Hobbywissenschaftler entdeckt Hai am Mittelmeerstrand – Forscher bezweifeln den Fund
Das Foto eines Koboldhais, der vermeintlich an einem griechischen Strand angespült worden war, machte kürzlich die Runde. Mittlerweile bezweifeln Wissenschaftler den Fund.
Plakias – Ein Koboldhai im Mittelmeer? Eine Sensation! Doch an der Authentizität des Fundes wird mittlerweile gezweifelt. Der griechische Hobbywissenschaftler Giannia Papadakis stolperte 2020 am Strand der Klisidi-Bucht in Griechenland (Insel Kreta) über ein angespültes Wesen, das er als Koboldhai identifizierte. Doch statt aus der Tiefsee hat sich das Tier vielleicht doch von woanders an den beliebten Urlaubsstrand verirrt.
Hellauf begeistert schießt Papadakis jedoch zunächst ein Foto und übergibt es der Wissenschaft. Ein Erfolg. 2022 wird es tatsächlich mit einem Forschungsartikel in der Fachzeitschrift Mediterranean Marine Science veröffentlicht. Die Verblüffung ist groß, denn der Lebensraum von Koboldhaien ist eigentlich die Tiefsee und nicht das Mittelmeer. Scheinbar ein Durchbruch in der Hai- und Tiefseeforschung.
Zweifel an Hai-Fund in Griechenland: „Das sieht überhaupt nicht natürlich aus“
Schon bald wird die Begeisterung geschmälert, als Laien und Wissenschaftler Zweifel an der Echtheit des Geschöpfes aufbringen. Auch in den sozialen Netzwerken wächst das Misstrauen.

„Der Hai wirkt ungewöhnlich klein, außerdem scheinen die Kiemen nicht offen zu sein. Das sieht überhaupt nicht natürlich aus“, sagt David Ebert, Sachbuchautor von „Sharks of the World“, zum Foto des vermeintlichen Koboldhais gegenüber der New York Times. Eine andere Gruppe Meeresbiologen kritisiert in einer öffentlichen Stellungnahme die Schlussfolgerungen ihrer Forscherkollegen. Diese hätten unsauber gearbeitet und voreilig geurteilt. Ein einzelnes Foto und die knappe Beschreibung des griechischen Hobbywissenschaftlers seien auf keinen Fall ausreichende Beweise. „Wir bezweifeln, dass es sich um ein natürliches Fundstück handelt.“
Zweifel an Hai-Fund in Griechenland: Herkunft wirft Fragen auf
Die Autoren des wissenschaftlichen Artikels in der Mediterranean Marine Science haben mittlerweile offenbar den Fehler anerkannt und akzeptierten, dass es zu viele Unsicherheiten zum Fund gebe – ihre Forschungsarbeit ist online nicht mehr verfügbar.

Ein Twitter-Nutzer schien erst vor Kurzem das Mysterium aufklären zu können. Der Meeresbiologe David Shiffmann veröffentlichte Anfang März 2023 das Foto eines Spielzeug-Hais der Marke DeAgostini, der unverkennbare Ähnlichkeit mit dem vermeintlichen Kobolhai an der Mittelmeerküste aufwies. Die untypischen Merkmale deckten sich: dieselbe Anzahl von Kiemen, dieselben ungewöhnlich gerundeten Flossen. Bisher bleibt aber noch ungeklärt, woher der Hai tatsächlich stammt. (Maibrit Schültken)
Einem wirklich echten Hai sind vor Kurzem Forscher vor der Küste der Bahamas begegnet – der riesige Grauhai ist nur knapp an ihrem U-Boot vorbeigeschwommen.