wir auch am Arbeiten. Da sind wir auch auf dem neuesten Stand der Technik und in den Kiosken, die wir noch einmal hergerichtet haben, gibt es mittlerweile auch einen Frischwasserzu- und -ablauf.

Nicht nur das ist neu, sondern auch das LED-Laufband im Stadion ist eine wichtige Einnahmequelle. Wie wird das Angebot angenommen und gibt es noch Kapazitäten?
Hötzendorfer: Das Angebot wird noch besser als ohnehin erwartet angenommen und unsere Kalkulationen wurden bisher weit übertroffen. Die LED-Bande leistet somit heuer schon einen Beitrag über ihre Finanzierungskosten hinaus.
Und damit kann sich der Verein zum Beispiel neue Spieler kaufen.
Hötzendorfer: Wenn man es so umrechnen will – ja. Mit diesen Einnahmen können wir uns mindestens eineinhalb Ausländer leisten. Man muss dieser Entwicklung auch Rechnung tragen und man muss auch feststellen, dass Unternehmen eine sehr hohe Nachfrage nach Bewegtbildvermarktung haben. Die Idee geht weg von diesen klassischen Werbetafeln hin zu bewegten Inhalten jeglicher Form. Dem haben wir mit der LED-Wall und eben jetzt mit der LED-Bande Rechnung getragen. Die Wall war innerhalb kürzester Zeit voll und leistet mittlerweile einen sehr großen Beitrag zur Etatplanung und das ist bei der Bande genau so.
Sicher eine profitable Sache, aber ohne Zuschauer ist auch die Laufbande nicht viel wert. Wie wollt ihr die verschiedenen Fangruppierungen unter einen Hut bringen?
Hötzendorfer: Das alles entscheidende ist für uns immer, so viele Menschen wie möglich in das Stadion zu bringen. Idealerweise auch Zuschauer, die sich noch nicht so mit Eishockey beschäftigt haben oder noch nicht im Stadion waren. Wir wollen auch neue Fans, wir wollen Familien, wir wollen die älteren Fans und die Experten, aber wir wollen vor allem auch neue Fans. Die erreicht man nur, wenn die Infrastruktur gut ausgebaut ist. Du musst als Verein jede Art von Zuschauer begeistern und zufriedenstellen können.
Zum Beispiel die Hardcorefans, die hauptsächlich für die Stimmung verantwortlich sind.
Hötzendorfer: Richtig. Die haben ganz eigene Themen auf dem Tisch. Die wollen in erster Linie beim Spiel dabei sein, haben Choreographien vorbereitet. Dem muss man Rechnung tragen, das ist für uns ein ganz wichtiger Punkt. Auch deshalb, weil die Stimmung im Stadion elementar wichtig ist, damit wir überhaupt neue Leute in das Stadion bringen. Das Entscheidende ist also die Infrastruktur, man muss jede Art von Besuchern bedienen können und da ist es bei uns so, dass wir alle Räumlichkeiten, die wir zur Verfügung stellen, gleich ausstatten. Wir haben für die Besucher und Familien den Fantreff, der top ausgestattet ist. Wir haben die Business-Lounge. Da holen wir die Leute ab, die unternehmenstechnische Belange haben, ihre Kunden mitbringen und es sehr genießen, dass wir wirklich ein gutes Angebot haben.

Die Starbulls als Konkurrenz zu den Bayern?
Hötzendorfer: So weit würde ich nicht gehen, aber tatsächlich hören wir immer öfter, dass die Unternehmen überlegen, bei den Bayern nur noch zwei Tickets zu nehmen, um dafür bei uns aufzustocken, weil das Angebot in Rosenheim mittlerweile so attraktiv ist.
Der Grat zwischen Eventcharakter und dem Sport ist schmal, oder?
