„Fassungslosigkeit“ bei Angestellten: Danone schließt Werk in Rosenheim - Gewerkschaft mit massiver Kritik
Das Danone-Werk in Rosenheim soll im Juli 2021 geschlossen werden. Betroffen sind 160 Mitarbeiter. Eine Gewerkschaft kritisiert den geplanten Schritt nun massiv.
- Der Lebensmittelkonzern Danone will sein Werk in Rosenheim schließen.
- Davon sind 160 Mitarbeiter betroffen.
- Eine Gewerkschaft kritisiert diese Pläne massiv.
Rosenheim/Paris - Der französische Lebensmittelkonzern Danone schließt sein Werk im oberbayerischen Rosenheim. Im Juli nächsten Jahres soll die Produktion voraussichtlich eingestellt werden, teilte Danone am Mittwoch in München mit. Betroffen wären rund 160 Mitarbeiter.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat diesen Schritt scharf kritisiert. „Die 160 Beschäftigten wurden von der Nachricht kalt erwischt. In der Belegschaft herrscht Fassungslosigkeit“, sagt Manuel Halbmeier von der NGG Rosenheim-Oberbayern. Nun forderte die Gewerkschaft Danone auf, die Schließung des Standorts Rosenheim zu überdenken.
Danone begründet Werksschließung geänderten Verbrauchertrends
Als Begründung für das radikale Vorgehen gab der Konzern an, dass sich Verbrauchertrends rasant ändern würden. Die Auslastung der Danone-Molkerei Rosenheim sei in den letzten zehn Jahren um 70 Prozent gesunken, erklärte das Unternehmen. Es produziert dort griechischen Oikos-Joghurt, Quark-Joghurt Creme, Danone-Mars-Schokojoghurts sowie Danone-Disney-Fruchtjoghurts.
NGG-Sprecher Halbmeier betonte in einer Mitteilung, dass das Rosenheimer Werk einzigartig sei, weil es auch kleine Mengen produzieren könne. „Damit ist der Standort ein wichtiges Labor für die neuen Milchprodukte, die der Weltmarktführer derzeit testet“, sagte Halbmeier weiter.
Danone hat möglicherweise noch anderen Grund für Werksschließung in Rosenheim
Er ging außerdem noch auf einen weiteren möglichen Grund für die Schließung des Rosenheimer Werks ein: die Kündigung eines Produktionsauftrags vom Käsehersteller Hochland. Diese dürfe kein Vorwand sein, um ein ganzes Werk zu schließen.
Sollte der Konzern mit Sitz in Paris an den Schließungsplänen weiter festhalten, sei ein ausgereifter Sozialplan mit soliden Abfindungen erforderlich, fordert die Gewerkschaft. Erste Überlegungen gibt es dazu wohl auch bereits im Konzern: Danone-Deutschland-Geschäftsführer Richard Trechman kündigte bei einer Belegschaftsversammlung einen fairen Sozialplan an. „Für diejenigen, die mobil sind, prüfen wir die Möglichkeiten, in eines unserer anderen Danone Werke zu wechseln, oder aber wir helfen bei Bewerbungen bei Unternehmen innerhalb der Region.“ Den Milchbauern werde Danone helfen, neue Abnehmer zu finden.
Danone-Mitarbeiter in Ochsenfurt sind nicht betroffen
Eine gute Nachricht gab es außerdem für Danone-Mitarbeiter in Ochsenfurt bei Würzburg: Das dortige Werk ist von der Entscheidung nicht betroffen. Stattdessen will Danone an diesem Standort eigenen Angaben zufolge investieren, um schneller auf Verbraucherwünsche reagieren und neben Joghurts und Desserts auch ungekühlte Milchprodukte und pflanzenbasierte Produkte anbieten zu können.
Danone ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer bei Milcherzeugnissen und hat 2018 fast 25 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Dass der Konzern wirtschaftlich offenbar relativ gut dasteht, gibt NGG im Kontext der geplanten Werksschließung Anlass zu Kritik. Denn Danone habe zuletzt eine Umsatzrendite von 15 Prozent bei Milchprodukten erwirtschaftet. Nach Einschätzung von Halbmeier schreibt auch das Rosenheimer Werk seit Jahren schwarze Zahlen. Bei einer Mitgliederversammlung in der kommenden Woche will die Gewerkschaft nun über weitere Schritte beraten.
Doch nicht nur die Danone-Mitarbeiter in Rosenheim sind von einer Werksschließung betroffen. Das Knorr-Werk in Heilbronn steht ebenfalls vor dem Aus.
dpa, cia