Lohnende Anlage für Jedermann?
„Nichts für schwache Nerven“ - Experten aus der Region zu Bitcoin und anderen Kryptowährungen
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Wer hätte nicht gerne eine Million oder eine Milliarde? Tesla-Gründer Elon Musk soll mit Investitionen in die Kryptowährung Bitcoin eine Milliarde Dollar Gewinn gemacht haben. Wir haben mit Experten aus Rosenheim gesprochen, ob hinter den Kryptowährungen eine lohnende Anlage für Jedermann steht.
Rosenheim – Verführerisch klingt Elon Musks Milliardengewinn. Vermutlich interessieren sich deshalb immer mehr Menschen für Anlagen in Kryptowährungen.
Neben Bitcoins gibt es noch zahlreiche andere Kryptowährungen, die Ethereum, Ripple oder Tether heißen. Wie diese virtuellen Währungen genau funktionieren, erklärt Stefan Dandl, Referent für Innovationen bei der „meine Volksbank Raiffeisenbank“ in Rosenheim: „Bei Kryptowährungen wird Guthaben in einen Programm-Code umgewandelt. Diese Transaktion wird kryptografisch signiert, daher auch der Name ‚Kryptowährung‘, und in einer Blockchain (siehe Infokasten) abgelegt.“ Transaktionen und Verfügungen können nur dann durchgeführt werden, wer den passenden geheimen Signaturschlüssel besitzt.
Keine Währung im eigentlichen Sinne
Eigentlich müsse man den Begriff Kryptowährungen auch in Anführungszeichen setzen, findet Dandl. Schließlich seien sie keine gesetzlichen Zahlungsmittel – außer in El Salvador, hier wurde Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel zugelassen, sagt der Experte. „Vielmehr zählen Kryptowährungen zu den Finanzinstrumenten, wie auch Aktien, Derivate und Co.“, so Dandl.
Statt Münzen oder Scheinen handelt es sich lediglich um Datensätze aus Zahlen- und Nummerkombinationen, erklärt Alexander Korn, Experte bei der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling.
Gehandelt werden Kryptowährungen nicht an der Börse, sondern an speziellen Marktplätzen. „Einer der größten dieser Marktplätze, Coinbase, ist im Mai 2021 spektakulär an die Börse gegangen und hat damit die Kryptowährungen in den Augen vieler endgültig etabliert“, so Korn.
Die „meine Volksbank Raiffeisenbank“ weist außerdem darauf hin, dass es mittlerweile Alternativen zur direkten Investition in Kryptowährungen gibt: „So kann man mit börsengehandelten Zertifikaten oder ETC´s (Exchange Traded Commodities) auf zum Beispiel Bitcoin in Kryptowährungen diese Anlageklasse abdecken. Aber auch Investmentfonds investieren vereinzelt in Kryptowährungen.“
Hohe Schwankungen
In der Tat können die Gewinne bei Kryptowährungen hoch sein, räumen die Bankexperten ein. Jedoch mit hohem Risiko. „Der Markt der Kryptowährungen ist im Vergleich zum Aktienmarkt quasi noch ein ‚Baby‘ – die Schwankungen sind viel extremer“, sagt Sparkassen-Experte Korn. Man könne nur eines sicher sagen: „Kryptowährungen sind nichts für schwache Nerven.“ Auch Stefan Dandl von der „meine Volksbank Raiffeisenbank“ sieht das so und weist darauf hin, dass Kryptowährungen derzeit nicht staatlich reguliert seien.
Die Verbraucherzentrale Bayern rät zwar nicht vollkommen von der Anlage in Kryptowährungen ab, allerdings weist auch sie darauf hin, dass diese mit Vorsicht zu genießen seien. „Dort sollte kein Geld angelegt werden, auf das man angewiesen ist. Zumal der Anleger sich damit sehr intensiv auseinandersetzen muss, da der Markt ganz anders funktioniert“, sagt der Finanzexperte Sascha Straub.
Vorsicht bei Lockangeboten
Schon jetzt gebe es Kunden, die mit Kryptowährungen betrogen werden: „Es gibt viele Online-Plattformen, die zum Teil von Prominenten beworben werden und versprechen, dass man reich wird. Das sind alles Indizien, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht.“ Die Verbraucherzentrale bekomme Beschwerden von Menschen, die zu Teil sehr viel Geld verloren haben.
Doch nicht nur das ist laut Straub ein Problem, sondern auch die dynamische Entwicklung rund um die neue Anlageform: „Es ist möglich, dass sich langfristig eine andere Kryptowährung als Bitcoin durchsetzt.“
Die Neugier vieler Anleger ist jedoch vorhanden. Schon jetzt fragen Kunden vereinzelt bei den Beratern der „meine Volksbank Raiffeisenbank“ nach Kryptowährungen. Zwar werden diese dort aktuell nicht gehandelt, aber man beobachte den Markt sehr deutlich, um Kunden künftig „maß- und verantwortungsvoll“ begleiten zu können.
Die Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling handelt ebenfalls noch keine Kryptowährungen, aber auch dort heißt es: „Die deutsche Sparkassenorganisation beschäftigt sich derzeit mit diesem Thema.“
Das steckt hinter der Blockchain
Blockchain ist eine technische Lösung, um Daten dezentral zu verwalten. Dennoch ist das System nachvollziehbar und soll manipulationssicher sein. Die Infrastruktur mit Daten ist bei der Blockchain verteilt. Auf diese Weise sollen Transaktionen, zum Beispiel im Zahlungsverkehr mit Kryptowährungen, ohne zentrale Instanz vertrauensvoll und transparent zu verifiziert werden können.
Der Name Blockchain leitet sich von der Dokumentationsart der Daten ab: Blöcke von Datensätzen werden aneinandergereiht und werden zu einer ständig wachsenden Blockkette (Englisch: blockchain) verknüpft. Alle Teilnehmer einigen sich an einem einheitlichen Stand in der Blockkette. Verschlüsselungsmechanismen sollen dafür sorgen, dass einmal in die Blockchain aufgenommene Daten nicht mehr verändert werden können.
Ein Vorteil, findet Alexander Korn von der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling. „Die Informationen gehen nicht gleich komplett unter, wenn ein Zentralrechner Schaden nimmt.“ Doch Lücken in der Sicherheit gibt es auch bei der Blockchain. Besonders Endanwendungen wie die Wallets seien oft schlecht gesichert.
Quelle: Bundesamt für Sicherheit in der Infomationstechnik