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Ein Pollinger im deutschen Volleyball-Olymp: Johannes Tille (25) holt mit Berlin den Pokalsieg!

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Von: Josef Enzinger

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SWD-Powervolleys Düren - Berlin Volleys
Dynamisch, blitzschnell und absolut präzise: Der Pollinger Johannes Tille (rechts) feierte am Sonntag mit den Berlin Recycling Volleys den DVV-Pokal-Sieg. © Jürgen Kessler

Die Berlin Recycling Volleys sind am Sonntag zum sechsten Mal Deutscher Pokalsieger geworden. Wegbereiter für diesen Erfolg ist ein Spieler, der in Polling aufgewachsen, beim TSV Mühldorf das Volleyballspielen gelernt und schließlich bei Weltklasseclubs verfeinert hat: Johannes Tille.

Mühldorf - Die Halle steht Kopf, da ist das Spiel noch gar nicht zu Ende. Die Fans sind aufgestanden, als die Berliner ihren ersten Matchball bekommen, feuern frenetisch die Berliner an und applaudieren auch Johannes Tille zu, der beim 24:18 ausgewechselt wird, um sich seinen verdienten Sonderapplaus abzuholen. Wenig später stürmt der 25-Jährige wieder aufs Spielfeld, um mit seinen Mannschaftskollegen der Bundeshauptstadt zu jubeln. Tille ist bei seiner ersten Pokalteilnahme der Wegbereiter des 3:1-Pokalerfolges, wird später zu Recht zum wertvollsten Spieler gekürt. Und das, obwohl der gebürtige Pollinger ursprünglich nicht die erste Wahl seines Trainers Cédric Enard war. Doch der Pollinger nutzte im November die Chance, um sich in die Stammformation zu spielen.

Hochklassiges Match vor fast 10.000 Zuschauern

Mit dem 22:25, 25:17, 25:15, 25:18 gegen SWD Düren haben sich die Berliner zum sechsten Mal in der Vereinsgeschichte zum DVV-Pokalsieger gekrönt. Bei der Neuauflage des Pokalmatches von 2020 lieferten sich beide Teams ein umkämpftes und hochklassiges Match vor 9.175 Fans in der SAP Arena in Mannheim. Die Fachstellen waren sich bereits unmittelbar nach der Partie einig darüber: Überragender Akteur war Zuspieler Johannes Tille. Immer wieder setzte er seine Angreifer, allen voran die Mittelblocker Anton Brehme und Nehemiah Mote sowie Diagonalangreifer Marek Šotola, gekonnt in Szene.

Pokal-Debüt mit Sieg gefeiert

Und damit ging auch die Rechnung des Pollingers auf, der sich für dieses Finale große Ziele gesteckt hatte. „Für den Verein bedeutet der Finaleinzug sehr viel, denn Berlin ist mittlerweile schon zwölfmal Deutscher Meister geworden, aber erst fünfmal Pokalsieger. Ich persönlich bin auch schon einmal knapp im Halbfinale gescheitert, darum bedeutet es mir umso mehr, jetzt auch einmal das große Finale spielen zu dürfen“, hatte er im Interview unmittelbar vor diesem großen Finale gesagt.

Volleyball, DVV-Pokal Finale, Berlin Recycling Volleys vs. SWD powervolleys Düren / Dueren
Mittendrin statt nur dabei: Johannes Tille hat sich mit dem Pokalsieg gegen Düren in den Deutschen Volleyball-Olymp gespielt. Der Pollinger wurde auch noch zum wertvollsten Spieler gekürt. © Conny Kurth / www.kurth-media.de

In der Champions League aufhorchen lassen

Selbstbewusst war die neue Nummer eins im Berliner Zuspiel in diese Partie gegangen. „Ich habe immer auf die Chance gewartet, mich in einem solchen Topteam beweisen zu dürfen und ich denke, dass ich das auch zeigen konnte, insbesondere in der Champions League“, so Tille weiter, der sich tatsächlich auch durch seine Klasse-Leistung in der Champions League das Vertrauen seines Trainers erspielt hatte. Ende Januar hatte er sein Team gegen den polnischen Spitzen-Club Warta Zawiercie zu einem klaren 3:0-Sieg geführt und sicherte damit die Teilnahme seines Clubs an den Playoffs. +

Im November 2022 ergreift Tille die Chance beim Schopf

Die Medien überschlugen sich damals mit Lob für den 1,84 Meter großen Bayern, der einige Male die Angriffe der bisweilen bis zu 20 Zentimeter größeren Gegner brachial geblockt hatte. „Er setzt die Angreifer an verschiedenen Stellen ein, erkennt immer die Schwächen des Gegners und nutzt sie aus“, lobte Coach Cédric Érnard die Stärken des Pollingers, der erst seit Sommer 2022 in Berlin unter Vertrag steht. Eigentlich sollte Ángel Trinidad die Nummer eins im Team der Berliner sein. Trinidad sollte den abgewanderten Sergej Grankin als erster Zuspieler ersetzen. Doch der Spanier verletzte sich, Tille rückte ins Team - und überzeugt seitdem auf ganzer Linie.

Aufschlagschwäche von Berlin stärkte Düren

Auch am Sonntag, als der 25-Jährige bereits mit dem Anspruch in die Partie ging, sich den Titel des besten Spielers zu holen, wie er im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen am Montagvormittag berichtet: „Ich hatte Mega-Bock auf dieses Spiel. Dass es so super läuft, konnte man vorher aber nicht wissen.“ Dass Düren in Durchgang eins noch mitgehalten habe, sei alleine der schlechten Aufschlagquote der Berliner geschuldet gewesen, analysiert Tille, der in der Folge immer wieder seine beiden Mittelblocker mit Schnellangriffen in Szene setzte.