Hötzendorfer: Der ist definitiv schmal. Das bewegt uns auch immer wieder. Fakt ist: Wenn wenn man Sport auf hohem Niveau anbieten möchte, und das wollen wir – und zwar perspektivisch in den Ligen darüber –, muss man diesen gesamten Strukturen Rechnung tragen. Heißt, ich brauche alle verschiedenen Teile dieser Zuschauerkultur im Stadion. Für uns ist jeder Zuschauer wichtig. Du brauchst die Leute, die Stimmung machen, du brauchst die Leute, die vielleicht auch mal die ein oder andere Rechnung zahlen, du brauchst die Familien, die ihre Kinder wieder mitbringen, die auch in 20 Jahren gerne in das Stadion kommen. Du brauchst aber auch diese langjährigen Fans, die eine versierte Meinung haben, weil die tragen das dann in die Bevölkerung hinaus.
Alles wichtig. Das Wichtigste ist aber der sportliche Erfolg. Gute Spieler zu bekommen ist schwer, inwiefern spielt bei Verpflichtungen das komplett neugestaltete Stadion eine Rolle?
Hötzendorfer: Eine ganz wichtige. Bei jedem Spieler, der hier her kommt, insbesondere die, die längerfristig bleiben wollen, ist der erste Eindruck entscheidend. Und der ruft bei neuen Spielern ein Wow-Gefühl hervor. Dann gehen wir einmal durch und dann sagen die Spieler: „Das ist eine der professionellsten Spielstätten, wo ich bisher gespielt habe.“ Das war jetzt bei Travis Oleksuk auch so. Und natürlich über das Stadion hinaus auch die Region Rosenheim, die auch den ein oder anderen Spieler anlockt.
Im Raum Rosenheim ist es aber auch teuerer zu wohnen. Also Zusatzkosten für den Verein bei Spieler-Wohnungen.
Hötzendorfer: Da haben Vereine wie Weiden natürlich einen kleinen Vorteil, was so etwas wie Wohnungskosten angeht. Wenn der Verein in Rosenheim 15 Spielerwohnungen zur Verfügung stellen muss, ist das natürlich eine ganz andere Hausnummer als in Weiden. Jari Pasanen hat zu mir gesagt: Als sie in Essen waren, sind sie immer in den Urlaub gefahren, jetzt sagt er zu seiner Frau, wann sie endlich kommt, weil hier ist für die jeden Tag Urlaub.
Aber nicht für ihn und nicht für die Starbulls-Verantwortlichen. Das Stadion ist noch nicht ganz fertig. Was steht noch alles an?
Hötzendorfer: Natürlich nicht. Es steht Gott sei Dank noch viel an. Die Stadt Rosenheim wird nächstes Jahr die Fensterfasaden erneuern. Wir werden nächstes Jahr auch den Toilettendurchgang neu machen und am Kopfbau einiges machen. Die Stadt wird auch nächstes Jahr einige Reparaturen an der Außenfassade vornehmen. Wir werden 2024 die Eisbande getauscht bekommen, da sind wir aktuell in der Planung.
Dann sind auch zusätzliche Veranstaltungen im Stadion möglich. Zum Beispiel?
Hötzendorfer: Die Stadien der Zukunft werden zunehmend multifunktional genutzt und in Rosenheim haben wir noch dazu dieses Stadion, das zwischen Landshut und Innsbruck und München und Salzburg, die mit Abstand größte Versammlungsstätte ist. In Rosenheim sind die Veranstaltungsflächen eher knapp und das Eisstadion steht in den Sommermonaten mehr oder weniger leer. Da war es auch eine tolle Geschichte, dass wir die Auszubildenden-Messe ausrichten konnten. Das war für den Verein genau das, wo wir hin wollen. Diese Quervermarktung des Stadions ist das, was wir wollen und brauchen. Eines darf man nicht vergessen, das Stadion gehört dem Steuerzahler, deswegen soll es eine Heimstätte für alle Menschen sein. Das betrifft nicht nur die Eisfläche selbst, sondern auch den Fantreff. Auch hier wollen wir in den Sommermonaten Veranstaltungen durchsetzen. Das kann eine Buchvorstellung oder eine Kabarettveranstaltung oder im Eisstadion eine Modeschau sein.
