Telekom im Visier des Kartellamtes
Bonn - Die Telekom soll nach einem Bericht der “Wirtschaftswoche“ bei der Zusammenarbeit mit den Mobilfunkvertreibern Debitel und Freenet gegen Wettbewerbsregeln verstoßen haben.
Das Bundeskartellamt bestätigte am Freitag in Bonn, dass es wegen eines Anfangsverdachts ermittle. Die Behörde prüfe, ob ein Verfahren einzuleiten wäre. Die Telekom wies die Vorwürfe zurück.
Es gebe Unterlagen, wonach die Telekom versucht habe, das Wettbewerbsverhalten von Debitel zu beeinflussen, sagte der Sprecher des Kartellamts. Die “Wirtschaftswoche“ berichtete, es bestehe der Verdacht, dass die Telekom nach Amtsantritt des Vorstandsvorsitzenden René Obermann im November 2006 ihren Verkäufen durch den Aufbau eines Vertriebskartells mit Debitel und Freenet aufgeholfen habe.
Ein Telekom-Sprecher sagte dazu der Nachrichtenagentur dapd, der Konzern habe bei Vereinbarungen mit Vertriebspartnern nicht gegen Wettbewerbsregeln verstoßen. Wie die Situation rechtlich zu bewerten ist, ist nach Angaben der Wettbewerbsbehörde noch unklar. Laut “Wirtschaftswoche“ heißt es in einem von der Telekom angeforderten Gutachten der Rechtsanwaltskanzlei Clifford Chance: “Jede Form der Zusammenarbeit von Wettbewerbern im Rahmen des Vertriebs von Produkten und Dienstleistungen ist kartellrechtlich bedenklich.“ Debitel und Freenet treten einerseits als Konkurrenten der Telekom auf, betreiben aber keine eigenen Mobilfunknetze.
Letztlich sind sie Wiederverkäufer für Vorleistungsprodukte der Telekom, aber auch der Konkurrenten Vodafone, O2 und E-Plus. Zugleich verkaufen die sogenannten Serviceprovider, mit deren Hilfe die neuartigen Mobilfunknetze bei deren Start Anfang der 1990er Jahre populär gemacht werden sollten, aber auch Originalprodukte der vier Netzbetreiber. Zwtl: Hilfe für angeschlagenen Partner Nach dem Bericht der “Wirtschaftswoche“ soll die Zusammenarbeit zwischen Telekom und Debitel so eng gewesen sein, dass der damals designierte Debitel-Vorstandschef Oliver Steil auf einer Vorstandssitzung im November 2007 vorgeschlagen habe, die Unabhängigkeit aufzugeben und “der Deutschen Telekom eine bevorzugte Vermarktung einzuräumen“.
Die Telekom habe in der Folgezeit “mit Prämien und Zuschüssen in Millionenhöhe“ unter anderem dafür gesorgt, dass Debitel 2007 wieder in die Gewinnzone zurückkehrte, heißt es in dem Bericht. Der Eigner Permira habe deshalb Debitel für 1,6 Milliarden Euro an Freenet verkaufen können. Kartellrechtlich bedenkliche Vereinbarungen soll es dem Bericht zufolge auch mit Freenet gegeben haben. So habe T-Mobile über die “Migration einer kleinen Zahl besonders wertvoller Kunden“ verhandelt. Eine solche Migration habe es nicht gegeben, betonte der Telekom-Sprecher.
dapd