1. chiemgau24-de
  2. Sport
  3. Eishockey
  4. Starbulls Rosenheim

Weg von der Beatmungsmaschine: So geht es dem gelähmten Mike Glemser

Erstellt:

Von: Hans-Jürgen Ziegler

Kommentare

Besuch von den Starbulls-Spielern: Steffen Tölzer (links) und Michael Knaub waren schon öfter bei Mike Glemser in der Spezialklinik in Murnau.
Besuch von den Starbulls-Spielern: Steffen Tölzer (links) und Michael Knaub waren schon öfter bei Mike Glemser in der Spezialklinik in Murnau. © privat

So schlimm das Schicksal des querschnittsgelähmten Starbulls-Eishockeyspielers Mike Glemser ist: Es gibt auch gute Nachrichten vom 25-Jährigen. Und bei einem Benefizspiel wurde eine Riesensumme gespendet.

Rosenheim/Murnau ‒ "Mike schaut jedes Starbulls-Spiel an und ist dank Sprade TV und einem kostenlosen Zugang bestens informiert. Gerade jetzt, in den Play-offs der Eishockey-Oberliga, fiebert er mit seinen Starbulls mit”, erklärte Ken Glemser, Vater des Starbulls- Eishockeyspielers Mike Glemser. Dieser verletzte sich am 3. Februar im Spiel gegen den SC Riessersee so schwer,  dass er querschnittsgelähmt ist und nach wie vor in der Spezialklinik in Murnau liegt.

Sagenhafte 26.000 Euro wurden bei einem Benefizspiel des ERSC Ottobrunn für Mike Glemser gesammelt. Der Scheck wurde an Ken Glemser und Lara Lindmayer (vorne) übergeben.
Sagenhafte 26.000 Euro wurden bei einem Benefizspiel des ERSC Ottobrunn für Mike Glemser gesammelt. Der Scheck wurde an Ken Glemser und Lara Lindmayer (vorne) übergeben. © Franz Ruprecht

Mittlerweile wurde er in die Reha-Abteilung verlegt. Der 25-Jährige ist vom Hals abwärts gelähmt, hat in den letzten Wochen aber Fortschritte gemacht. Der größte Erfolg: Er ist weg von der Beatmungsmaschine und kann selbstständig atmen. Auch die Kanüle in seinem Hals braucht er nicht mehr. “Das bringt ihm wieder ein Stück Selbstständigkeit zurück”,  sagt sein Vater. Mike Glemser kämpft und trotzdem bleibt es eine riesige Herausforderung. Körperlich, aber auch mental. Sein Vater sagt gegenüber der Stuttgarter Zeitung: “Es gibt gute Tage und schlechte Tage. Wir sind über jeden guten Tag froh,  aber vom Kopf her hat er sein Schicksal noch nicht akzeptiert. Das wird dauern.” 

Inzwischen schon im Rollstuhl gesessen

Inzwischen saß Glemser auch schon im Rollstuhl und wurde von seinem Vater und Freundin Lara Lindmayer in den Park geschoben. Auch das ist ein Erfolg,  nachdem er seit seinem Unfall nur gelegen ist und der Kreislauf lange Zeit nicht mitspielte. “Da braucht der Körper einfach Zeit, um sich auf eine neue Situation einzustellen”,  erklärt Ken Glemser, der auch darauf achtet, dass sein Sohn nicht zu viel Besuch erhält. “Zu viel Trubel wäre zu anstrengend, aber natürlich geben ihm die Besuche von Freunden und seinen Mitspielern Kraft und Auftrieb.”

Die Starbulls-Spieler Steffen Tölzer und Michael Knaub waren schon öfter da und da entstand auch ein gemeinsames Foto,  das Mike Glemser zur Veröffentlichung freigab. Er weigert sich, sich als krank zu sehen und deshalb wünscht er sich, dass möglichst wenig Bilder von ihm in seinem aktuellen Zustand gemacht werden.  Wenn seine Eishockeyfreunde da sind, spricht Mike Glemser über viele Themen. Auch über den Tag, der sein Leben verändert hat und auch über den Check des Gegenspielers. Es war eine unglückliche Szene und deshalb gibt es auch keine Vorwürfe an den Garmischer Spieler, zu dem über Lara Lindmayer WhatsApp-Kontakt besteht.

600.000 Euro-Marke überschritten

Die Anteilnahme an dem Schicksal von Mike Glemser ist weiter groß. Die  Spendenaktion (starbulls.de/bestrong) für ihn hat mittlerweile die 600.000 Euro-Marke überschritten. Auch die Rosenheimer Eishockey-Ordner haben gespendet und einen Scheck über 1500 Euro überreicht. Unglaubliche 26.000 Euro kamen bei einem Benefizspiel des ERSC Ottobrunn zusammen. Mit vielen ehemaligen Eishockey-Größen. Kurzfristig vereinbart, mit einem Riesenerfolg. Den Scheck  überreichte eine Abordnung der Ottobrunner Eishockeyabteilung an Ken Glemser und Mike Glemsers Freundin Lara Lindmayer. Die 24-Jährige weicht nicht von seiner Seite: “Es ist wichtig, ihn zu motivieren, ihm positives Denken zu vermitteln und neue Kraft zu geben,” sagte sie zur Stuttgarter Zeitung.

Die Chef-Ordner der Starbulls Georg Franzek, Thomas Hippe, Andreas Paukert und Michaela Hippe (von links) übergaben die von allen Ordnern gesammelten 1500 Euro an Vater Ken Glemser (Dritter von rechts) und an Mike Glemsers Freundin Lara Lindmayer (Zweite von rechts).
Die Chef-Ordner der Starbulls Georg Franzek, Thomas Hippe, Andreas Paukert und Michaela Hippe (von links) übergaben die von allen Ordnern gesammelten 1500 Euro an Vater Ken Glemser (Dritter von rechts) und an Mike Glemsers Freundin Lara Lindmayer (Zweite von rechts). © Franz Ruprecht

„Wenn Leute da sind, versucht er, der alte Mike zu sein“

Seit dem Unfall war sie an jedem Tag im Krankenhaus, oft länger als es die Besuchszeiten erlauben, weil sie spürt, dass jede Minute an der Seite ihres Freundes wichtig ist. “Wenn Leute bei ihm sind, dann versucht er der alte Mike zu sein, doch wenn wir alleine sind, kommt es schon vor, dass er sein Leben in Frage stellt. Manchmal sagt er sogar, er würde jetzt am liebsten aus dem Fenster im dritten Stock springen. Es ist meine Aufgabe, ihn immer wieder aus diesen Löchern rauszuholen”, sagt Lara Lindmayer. Egal wie sie sich selbst gerade fühlt. Es ist eine Grenzerfahrung. Auch für die Menschen, die sich um Mike Glemser kümmern. 

„Sie ist eine bewundernswerte Persönlichkeit“

“Wie sie mit der Situation umgeht, ist gigantisch. Lara ist erst 24 Jahre alt und lässt doch keine Zweifel daran, für Mike da zu sein und mit ihm leben zu wollen. Sie ist eine absolut bewundernswerte Persönlichkeit”,  sagte Ken Glemser am Rande des ersten Spiels der Starbulls gegen Tilburg.  Beide sind zwar im Stadion, beide wissen aber auch, dass es nicht mehr so sein wird, wie es früher war: Mit Ken Glemsers Sohn und Lara Lindmayers Freund auf dem Eis.  

Auch interessant

Kommentare