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Ein Mentor für den Nachwuchs: Das sind die Ziele von Profi Julian Weigl bei der 1860-Jugend

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Von: Thomas Neumeier

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Neuer Mittelpunkt der 1860-Fußballjugend: Bundesliga-Profi Julian Weigl ist neuer Schirmherr der Jugend des TSV 1860 Rosenheim.
Neuer Mittelpunkt der 1860-Fußballjugend: Bundesliga-Profi Julian Weigl ist neuer Schirmherr der Jugend des TSV 1860 Rosenheim. © Montage: Franz Ruprecht/dpa/picture alliance/Arne Dedert

Fußball-Profi Julian Weigl ist neuer Schirmherr der Jugend des TSV 1860 Rosenheim. Nun hat er in einem Interview mit der OVB-Sportredaktion verraten, was seine Ziele mit dem Nachwuchs sind und wie er es in den Profifußball geschafft hat.

Kolbermoor – Bei der Präsentation seiner neuen Tätigkeit als Schirmherr für den Fußball-Nachwuchs des TSV 1860 Rosenheim hat Bundesliga-Profi Julian Weigl bereits jede Menge Fragen der jungen Rosenheimer Kicker beantwortet. Danach stellte sich der Nationalspieler, der beim SV Ostermünchen und eben 1860 Rosenheim groß geworden ist und nun das Trikot von Borussia Mönchengladbach trägt, auch den Fragen der OVB-Sportredaktion.

Schirmherr der Fußball-Jugend von 1860 Rosenheim. Wie hört sich das an?

Julian Weigl: Gut. Es ist erst einmal für uns alle ein Erfolg, dass das so zustande gekommen ist. Ich freue mich auch sehr, für die Jungs ein Vorbild sein zu können, ein bisschen näher dran zu sein und mit kleinen Gesten auch helfen zu können. Es war auch für mich cool, die ganzen strahlenden Gesichter der Jungs zu sehen und ihnen ein bisschen was mit dem Weg zu geben, wie das damals bei mir war. Das war absolut gelungen.

Neuer Mittelpunkt der 1860-Fußballjugend: Bundesliga-Profi Julian Weigl inmitten der Rosenheimer Nachwuchskicker.
Neuer Mittelpunkt der 1860-Fußballjugend: Bundesliga-Profi Julian Weigl inmitten der Rosenheimer Nachwuchskicker. © Franz Ruprecht

Was ist denn Ihr größtes Anliegen in dieser Funktion?

Weigl: Dass auf die Jugend geschaut wird! Da war es mir wichtig, die Leute kennenzulernen, die hier die Führung übernehmen. Mit Franz Höhensteiger und Bernadette Hollinger habe ich mich getroffen, um auch zu hören, wie das Innenleben ist und wie es der Fußballabteilung gerade geht. Und das nicht nur finanziell, sondern wie sie aufgestellt sind und sich die Jungs machen. Da habe ich festgestellt, dass die ganzen Mannschaften super Erfolge feiern und in den guten Ligen spielen, was für 1860 Rosenheim ganz wichtig ist. Wir haben uns da gut ausgetauscht und ich will als nahbares Vorbild für die Jungs da sein. Strategisch einzugreifen ist für mich schwierig, aber ich habe auch finanziell ein bisschen geholfen und will mit kleinen Gesten dafür sorgen, dass die Jungs sehen: Da ist jetzt einer für uns als Mentor da.

Welche Kontakte haben Sie noch aus Ihrer Zeit bei 1860 Rosenheim?

Weigl: Nicht mehr so viele. Aber natürlich verfolge ich den Weg, den jeder eingeschlagen hat. Ich kriege das meist noch durch meinen Papa mit, weil sich Eltern noch jedes Jahr mal treffen und über die alte Zeit sprechen. Dann höre ich wieder, dass Sebastian Wiesböck mittlerweile in Amerika wohnt, andere noch im Amateursport unterwegs sind und wieder andere einen ganz anderen Weg eingeschlagen haben. Das ist dann für mich auch spannend zu hören. Mich freut, dass mein Papa mit den Leuten von damals immer noch Kontakt hat – das zeigt auch, dass wir damals eine coole Gemeinschaft hatten.

Waren Sie damals schon die Passmaschine oder hatten Sie noch Torjägerqualitäten?

Weigl: Damals habe ich tatsächlich noch mehr Tore gemacht. Bei der süddeutschen Meisterschaft wurde ich mal Torschützenkönig und bester Spieler, das war sicher mein bestes Turnier. Aber jetzt bin ich mehr die Passmaschine geworden.

Es ist viel über Verantwortung gesprochen worden. Sie waren in der Rosenheimer Jugend schon Kapitän. Wie haben Sie damals Verantwortung übernommen?

Weigl: Indem man innerhalb der Mannschaft Vorbild ist. Mir lag immer am Herzen, dass die Mannschaft intakt ist und ein gutes Miteinander hat. Mal zu pushen und anzufeuern, aber auch dafür zu sorgen, dass Konflikte respektvoll gelöst werden. Auf dem Feld ist es wichtig, dass man – gerade bei Rückschlägen – auch auf die Mannschaft ausstrahlt: Wir geben das Spiel nicht verloren. Der Kapitän sollte dann nicht der sein, der Schultern hängen lässt, weil auf den schauen die Mitspieler. Wenn der aber vorangeht, dann kann sich die Mannschaft daran hochziehen.

Was konnten Sie aus dem Thema Verantwortung von damals in die heutige Profikarriere mitnehmen?

