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Kreuzfahrt-Klassenfahrt: Hessischer Rundfunk reagiert auf Kritik des Lehrers

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Aida-Flotte: Die Abschlussfahrt von Schülern eines Frankfurter Gymnasiums mit einem Kreuzfahrtschiff sorgt für Diskussionen. (Symbolbild)
Aida-Flotte: Die Abschlussfahrt von Schülern eines Frankfurter Gymnasiums mit einem Kreuzfahrtschiff sorgt für Diskussionen. (Symbolbild) © Bernd Wüstneck

33 Schüler planen ihre Abschlussfahrt - ausgerechnet mit einem Kreuzfahrtschiff. Das sorgt weiterhin für hitzige Diskussionen.

Update vom 20. September 2019: Die Debatte um die Klassenfahrt auf dem Kreuzfahrtschiff geht weiter. Wie der Hessische Rundfunk (hr) im Bezug auf die Berichterstattungen am Freitag mitteilt, habe der Lehrer gegenüber der Rundfunk-Anstalt nicht erwähnt, dass der CO2-Ausstoß durch CO2-Zertifikate kompensiert werden soll. Das habe er laut hr weder im Recherchegespräch noch im Interview getan. Der Rundfunk widerspricht damit der Berichterstattung von Focus Online, die wir im folgenden Update zitieren. Auch im Bericht der Süddeutschen Zeitung werde lediglich darauf verwiesen, dass eine Kompensation möglicherweise geschehe.

Kurz vor knapp sagt der Kapitän der neu getauften „Aida Mira“ die erste Reise auf dem Kreuzfahrtschiff ab. Alle Passagiere hatten bereits gezahlt und waren an Bord. Die Kritik ist groß.

Update vom 19. September 2019: Die Diskussion um eine Klassenfahrt schlägt weiter hohe Wellen, mit dem Echo auf die Kreuzfahrt einer Frankfurter Klasse dürften alle Beteiligten vermutlich nicht gerechnet haben. Nachdem sich zunächst der Schulleiter des Gymnasiums entsetzt über die Berichterstattung des Hessischen Rundfunks (hr) zeigte, äußert sich nun auch der verantwortliche Klassenlehrer Michael Winn. 

Im Gespräch mit Focus Online erklärt der Lehrer: "Von Fake News hatten meine Schüler bislang nur gehört. Dass es ausgerechnet der HR ist, der sie nun verbreitet, schockiert sie." Besonders entsetzt zeigt sich Winn von der Reaktion des TV-Senders: „Es ist wirklich unglaublich, dass der HR die wichtigsten Informationen einfach unterschlägt und so Lehrer und vor allem die Schüler als gleichgültige Umweltfrevler darstellt." Besondere Kritik erfährt dabei der Umstand, dass der TV-Sender in dem Beitrag zu keiner Zeit erwähnt habe, dass die angestrebte Reise sogar CO2-neutral sei.  

Genau dieser Punkt sei nämlich Bedingung der Reise gewesen. „Denn sonst hätten weder Schüler, Eltern noch Lehrer ihre Zustimmung gegeben", erklärt der Klassenlehrer. Wie Winn dann weiter erklärt, würden einige seiner Schüler unter der Berichterstattung sogar leiden. „Ich halte das aus, ich bin fast 60. Aber die Schüler mit einem Bericht, der keine Fakten widerspiegelt, sondern falsche Zusammenhänge suggeriert, auch noch öffentlich an den Pranger zu stellen, halte ich für völlig verantwortungslos", zeigt sich der Klassenlehrer entsetzt. 

Kritik an Kreuzfahrt-Klassenfahrt - Rektor klagt: "Schüler fühlen sich reingelegt"

Update vom 18. September: Der Schulleiter des Frankfurter Gymnasiums, das wegen einer geplanten Klassenfahrt in der Kritik steht, geht in die Offensive. „Die Schülerinnen und Schüler fühlen sich reingelegt“, sagte Hans-Ulrich Wyneken dem Nachrichtenportal watson

Mit seinem Vorwurf nahm er Bezug auf den Hessischen Rundfunk (hr), der in seinem Format "hessenschau" zuerst über das Vorhaben berichtet hatte. Wyneken bezeichnete den Beitrag als "reißerisch" und als "schlechten Journalismus". Ganz im Gegenteil komme die geplante Reise "dem Ideal der CO2-Neutralität von allen Schulfahrten" am nächsten- und man bleibe bei ihr: „Diese ist bereits gebucht und bezahlt."

