ESC-Eklat: Wovor hat Kümmert bloß Angst?

Hannover - Er hätte vor einem Millionenpublikum aus aller Welt auftreten und das internationale Highlight seiner Karriere erleben können: Wieso trat Andreas Kümmert zurück?
Nach dem Sieg bei der Show "The Voice of Germany" im Jahr 2013 war es der nächste große TV-Moment für den 28-jährigen Sänger Andreas Kümmert. Er gewann am Donnerstagabend den deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest - eigentlich!
Denn dann verblüffte er nicht nur Moderatorin Barbara Schöneberger: Als sie ihn zum Sieger kürte, verkündete er seinen Rückzieher. Nun rätseln alle: Warum tat er das?
Focus Online recherchierte in der bayerischen Heimatgemeinde von Kümmert: Gemünden am Main. Eine Vertraute sagte dem Nachrichtenportal:„Ich denke, dass er mit sich selbst im Zwiespalt ist. Auf der einen Seite will er Musik machen und, dass die Leute auf seine Konzerte gehen und dann bricht er es abrupt ab, weil ihm auf der anderen Seite alles zu viel wird."
Es war nicht das erste Mal, dass er sich ins Schneckenhaus zurückzog. Schon nach dem Sieg bei der dritten Staffel von "The Voice" nahm er nicht an der anschließenden Tour mit allen Halbfinalisten ab.
"Jeder wollte Kümmert sprechen, sehen, hören. Doch der Sieger kurierte erst einmal eine angeblichen Erkältung bei seinen Eltern aus. Zwischen den Zeilen las man aber schon damals: Er brauchte eine Pause", mutmaßt die Welt Online.
Hier verkündet Andreas Kümmert seinen Rückzug:
Dieses Muster scheint sich bei Andreas Kümmert durchzuziehen: Statt auf Turbo zu schalten, seine Karriere richtig in Schwung zu bringen, tritt er auf die Bremse und singt lieber in Kneipen. Der ganze Rummel um den ESC, verbindliche Pressetermine und der Erwartungsdruck als deutscher Vertreter - es war wohl alles zu viel für Kümmert.
Warum er trotzdem teilnahm? Auf Anfrage von Focus teilte sein Management mit: "Ein Rock'n'Roller sagt eine Show nicht ab. Wenn man auf die Bühne gehen soll, dann geht man auf die Bühne und singt. Dieses Selbstverständnis hat er schon. Das ist ja auch eine Qualität.“
Für einige mag das sympathisch erscheinen, dass er seinen eigenen Kopf behält - viele fühlen sich aber betrogen. Insgesamt 1,54 Millionen Anrufe und SMS registrierte der NDR am Abend. Ein Großteil fiel auf Andreas Kümmert, der den Vorentscheid mit 78,7 Prozent gewann. All das Geld wurde nun umsonst ausgegeben. Viele seiner Fans riefen mehrfach für ihn an.
Somit bekam die Sängerin Ann Sophie das Ticket für Wien, obwohl sie im letzten Durchgang der Wahl lediglich 21,3 Prozent der Stimmen erhielt.
Der NDR verteidigt das spontane Nachrückverfahren: "Für den abstrakten und unerwarteten Ausfall eines Kandidaten hatten wir immer über das Prinzip des Nachrückens gesprochen", so NDR-Sprecherin Iris Bents. "Daher gab es in dieser unvorhersehbaren Situation eine Entscheidungsgrundlage und -freiheit für Barbara Schöneberger." Die Moderatorin habe das einzig Richtige getan.
Fotos: Der deutsche ESC-Vorentscheid
mg/ro24