Und das Geld fließt in den Kaderetat.
Hötzendorfer: Genau so ist es. Wir brauchen das alles, um die Kader der Zukunft finanzieren zu können. Denn die erste Mannschaft und der sportliche Erfolg werden das A und O bleiben. Aber du musst das finanzieren können und die Finanzierung der Spielerkader hat sich in den letzten Jahren komplett verändert. Wo du früher vielleicht Einnahmen eins, zwei und drei hattest, da musst du jetzt ganz anders denken, da kommen die Gelder aus ganz anderen Quellen. Und das müssen wir machen, um auch in Zukunft sportlichen Erfolg auf maximal hohem Niveau bieten zu können.
Die Starbulls Rosenheim sind also nicht mehr nur Geldempfänger, sondern ein Dienstleister für die Firmen.
Hötzendorfer: Ganz entscheidend ist, dass wir den Wandel geschafft haben von einem Almosen empfangenden Verein hin zu einem echten Dienstleister. Wir haben es geschafft dieses Stadion da hinzubringen, dass die Unternehmen für ihr Geld, das sie geben, auch etwas erwarten können und auch bekommen. Die Gegenleistung stimmt. Zum Beispiel eine wirklich nachhaltige Werbung im Stadion, auf Social Media und ein gutes Angebot im Businessbereich. Wir sind ja auch sehr verwurzelt in der Region, fahren an Schulen und Kindergärten, sind bei den Unternehmen und machen mal eine Spielervorstellung. Wir gehen auch mal in die Fußgängerzone und machen eine Fotosession und sprechen die Leute aktiv an. Die Leute sollen uns wahrnehmen und sagen, das ist nicht nur Eishockey, sondern auch Nachwuchs, Halle, Veranstaltung und auch mal eine Messe. Aber natürlich auch Eishockey. Das sind unsere Wurzeln und die werden wir auch nie vergessen.
Diese vielfältigen Aufgaben können nicht mehr von zwei Personen bewerkstelligt werden. Wie sind die Starbulls im Mitarbeiterstab aufgestellt?
Hötzendorfer: Mittlerweile sind wir so aufgestellt, dass der Starbulls Rosenheim e.V. eine große Bude ist. Wir haben ja vor einiger Zeit die Holding gegründet zum Beispiel mit der Gastro GmbH, die wir für zukünftige Veranstaltungen stark machen wollen. Wir sehen uns da in einem guten Wettbewerb mit der Inntalhalle und dem Kuko. Wir wollen natürlich nach vorne arbeiten, deswegen auch diese Gastro GmbH als eigene Sache, weil sie eben auch ein eigenes Risiko trägt. Auch mit den Investitionen, die in diesem Bereich zu leisten waren und die auch nicht ohne sind. Da mussten wir das Risiko abgrenzen. Mitarbeitertechnisch ist es so, dass beim Starbulls Rosenheim e.V. und seinen Töchtern mittlerweile insgesamt fast 60 Personen angestellt sind. Das sind vom 450 Euro-Job bis zum Geschäftsführer alle – inklusive der 21 Spieler.
Wie viele davon arbeiten in Vollzeit?
Hötzendorfer: Wir haben 42 Vollzeitarbeiter, also schon wirklich viele. Man braucht zum Beispiel in der Geschäftsstelle bis zu sieben Leute, um das alles heben zu können. Es sind natürlich auch um die erste Mannschaft herum Belange entstanden, die mit früheren Jahren nichts mehr zu tun haben. So können die Starbulls auch mal Spieler wie einen Steffen Tölzer oder einen Stefan Reiter holen, die in der Oberliga eigentlich eher weniger verloren haben. Die sind aber von der Professionalität begeistert. Das alles kostet aber auch Geld und das bekommt der Verein in erster Linie von den Sponsoren.
Im zweiten Teil des Interviews mit Christian Hötzendorfer geht es am Donnerstag um die Saisonziele, um den Kader, die Neuverpflichtungen und wer dafür verantwortlich ist und um den Gesundheitszustand von Brad Snetsinger.
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