Der HR lässt diese Kritik indes nicht auf sich sitzen und erklärte watson auf Nachfrage: „Bei dem "hessenschau"-Beitrag handelt es sich um eine Glosse, die auch entsprechend anmoderiert wurde. Diese Form des journalistischen Beitrags lebt von der Zuspitzung.“  

Seine Schule erhalte inzwischen allerdings Hassmails, zitiert watson Rektor Wyneken.

Erstmeldung vom 17.9.: Schüler machen Klassenfahrt mit Kreuzfahrtschiff

Frankfurt/Main - In der Debatte über den Klimaschutz sorgt die Abschlussfahrt von Schülern eines Frankfurter Gymnasiums mit einem Kreuzfahrtschiff für Diskussionen. 33 Schüler der Carl-Schurz-Schule wollen ihre Studienfahrt auf einer fünftägigen Kreuzfahrt von Kiel über Oslo nach Kopenhagen verbringen (390 Euro pro Kopf). 

Frankfurt: Klassenfahrt mit Kreuzfahrtschiff: Schulleiter versteht Debatte nicht

Zunächst hatte der Hessische Rundfunk berichtet. Schulleiter Hans-Ulrich Wyneken reagierte mit Unverständnis. Er bezeichnete die Debatte am Dienstag als «symbolische Attacke» und «emotionale Reaktion» auf ein aufgeladenes Thema.

Studienfahrt-Leiter Michael Winn erklärte, die Schüler und Lehrer fühlten sich «instrumentalisiert». Winn, der die Schüler zusammen mit drei weiteren Lehrern begleiten will und selbst beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) aktiv ist, sagte: «Natürlich ist eine Kreuzfahrt problematisch.» Die Diskussion werde aber unter anderem mit Daten geführt, die «völlig falsch» seien.

Frankfurt: Klassenfahrt mit Kreuzfahrtschiff - Mathelehrer widerspricht Professor

Klaus Vajen, Professor für Elektrotechnik an der Universität Kassel, hatte den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid der Kreuzfahrt pro Kopf mit 1250 Kilogramm berechnet. Als Datengrundlage nannte er Publikationen der Klimaschutzorganisation Atmosfair. Zum Vergleich: Ein Deutscher verursacht im Durchschnitt laut Vajen etwa 11 Tonnen C02 im Jahr. Um die Erderwärmung bis 2050 auf 1,5 Grad-Ziel zu begrenzen, dürften es nur 1,6 Tonnen sein.

Mathelehrer Winn widersprach der Darstellung Vajens: Er komme bei eigenen Berechnungen auf rund 600 Kilogramm. Denn das Schiff fahre nicht mit Schweröl, sondern mit „schwefelarmen Dieselkraftstoff" und verfüge über einen Landstromanschluss.

Schüler hätten Kreuzfahrt selbst vorgeschlagen

Über Umweltfragen haben die Schüler der beiden Leistungskurse Mathematik und Physik nach Winns Worten intensiv diskutiert. Sie hätten die Kreuzfahrt selbst vorgeschlagen. Denn neu ist die Idee nicht: Bereits vor zwei Jahren war ein Mathematik-Leistungskurs auf der gleichen Kreuzfahrt, wie Schulleiter Wyneken sagte. „Damals hat das nur niemanden interessiert.“

Schüler und Eltern hätten sich mit jeweils nur einer Gegenstimme je Kurs für die Kreuzfahrt ausgesprochen. Kosten soll der Aufenthalt 390 Euro pro Person, sagte Wyneken. Damit liege die Kreuzfahrt im Maximalbudget von 450 Euro pro Person für eine Abschlussfahrt.

Abschlussfahrt auf der Aida hat Charakter einer Studienfahrt

Außerdem entspreche sie dem „Charakter einer Studienfahrt“. So stehen laut Winn Museumsbesuche wie im Experimentarium in Kopenhagen auf dem Programm. Die Schüler würden zudem mit dem bordeigenen „Umweltoffizier“ über Klimafragen diskutieren.

Die Meinungen zur Kreuzfahrt einer Frankfurter Schulklasse gehen auseinander. Ein neues Konzept für Schulfahrten fordert jetzt, laut fnp.de*, der bildungspolitische Sprecher vom Landesverband Hessen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften (GEW).

dpa

*fnp.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.

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