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Weidmann: Billiges Erdöl für jeden gut

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Jens Weidmann
Jens Weidmann. © dpa

Frankfurt/Main - Bundesbankpräsident Jens Weidmann sieht das zurzeit billigere Erdöl als eine Art Konjunkturprogramm.

Das Jahr 2015 wird nach Ansicht von Bundesbankpräsident Jens Weidmann besser als erwartet. "Nach derzeitigem Stand und wenn der Ölpreis so niedrig bleibt, wird die Inflation noch niedriger als gedacht, das Wachstum aber besser", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Bei den Branchenverbänden herrscht allerdings nur verhaltener Optimismus, wie eine aktuelle Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ergab.

Auch die Bundesregierung erwartet mehr Wachstum durch den niedrigen Ölpreis, wie der "Spiegel" unter Berufung auf einen internen Vermerk des Bundeswirtschaftsministeriums berichtete. Gerechnet werde mit einem Wachstumsplus von 0,2 bis 0,3 Prozentpunkten. Deutschland werde im kommenden Jahr rund zwölf Milliarden Euro weniger an die Ölförderländer überweisen als im Jahr 2014, berichtete das Magazin aus dem Vermerk. Das sei ein Minus von fast 25 Prozent.

Weidmann sprach sich mit deutlichen Worten gegen die von der Europäischen Zentralbank (EZB) anvisierten Käufe von Staatsanleihen aus den Euroländern aus, um das Wachstum zu fördern. Wachstumsfördernde Maßnahmen seien derzeit gar nicht nötig: "Europa geht es nicht so schlecht wie mancher glaubt." Die Prognosen sagten vielmehr eine Erholung im Euroraum voraus. Das billige Öl wirke zudem wie ein Konjunkturprogramm.

Es "sollte für unsere Entscheidungen im EZB-Rat am Ende nicht ausschlaggebend sein", dass die Finanzmärkte Anleihenkäufe erwarteten, sagte der Bundesbankpräsident. Zuvor hatte sich auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) kritisch zur EZB-Politik des billigen Geldes geäußert. "Die EZB ist in ihren Entscheidungen unabhängig. Billiges Geld darf aber nicht den Reformeifer in einigen Ländern verhindern", sagte Schäuble der "Bild"-Zeitung vom Samstag. Die Argumente Weidmanns würden in der EZB gehört: "Deutschlands Stimme hat Gewicht." Am Ende brauche es aber immer einen Kompromiss.

Die aktuelle Befragung der Branchenverbände durch das IW ergab, dass die deutsche Wirtschaft nur verhalten optimistisch ins Jahr 2015 blickt. Sie erwartet demnach bei Produktion und Umsatz nur noch einen leichten Anstieg. Die Beschäftigung werde aller Voraussicht nach in etwa stabil bleiben.

Die schwächelnde Konjunktur im Euroraum, die Ukraine-Krise, der Mindestlohn und die unklare Energiepolitik hätten bei der deutschen Wirtschaft Spuren hinterlassen. Nur noch sieben der befragten 48 Verbände schätzten die aktuelle wirtschaftliche Lage besser ein als vor einem Jahr. 20 sahen eine eingetrübte Stimmung. Ein Jahr zuvor hatten noch 26 Verbände von einer guten Wirtschaftslage berichtet, lediglich sieben zeigten sich skeptisch.

Gleichwohl bestehe kein Anlass zur Schwarzmalerei: Für das Jahr 2015 erwarteten immerhin 23 der 48 befragten Verbände, dass ihre Mitgliedsfirmen eine höhere Produktion erzielen werden als 2014. Nur vier rechneten mit einem Rückgang. Die Maschinen- und Anlagenbauer erwarten der Umfrage zufolge Impulse aus dem Ausland, die Bauindustrie wiederum setzt auf den anhaltenden Boom beim Wohnungsbau. Noch sind viele Auftragsbücher gefüllt. Doch die Unternehmen sehen zunehmend die Risiken, die aus der internationalen und nationalen Politik resultieren", resümierte IW-Direktor Michael Hüther.

AFP/dpa

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