Neues Handball-Ziel: Olympiasieg 2016

Belgrad - Das große Nachbeben eines am Ende total verkorksten EM-Turniers blieb ohne Folgen. DHB-Präsident Ulrich Strombach nimmt die Kritik gelassen und gibt ein neues Ziel aus.
Nach Silvio Heinevetters Verbalangriff auf Verbandspräsident Ulrich Strombach reagierte dieser am Freitag mit großer Gelassenheit. Statt den Zoff mit seinem aufmüpfigen Torhüter eskalieren zu lassen, schloss Strombach Konsequenzen aus und blies zur sportlichen Attacke. „Olympiasieg 2020? Das ist mir zu spät“, sagte der Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB) im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID). Zudem gab er Bundestrainer Martin Heuberger eine Job-Garantie.
Die letzten Nächte waren kurz für Ulrich Strombach. Zunächst musste er den K.o. in Serbien und die erstmals verpasste Olympia-Qualifikation verdauen, dann traf ihn einen Tag später die heftige Kritik von Silvio Heinevetter („Ahnung vom Handball hat der nicht, wenn wir ganz ehrlich sind“).
"Ich hau' Ihnen in die Fresse" - Wütende Sport-Stars: Die 12 lustigsten Pressekonferenzen und Interviews
Doch Strombach blieb trotz aller Turbulenzen ruhig. „Das Ganze wird überbewertet. Diese spontanen Aussagen eines jungen, unerfahrenen Spielers sind aus dem Frust geboren und zwischen Tür und Angel gefallen“, sagte Strombach in Belgrad: „Klar sollte er sich mal überlegen, wie man miteinander umgeht, aber das sind doch Peanuts. Mund abputzen und fertig. Wir bauen auf ihn. Die Sache ist erledigt“, sagte der Verbands-Chef.
Dabei war die Kritik Heinevetters heftig. „Wenn man nicht ein einziges Hallo zur Mannschaft sagt und in den Medien erzählt, wir kommen ins Halbfinale, dann muss man sich überlegen, ob man nicht zu Hause bleibt als Präsident“, hatte der Keeper der Füchse Berlin vor laufender Kamera zum besten gegeben.
Auch Team-Kollege Oliver Roggisch hatte das Verhalten Strombachs, der nach der erfolgreichen ersten Turnierhälfte im Gespräch mit dem SID vom Titel gesprochen hatte, vor dem Gruppen-Endspiel gegen Polen kritisiert. „Das spricht voll gegen die Einstellung der Mannschaft. Unser Ziel ist die Olympia-Quali, und das sollte er auch mitbekommen haben“, hatte Roggisch dem Internetportal von Sport1 gesagt: „Gewissermaßen gehört er ja auch zu unserem Team und sollte auch unsere Ziele mit verfolgen und nicht irgendwelche Alleingänge machen. Wenn man zu hohe Ziele ausgibt, die unrealistisch sind, kann das auch blockieren.“
Strombach bereute seine Aussagen auch fünf Tage später nicht. „Nein, wieso sollte ich. Die Ausgangsposition für das Erreichen des Halbfinales war prächtig. Da ist es doch naheliegend, dass auch der Titel möglich ist“, so Strombach. Der Verbandschef richtete seinen Blick denn auch nach vorn und gab forsche Ziele aus. Während Füchse-Manager Bob Hanning den Olympiasieg spätestens 2020 forderte, ging Strombach noch einen Schritt weiter: „Das ist mir zu spät. Mit unseren Voraussetzungen sollte das auch früher möglich sein.“
An der Frage, mit welchem Trainer es auf den Weg in Richtung Rio de Janeiro 2016 gehe, ließ der DHB-Boss keinen Zweifel. „Selbstverständlich mit Martin Heuberger. Wir werden doch jetzt nicht nach nur einem Turnier wieder alles umschmeißen. Unsere Entscheidung für ihn war absolut richtig“, sagte Strombach.
Die volle Konzentration gilt der Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Spanien, für die sich das deutsche Team im Sommer noch qualifizieren muss. Die Aufgabe könnte schwer werden: Im Lostopf für die Play-off-Partie, die am Sonntag in Belgrad ausgelost wird, warten mit Russland, Norwegen und Tschechien große Kaliber. Gegen letzteres Team hatte Deutschland zu Beginn der Europameisterschaft noch verloren.
sid