„Anton Brehme und Nehemiah Mote haben sehr gut harmoniert. Wenn wir es schaffen, die Annahme innerhalb des Dreimeter-Raumes zu lassen, dann ist das immer eine gute Chance, um ein Spiel zu gewinnen“, so Tille zum Erfolgsrezept. Die vermeintlich erfahrenen Spieler hätten auf Dürener Seite das Team nicht so gut geführt, wie sich das der Trainer gewünscht hätte, findet Tille. „Und ein guter Tobi Brand alleine reicht nicht, um gegen Berlin zu gewinnen.“

MVP des Pokal-Finales: Nach der Verletzung seines Teamkameraden Ángel Trinidad im November vergangenen Jahres rückte Johannes Tille als Nummer eins auf die Zuspielerposition und genießt seitdem das absolute Vertrauen seines Trainers Cedric Enard.
MVP des Pokal-Finales: Nach der Verletzung seines Teamkameraden Ángel Trinidad im November vergangenen Jahres rückte Johannes Tille als Nummer eins auf die Zuspielerposition und genießt seitdem das absolute Vertrauen seines Trainers Cedric Enard. © Flo Treiber

Auch in der Liga aktuell die Nummer Eins

Als Strippenzieher im Spiel der Berliner hat Tille nicht nur dafür gesorgt, dass die Hauptstädter den Pokal gewinnen. Er hat auch einen maßgeblichen Anteil daran, dass die Berliner Tabellenführer in der 1. Volleyball-Bundesliga sind. Diesen Platz an der Sonne wollen Tille und Co. verteidigen, wenn es bereits am kommenden Freitag in Düren erneut gegen den Pokalfinal-Gegner geht und um das nächste Ziel Tilles: „Einen Deutscher-Meister-Titel habe ich noch nicht in meiner Sammlung. Bisher bin ich immer im Viertelfinale gescheitert.“

Ganz nah am Pokal: 2010 feierte Johannes Tille (Nummer 29) seinen ersten deutschen Titel. Mit der U16 holte er an der Seite seines Bruders Leo die Meisterschaft in Mühldorf.
Ganz nah am Pokal: 2010 feierte Johannes Tille (Nummer 29) seinen ersten deutschen Titel. Mit der U16 holte er an der Seite seines Bruders Leo die Meisterschaft in Mühldorf. © Josef Enzinger

Damit meint Tille natürlich die Bundesliga-Karriere. Denn einen Deutschen Meistertitel hat er sehr wohl in der Tasche. 2010 war das der Fall, als er erst zwölfjährig an der Seite seines Bruders Leo in der U16-Mannschaft seines Vaters Jogi Tille mitmischte. Tille kam damals immer aufs Feld zu den bis zu drei Jahre älteren Nachwuchs-Volleyballern des TSV Mühldorf, wenn die Annahme verstärkt werden sollte oder ein frecher Aufschlag gewünscht war. Die Rechnung ging auf. Weitere Meistertitel folgten 2013 mit der U 16 und der U 18.

Am 8. März geht es gegen das „beste Team der Welt“

Das ist 13 Jahre her. Mittlerweile mischt Tille auch in der Champions-League mit. Und er freut sich schon darauf, wenn es am 8. März weiter geht. „Gegen das beste Team der Welt“, so Tille, „gelte es, zwei gute Spiele zu absolvieren.“ Er spricht von Sir Safety Perugia, gegen die Berlin am 8. März zu Hause im Viertelfinale antritt. Das Rückspiel findet eine Woche später in Italien statt.

Als 13-Jähriger bei den U16-Spielern des TSV. Johannes Tille fehlte es nie an Selsbstbewusstsein. 2010 holte er den DM-Titel, überzeugte damals in Mühldorf mit sauberen Annahmen und frechen Aufschlägen.
Als 12-Jähriger bei den U16-Spielern des TSV. Johannes Tille fehlte es nie an Selbstbewusstsein. 2010 holte er den DM-Titel, überzeugte damals in Mühldorf mit sauberen Annahmen und frechen Aufschlägen. © Josef Enzinger

Am Freitag geht es wieder gegen Düren

Tille macht einen fokussierten Eindruck. Zeit zum Feiern bleibt kaum. „Dienstag haben wir noch frei, Mittwoch ist dann schon wieder Training“, erzählt er am Montag, während er gerade die Rückreise mit dem Zug von Mannheim nach Berlin antritt. Immerhin: Beim Pokalsieg hatte er die Gelegenheit, seine Familie zu treffen. Die Eltern Carolin und Jogi und waren da, zusammen mit Schwester Vroni, Bruder Leo, Onkel, Tante. Selbst der Abteilungsleiter seines Heimatvereins in Mühldorf, Stefan Bartsch, fuhr nach Mannheim, um sich das Eigengewächs anzuschauen.

Die Belohnung: ein Reisegutschein

Tille stürmte nach dem Spiel auf den Oberrang, wo sich die Familie dann in den Armen lag. Freundin Cilla durfte da natürlich nicht fehlen. Ob er mit ihr seinen Preis einlösen wird, den er am Sonntag beim Pokal-Finale als Würdigung seiner guten Leistung als MVP erhalten hat, das war von Tille nicht zu erfahren. Ein 1000-Euro-Reisegutschein war das nämlich. Auch ein Ziel konnte er noch nicht nennen. „Darüber mach‘ ich mir im Sommer Gedanken, wenn ich Zeit habe.“ Jetzt hätten andere Ziele Vorrang.

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