Sammers Ratschlag an Ballack

Köln - DFB-Sportdirektor Matthias Sammer hat Michael Ballack nach den Querelen mit seinem Klub Bayer Leverkusen einige Ratschläge gegeben, die es zum Teil in sich haben.
Mehr Souveränität, eine Änderung seines Images und sogar einen sofortigen Vereinswechsel hat Matthias Sammer dem ehemaligen Nationalmannschaftskapitän geraten. „Michael muss an seine Zukunft denken und souveräner wirken. Ob zurecht oder nicht, er hat ein total negatives Erscheinungsbild. Das muss er ändern, das kann nur er“, sagte Sammer in der Sendung Sky90 und ergänzte: „Meine private Meinung ist klar: Wenn du noch ein bisschen Fußballer bist, musst du sofort weggehen von Bayer Leverkusen. Michael kann nicht gewinnen in der Diskussion, und dann wird sich etwas festsetzen, was für Michael nur negativ sein kann.“
Bayers Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser sagte in derselben Sendung: „Man kann die Auffassung von Matthias Sammer vetreten. Mann kann aber auch die vertreten, dass man sich mit Michael Ballack arrangieren kann.“ Das wolle man tun. „Es gibt drei Monate Vertrag, die werden wir erfüllen“, sagte Holzhäuser. Sei ein Klub an einer Verpflichtung Ballacks noch vor Ende der Transferperiode am Dienstag interessiert, „würden wir rational nachdenken“. Überlegungen über eine Auflösung des Vertrages gebe es aber nicht.
Sie bringen die Würze: Reizfiguren des Fußballs
Gleichzeitig kritisierte Holzhäuser den langjährigen Nationalmannschaftskapitän aber erneut. „Es liegt nicht am Trainer Robin Dutt“, sagte er: „Auch Jupp Heynckes als einer der großen Trainer, die ich kennengelernt habe, hatte Probleme mit Ballack.“ Holzhäuser verriet auch die Gründe für sein Vorpreschen in der vergangenen Woche, als er das „Projekt Ballack“ öffentlich als „nicht aufgegangen“ beurteilte: Als nach dem 3:2-Sieg gegen Mainz die Stimmung schlecht gewesen sei, habe man Ballack „einsetzen wollen, um den Negativtrend zu stoppen“ und gebeten, in einem Interview einige Dinge klarzustellen. „Das hat er zumindest nicht abgelehnt. Einen Tage später hat er es dann abgelehnt. Da fühlte ich mich bemüßigt, meiner Enttäuschung Luft zu machen“, so Holzhäuser.
Auch Sammer erklärte, er habe in den vergangenen Tagen erwartet, dass sich der 98-malige Nationalspieler öffentlich äußert. „Wenn du unter Druck bist, musst du selbst reden bevor andere über dich reden“, sagte Sammer: „Du musst die Dinge glaubwürdig erklären, das hat er schon verpasst bei unserer Nationalmannschaft.“ Nach seiner Ausbootung aus der Nationalelf hatte Ballack Bundestrainer Joachim Löw erst in einer öffentlichen Mitteilung harsch kritisiert und dann lange geschwiegen.
In der vergangenen Woche hatte nur sein Berater Michael Becker gesprochen und Ballack in einem SID-Interview als Bauernopfer bezeichnet. „Michael ist kein Bauernopfer“, entgegnete Holzhäuser. Becker habe „das gute Recht, seinen Mandanten zu schützen.“ Dennoch zeigte sich der Bayer-Geschäftsführer enttäuscht: „Das Verhältnis zu Michael Becker war vor zwei Tagen gut. Wie es heute ist, weiß ich nicht.“
Beim 1:1 Bayers am Samstag bei Werder Bremen hatte Ballack 90 Minuten auf der Bank gesessen.
sid