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Brexit: Deutsche Autoindustrie in Sorge - und sogar ein Star-Dirigent warnt

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Der Brexit ist da: Großbritannien tritt aus der Europäischen Union aus. So wird sich der Brexit auf den deutschen Arbeitsmarkt auswirken.

Update vom 31. Januar 2020, 16.00 Uhr: Großbritannien ist ab Samstag nicht mehr in der EU - aber für die Wirtschaft ändert sich erst einmal wenig: Noch bis Jahresende bleibt Großbritannien im EU-Binnenmarkt und in der Zollunion. Doch Autoindustrie und Maschinenbauer fürchten ebenso wie führende Wirtschaftsforscher, dass London und Brüssel in dieser kurzen Übergangszeit keinen vernünftigen Freihandelsvertrag aushandeln können.

„Denn der ungeregelte Brexit droht jetzt am 1. Januar 2021“, sagte Thilo Brodtmann, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) am Freitag in Frankfurt. Ein Abkommen sollte zumindest Zollfreiheit garantieren, weitere technische Handelshemmnisse vermeiden und die Freizügigkeit von Arbeitnehmern gewährleisten. Aber es müsste vor Jahresende von allen 27 EU-Staaten ratifiziert werden.

Brexit: Deutsche Auto-Unternehmen in Sorge

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hält das für einen „sehr ambitionierten Zeitplan“. Die Autobauer appellierten am Freitag an beide Seiten: „Ein Ende der Übergangsphase ohne oder mit einem wenig ambitionierten Abkommen muss auf jeden Fall vermieden werden.“

Deutschland hat 2018 Waren und Dienstleistungen für 109 Milliarden Euro nach Großbritannien exportiert. Gut 460.000 Arbeitsplätze in Deutschland sind damit verbunden. Großbritannien ist Deutschlands sechstgrößter Handelspartner.

Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), sagte: „Abgesehen von den inhaltlichen Differenzen ist der Zeitplan viel zu ambitioniert.“ Auch Ifo-Präsident Clemens Fuest ist skeptisch: „Alles spricht dafür, dass es sehr schwer sein wird, innerhalb von elf Monaten ein Abkommen zu erreichen.“ Die EU befürchte Vorteile für die Briten durch Steuersenkungen oder Deregulierung im Finanzsektor, die Briten befürchteten überbordende Sozialstandards der EU.

Brexit: Auch Hochkultur fürchtet Konsequenzen - Sir Simon Rattle warnt

Aber auch die Hochkultur ist vom Brexit betroffen: Der weltberühmte britische Dirigent Sir Simon Rattle befürchtet gravierende Auswirkungen des EU-Austritts Großbritanniens auf den Orchester-Betrieb. "Die praktischen Schwierigkeiten werden immens sein, denn es gab nie eine Planung für den Brexit", sagte der Klassik-Star, der lange in Berlin dirigierte, der Nachrichtenagentur AFP.

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Sir Simon Rattle. © AFP / TOLGA AKMEN

Der Chefdirigent der Londoner Symphoniker sieht derzeit keinen anderen Weg, als die Europa-Tourneen seines Orchesters zu kürzen, das bislang zwei von drei Konzerten im Ausland im europäischen Ausland spielt. Die Zollkontrollen für die Instrumente und das Ausfüllen von Formularen dauerten "im Durchschnitt 15 Stunden, was bedeutet, dass unser Reiseleben völlig anders sein wird", sagte Rattle.

Brexit: Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt - Bundesagentur äußert sich

Erstmeldung: Nürnberg - Die Bundesagentur für Arbeit erwartet vom bevorstehenden EU-Ausstieg Großbritanniens kaum Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt. „Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt gering und temporär sind“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur, Detlef Scheele, am Donnerstag in Nürnberg. Das Außenhandelsvolumen Deutschlands mit Großbritannien sei zu klein, um große Ausschläge durch den Brexit erwarten zu lassen.

Brexit: Nur Temporäre Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt

„Wir gehen überhaupt nur davon aus, dass es temporär leichte Auswirkungen haben wird, die sich aber relativ schnell wieder nivellieren“, betonte er. „Keine Panik, was die Auswirkungen des Brexit* für den deutschen Arbeitsmarkt angeht.“ Es müsse jetzt daran gearbeitet werden, die einzelnen Regelungen, etwa für deutsche Arbeitnehmer in Großbritannien, etwa bezüglich Anerkennung von Sozialversicherungsleistungen, für die Zeit nach der Übergangsperiode anzupassen. In der mindestens bis Ende des Jahres vereinbarten Übergangsfrist gebe es ohnehin keinerlei Änderungen zum Status Quo.

Brexit: Vorerst kaum Änderungen wegen Übergangszeit

Großbritannien wird am morgigen Freitag, 24.00 Uhr MEZ, aus der Europäischen Union austreten. Allerdings kommt es zunächst kaum zu Änderungen, weil London und Brüssel eine elfmonatige Übergangszeit vereinbart* haben, in der die bisherigen Regelungen fortgelten und neue Regelungen ausgearbeitet werden sollen.

Was Börse und Wirtschaft allgemein vom Brexit erwarten, erfahren Sie in diesem Artikel bei Merkur.de*.

dpa

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.

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