Löw zu Real? "Mourinho soll noch bis 2014 durchhalten"
München - Joachim Löw sieht die deutsche Nationalmannschaft bei der EM haft nicht zum Titelgewinn verdammt. Der Bundestrainer präsentiert sich entspannt - und zu Scherzen aufgelegt.
Die Favoritenrolle nimmt er gerne an - doch Bundestrainer Joachim Löw hat für ein Scheitern der EM-Mission schon einmal vorgebaut. „Dies ist kein Alles-oder-nichts-Jahr. Davon sind wir weit entfernt. Die Mannschaft ist noch so jung, ihre Entwicklung hat erst begonnen“, sagte Löw bei seinem ersten öffentlichen Auftritt 2012 mit ungewohnter Deutlichkeit und ergänzte vier Monate vor Beginn der EURO: „Egal wie die EM ausgeht: Man muss keinen Umbruch einleiten. Das wird gut weitergehen.“
Die DFB-Auswahl sei in den vergangenen Jahren „so stark geworden und hat so große Schritte in die Weltspitze gemacht. Dieser Weg ist nicht zu Ende“, betonte der DFB-Coach zum Ende der Marketingtage der Nationalmannschaft am Montag in München angesichts von vielen aufstrebenden jungen Profis in seinem Kader.
Spieler wie Mario Götze (19), Mesut Özil (23), Mats Hummels (23) oder Toni Kroos (22) könnten auch 2022 noch spielen, „aber auch Philipp Lahm oder Bastian Schweinsteiger sind bis 2014 oder 2016 dabei. Und selbst bei Miroslav Klose ist derzeit kein Ende abzusehen“, führte Löw weiter aus. Lahm ist derzeit 28, Schweinsteiger 27 und Klose 33 Jahre alt.
Dass sein Team nach WM-Platz drei sowie glanzvollen Auftritten in der EM-Qualifikation und in einigen Länderspielen vor der EM in Polen und der Ukraine (8. Juni bis 1. Juli) zu den Topfavoriten gehört, ist dem 51-Jährigen aber schon bewusst. „Wir leben damit und haben auch große Ziele. Wir wollen soweit wie möglich kommen“, verdeutlichte er einmal mehr. Zuletzt hatte er bereits davon gesprochen, dass „die Sehnsucht“ nach dem ersten Titel für eine DFB-Auswahl seit 1996 „sehr groß“ sei.
Inzwischen sei auch sein Team „in ihrer geistigen Haltung weiter als 2010. Wir können die Rolle besser annehmen“, so Löw: „Wir werden daran nicht zerbrechen.“ Lahm, Schweinsteiger und Co. würden durch den großen Druck „nicht nervöser“. „Großer Favorit“ auf den EM-Titel ist für Löw jedoch nach wie vor Spanien, aber man dürfe auch die Niederlande, Portugal, England und Italien nicht vergessen.
Bei diversen Foto-Shootings und TV-Drehs versammelte der Bundestrainer am Sonntag und Montag in München die Nationalmannschaft erstmals in diesem Jahr um sich. Dabei stellte er erfreut fest, „dass die Stimmung wie im letzten Jahr weiterhin extrem gut ist. Die Spieler haben unglaublich viel Spaß und sehen sich auch trotz des Konkurrenzkampfes in der Bundesliga sehr gerne“.
Zeit für eine grundlegende Ansprache hatte es im Park Hilton Hotel oder in den Bavaria-Filmstudios angesichts eines voll gepackten Terminplans allerdings nicht gegeben. Die will Löw vor dem ersten Länderspiel des Jahres am 29. Februar in Bremen gegen Frankreich nachholen: „Da werde ich die Mannschaft noch einmal in Ruhe darauf einstimmen, was ich von ihr in den kommenden Monaten erwarte.“
Die Bedeutung des Prestigeduells gegen Frankreich - es ist der einzige Test vor der Nominierung des 23-köpfigen EM-Kaders im Mai - will Löw „nicht überwerten. Wichtig ist die Vorbereitung im Mai. Wir haben unabhängig von diesem Spiel eine gute Basis“.
Dass noch ein Spieler auf den EM-Zug aufspringen wird, den derzeit keiner auf der Rechnung hat, glaubt der Bundestrainer nicht: „Das wird schwierig. Wir sind auf allen Positionen gut besetzt. Wir haben 25 bis 30 Spieler in unseren Köpfen. Daraus wird sich der Kreis zusammensetzen.“ Keine Sorgen macht er sich, dass derzeit wichtige Spieler wie Lukas Podolski oder Mario Götze ausfallen: „Wir haben jetzt Ende Januar, da habe ich keine Panik, wenn sich einer verletzt.“
Vielmehr mache er sich Gedanken über einzelne Spieler - „wo gibt es da noch Defizite“ -, die EM-Gegner und Trainingsinhalte. Er würde zwar nicht permanent an die EM denken, meinte Löw, „aber gerade bei uns Trainern steigt doch die Spannung von Woche zu Woche“.
Sehr spannend verläuft derzeit auch das Titelrennen in der Bundesliga. Doch an einen Vierkampf bis zum Schluss glaubt Löw nicht. Er traut Schalke 04 und Borussia Mönchengladbach derzeit nicht zu, Bayern München und Borussia Dortmund im Meisterrennen gefährden zu können.
„Bei allem Respekt vor Schalke. Auch Gladbach überzeugt mich und hat einen immensen Sprung gemacht. Aber ich denke, dass beide Teams am Ende froh und glücklich sind, wenn sie die Champions League erreichen. Ich glaube, dass sich Bayern und Dortmund leicht entfernen werden“, sagte der Bundestrainer. Rekordmeister Bayern und der aktuelle Titelträger Dortmund würden „qualitativ etwas über den beiden anderen Vereinen stehen. Und sie wollen mit aller Vehemenz Meister werden.“
Auch für einen Scherz war Löw zu haben. Auf die Frage, was er zu den Spekulationen sagen würde, bei Real Madrid als Nachfolger von Jose Mourinho gehandelt zu werden, sagte er schmunzelnd: "Mourinho soll noch bis 2014 durchhalten. Dann läuft mein Vertrag als Bundestrainer aus."
sid