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ProSiebenSat.1 verkauft N24

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Der TV-Konzern ProSiebenSat.1 trennt sich von seinem Nachrichtensender N24. © dpa

München - Der TV-Konzern ProSiebenSat.1 trennt sich von seinem Nachrichtensender N24.

Wie das Unternehmen am Mittwoch in München mitteilte, übernimmt das Management um Torsten Rossmann, Throsten Pollfuß und dem früheren Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust die Anteile, auch an der Produktionsgesellschaft Maz&More.

Laut dem Mediendienst Kress wurde auch ein Nachrichten-Liefervertrag bis 2016 unterzeichnet. Die neuen N24-Eigner werden die ProSiebenSat.1-Sender mit News beliefern. N24-Chefredakteur Peter Limbourg wechselt als "Senior Vice President Nachrichten & politische Information" zu ProSiebenSat.1.

Zusammen mit dem langjährigen N24-Geschäftsführer Torsten Rossmann und dem Fernsehproduzenten Thorsten Pollfuß erwirbt Aust die Anteile an dem Sender vom TV-Konzern ProSiebenSat.1. Das Bieterkonsortium übernimmt auch die Produktionsgesellschaft Maz&More, wie ProSiebenSat.1 und N24 am Mittwoch in München und Berlin mitteilten.

Zugleich vereinbarten die Partner, dass die Sender der Gruppe und auch das Sat.1-Frühstücksfernsehen zunächst bis 2016 weiter von N24 mit Nachrichten versorgt werden. Nach Angaben von ProSiebenSat.1 kostet die Abgabe des Senders bis zu 41 Millionen Euro, dazu kommen Abschreibungen auf Anlagegüter von bis 12 Millionen Euro.

Der Konzern prüfte seit längerem die Zukunft von N24. Zum 1. September 2010 sollen nach heutigem Stand 218 Vollzeitstellen bei N24 besetzt sein, von denen voraussichtlich dann 72 durch Vertragsaufhebungen oder Kündigungen abgebaut werden sollen.

Die Moderatoren der Nachrichten von Sat.1, ProSieben und Kabel eins sollen künftig bei den Sendern angestellt sein. “Meine Aufgabe wird es vor allem sein, mich ab sofort um zusätzliche Aufträge für neue Reportagen und Dokumentationen zu kümmern“, erklärte Aust.

Der 63-jährige Journalist und Gründer von “Spiegel TV“ hatte zuletzt ein neues Nachrichtenmagazin unter dem Arbeitstitel “Woche“ auf den Markt bringen wollen. Der Medienkonzern Axel Springer (“Bild“, “Die Welt“) und die WAZ-Gruppe (“Westdeutsche Allgemeine Zeitung“), die als Partner dafür im Gespräch waren, zogen sich aus dem Projekt zurück.

N24 will sein Programmschema weitgehend beibehalten, sich aber stärker auf die Politik-Berichterstattung konzentrieren. Bis zum vierten Quartal 2011 will der Sender ein deutsches Netzwerk von Videojournalisten mit 13 Stellen aufbauen. Ein Teil der N24-Magazine, die bisher von der ProSiebenSat.1-Gruppe zugeliefert wurden, sollen durch Dokumentationen und Reportagen ersetzt werden. Pro Jahr will N24 rund 50 Reportagen in Auftrag geben.

Nachfolger von Peter Limbourg als Chefredakteur wird Arne Teetz, sein bisheriger Stellvertreter. Limbourg, der als Vizepräsident für Nachrichten und politische Information in die ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH wechselt, präsentiert weiter die “SAT.1 Nachrichten“.

Die Führung von ProSiebenSat.1 hatte lange über die Zukunft von N24 beraten. Konzernchef Thomas Ebeling hatte dazu eine Debatte um die Informationsangebote im Privatfernsehen entfacht. Vor allem aus der Politik wurden Vorwürfe laut, die Privaten vernachlässigten die Information und überließen die wenig quotenträchtigen Nachrichten dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Der Manager betonte stets, ein hochwertiges Nachrichtenangebot produzieren zu wollen. Als wenig wahrscheinlich galt unter Experten allerdings, dass die Senderfamilie N24 behalten würde.

Interessenten gab es einige, darunter der russische Investor Dmitri Lesnewski, der kürzlich nach zwei Jahren den Privatsender Das Vierte verkauft hatte, aber auch die Eigner der Nachrichtenagentur ddp galten als mögliche Käufer von N24. ProSiebenSat.1 war 2009 dank besserer Werbegeschäfte in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt.

2006 war eine Übernahme des Senderverbunds durch Axel Springer am Widerstand des Kartellamts gescheitert. In der Folge ging das Unternehmen mehrheitlich an die Finanzinvestoren KKR und Permira. Nach der von den beiden Haupteigentümern angestoßenen Übernahme der skandinavischen Sendergruppe SBS litt ProSiebenSat.1 unter einer Schuldenlast von mehr als drei Milliarden Euro.

dpa/fro

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