Weigl: Schon etwas. Bei mir gibt es jetzt auch noch Spiele, in denen wir in Rückstand geraten oder die gegnerischen Fans am Anfang brutal laut sind und versuchen, uns zu verunsichern. Ich bin dann schon so ein Spieler, der versucht, ruhig zu bleiben und der Mannschaft zu zeigen: Ich bin da, ich will den Ball haben und so das Spiel auf unsere Seite ziehen.

Nationalspieler Julian Weigl im Gespräch mit OVB-Sportredakteur Thomas Neumeier.
Nationalspieler Julian Weigl im Gespräch mit OVB-Sportredakteur Thomas Neumeier. © Franz Ruprecht

Sie haben ja als jüngerer Spieler oft im Nachwuchs gegen ältere antreten dürfen. Was hat das bei Ihnen bewirkt?

Weigl: Das hat mir sehr geholfen, weil gerade in der Jugend die Entwicklungsschübe so extrem schnell sind. Da gab es in der U15 schon Gegenspieler, die 1,80 Meter waren und Muskeln hatten – und ich war damals noch deutlich dünner und kleiner und musste versuchen, da mitzuhalten, den Ball schneller abzuspielen, um gar nicht erst in den Zweikampf zu kommen, und im Zweikampf selbst das, was ich habe, reinzubringen, um dagegenzuhalten. Das Spiel war schneller, die Spieler sind schneller, da bist du halt dann mehr gefordert.

Wenn man gegen ältere Spieler mithält –war das dann der Moment, in dem Sie wussten, dass sich der Profi-Traum verwirklichen lässt?

Weigl: Das war auf jeden Fall so ein Moment, in dem ich wusste, dass ich deutlich besser war als die in meiner Altersgruppe und bereit für den nächsten Schritt, um mir dann auch bei 1860 München einen Stammplatz zu erkämpfen.

Den Sprung nach oben schafft ja nicht jeder...

Weigl: Die wenigsten...

...was kann man denen mitgeben, die den Traum hatten und es nicht geschafft haben?

Weigl: Ich habe natürlich ganz viele Jungs gesehen, die es nicht geschafft haben. Aus meiner Rosenheimer Mannschaft damals war ich der einzige, der es geschafft hat. Die Chance ist extrem klein. Deshalb ist es auch extrem wichtig, dass man die Schule nicht vernachlässigt. Darauf haben meine Eltern immer geschaut. Ich habe dann auch noch eine Ausbildung im Fanshop von 1860 München abgeschlossen. Es ist wichtig, dass man nicht alles auf eine Karte setzt. Egal, wie gut du bist – es kann immer passieren, dass man, zum Beispiel durch eine Verletzung, vom Weg abkommt. Wenn man die schulische Laufbahn nicht nach der achten Klasse komplett weggeschmissen hat, dann hat man ja noch ein zweites Standbein und kann dann für sich entscheiden, ob man studiert oder zum Beispiel in die Automobilbranche geht. Es ist wichtig, wieder ein neues Feuer zu finden, und das haben ganz viele Jungs aus meiner damaligen Mannschaft geschafft.

Sie haben die Benders als Vorbilder erwähnt und erzählt, dass Sie auch immer auf Bastian Schweinsteiger geschaut haben – alle aus der Region, alle auf annähernd der gleichen Spielposition. Zufall?

Weigl: Die waren natürlich auch meine Vorbilder, weil ich wusste, dass sie von hier sind und auf derselben Position spielen, da schaut man sich auch was ab. Und dann auch mit zweien von denen (Sven Bender und Schweinsteiger, d. Red.) mal zusammengespielt zu haben, ist natürlich besonders für mich.

Die Benders unterstützen den TSV Brannenburg und spielen sogar noch dort, Sie haben auch immer wieder mal in Ostermünchen zugeschaut und unterstützen jetzt den Sechziger-Nachwuchs. Sollte das nicht ein jeder Profi machen?

Weigl: Ich will jetzt nicht für andere sprechen. Wir haben auch einen extrem engen Zeitplan. Als ich in Portugal war, war es schon brutal schwierig, mal meine Eltern zu besuchen. In Ostermünchen habe ich deshalb auch schon lange nicht mehr zuschauen können. Deswegen ist es während der Profi-Laufbahn nicht einfach, so etwas zu machen. Ich bin froh, dass ich das jetzt machen kann. Das gibt mir ein gutes Gefühl.

Wie war das für Sie, diese strahlenden Kinderaugen zu sehen?

Weigl: Das war auf jeden Fall ein toller Moment. Natürlich habe ich schon öfter vor vielen Leuten gesprochen, etwa im Sportstudio oder als Stargast bei einer Veranstaltung. Hier fühlt es sich für mich noch familiärer an, weil ich selbst schon den Trainingsanzug mit dem Wappen auf der Brust anhatte, und so Leute wie Christian Haas gesehen habe, der immer noch im Verein und qualitativ in meinen Augen der beste Trainer in der Jugendabteilung ist. Deswegen konnte ich mich reinfühlen, wie die Jungs das jetzt finden und wo sie in ihrer Karriere stehen. Deswegen waren die strahlenden Augen auch sehr erwärmend für mich.

Wenn Sie mal drei, vier Jahre vorausschauen: Was soll dann aus dieser Aktion entstanden sein?

Weigl: Ich wünsche mir, dass möglichst viele Jungs dann noch hier sind, vielleicht auch in den Profibereich gekommen sind oder in die erste Mannschaft von 1860 Rosenheim. Auch das sollte ein Ziel sein, dass man die Jungs, die es nicht in ein Nachwuchsleistungszentrum schaffen, in die erste Mannschaft hochführt. Ich hoffe, dass wir bis dahin eine zweite Veranstaltung machen können, weil bis dahin schon wieder neue Jungs im Verein sind.

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